Erikli bekommt Antwort vom Innenministerium
Ermittler sehen "Schwäbischen Kulturverein" rechtsextremistisch durchsetzt

Die "Querdenker" Kundgebung im Herbst 2020 in Konstanz sorgte für riesige Polizeieinsätze - auch im Gegendemonstranten in Schach zu halten.  Unter den Organisatoren sollen auch rechtsextreme Aktivisten gewesen sein. | Foto: Fiedler/Archiv
  • Die "Querdenker" Kundgebung im Herbst 2020 in Konstanz sorgte für riesige Polizeieinsätze - auch im Gegendemonstranten in Schach zu halten. Unter den Organisatoren sollen auch rechtsextreme Aktivisten gewesen sein.
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Konstanz. Nahezu alle GründerInnen des sogenannten „Schwäbischen Kulturvereins“ aus Konstanz sind oder waren in der „Identitären Bewegung“ (IB) aktiv. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Landtagsabgeordneten Nese Erikli an die Landesregierung über die Aktivitäten des Tarnvereins für die rechtsextreme Bewegung hervor, wie sie nun informierte.
Demnach korrigiere das zuständige Innenministerium eine Angabe aus einer vorigen Anfrage von Erikli. 2018 ging man von drei bei der IB aktiven Gründungsmitgliedern des „Schwäbischen Kulturvereins“ aus, nun von „mindestens fünf“. 2017 sei der Verein von sieben Personen gegründet worden, so Erikli.  „Damit ist endgültig klar, welche Zwecke dieser Verein und seine Mitglieder in Wahrheit verfolgen. Sich als Kulturverein zu bezeichnen, ist nichts weiter als ein zynischer und nunmehr gescheiterter Versuch der Tarnung“, schreibt Nese Erikli in ihrer Erklärung.

Vor einigen Tagen machte die Konstanzer Abgeordnete bereits bekannt, dass der Konstanzer Verein offenkundig Räume in Ulm für IB-Aktivitäten angemietet hat. Diese sollen von Rechtsextremen als Treffpunkt und Lagerort für etwaige Aktionen genutzt werden. Im März 2020 sei über den „Schwäbischen Kulturverein“ bereits heimlich ein IB-Aktivistentreffen in den Tagungsräumen von Schloss Ebersberg in der Gemeinde Auenwald organsiert. In der Region hatte die Identitäre Bewegung für besonderes Aufsehen gesorgt mit einer "Verhüllung" der Imperia im Konstanzer Hafen mit einem "Burka"-ähnlichen Stoffschleier.

Rechtsextreme beteiligen sich an angeblicher „Friedensdemo“

Auch einen konkreten Einblick in die Vernetzung zwischen rechtsextremer Szene und den von sogenannten Querdenkern organisierten Demonstrationen in und um Konstanz liefert die Antwort des Innenministeriums auf die Kleine Anfrage von Nese Erikli. So erklärt das Innenministerium, dass bei der Großveranstaltung am 3. und 4. Oktober 2020 rund um den Konstanzer Hafen „ein Schweizer Rechtsextremist sowie die rechtsextreme Kleinpartei ‚III. Weg‘“ zur Teilnahme mobilisierte. Außerdem wurde das vom Verfassungsschutz der „Neuen Rechten“ zugeordnete rechtsextreme Polit-Magazin „Compact“ dort verteilt.
Rund um den Tag der Deutschen Einheit 2020 sollte damals eine menschliche „Friedenskette“ um den Bodensee gebildet werden, auch unter dem Titel "Querdenken".  Hauptstandort der Kundgebungen mit tausenden Teilnehmenden war Konstanz. Das Vorhaben sorgte national wie international für Beachtung, war ein Kraftakt für die Ordnungskräfte der Stadt Konstanz und musste von Hundertschaften der Polizei begleitet werden.
Sie rief aber vor allem eine große Zahl von Gegenprotesten hervor: Tausende Menschen demonstrierten größtenteils friedlich gegen die Aktionen, es gab aber auch die altbekannten Konfrontationen von Mitgliedern beider Lager. Die UNI Konstanz hatte die Demonstration zu näheren Untersuchungen über die "Querdenken"-Bewegung und ihre Sympathisanten genutzt undveröffentlicht.

„In unserer Demokratie hat jede und jeder das Recht, seine Meinung zu äußern und gegen Gesetze oder Vorhaben zu demonstrieren – friedlich und im Rahmen unserer Verfassung“, erklärt Nese Erikli. „Wer sich aber mit Rechtsextremisten umgibt und diesen geflissentlich oder fahrlässig eine Plattform bietet, hat entweder im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst oder ignoriert die wahren Ansinnen dieser Verfassungsfeinde.“

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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