Interview mit Samuel Wendel
»Die Weihnachtsspiele sind schon immer geil«

Der Spieler des HSG Konstanz, Samuel Wendel, beim Spiel gegen Essen | Foto: Peter Pisa
  • Der Spieler des HSG Konstanz, Samuel Wendel, beim Spiel gegen Essen
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Konstanz.  Samuel Wendel (26) gehört seit 2016 zum Kader der HSG Konstanz und ist damit der dienstälteste Akteur in der ersten Mannschaft. Der ehemalige österreichische Auswahlspieler (Jugend, Junioren, B-Nationalmannschaft) wurde in Bregenz geboren und spielte vor seinem Wechsel in die größte Stadt am Bodensee am östlichen Seeufer für den HC Hard. Der Vorarlberger studiert an der mit der HSG kooperierenden HTWG Wirtschaftsrecht und wohnt zusammen mit seiner Freundin im Konstanzer Stadtteil Paradies. In dieser Saison erzielte der Linksaußen 37 Tore.

Im Interview spricht er über Weihnachtsrituale, Englische Wochen und das Christmas-Game am 26. Dezember um 17 Uhr in der Schänzle-Hölle gegen Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.

Interview:

Sam, nach schwierigen ersten Wochen in der 2. Bundesliga gelang es der HSG Konstanz die ersten elf Punkte zu sammeln. Was fehlte in Duellen mit Topmannschaften wie Nordhorn-Lingen und Eisenach?

Wir sind in manchen Situationen zu brav, zu lieb, müssen uns wehren und dürfen nicht alles mit uns machen lassen. Man kann es vielleicht unter dem Begriff »Abgezocktheit« oder, so blöd das klingt, mit »zu grün hinter den Ohren« beschreiben.

Bei dir persönlich läuft es in den letzten Wochen richtig gut. Man sieht dir an, du hast Bock.

Ich habe immer Bock! Uns ist es gelungen, uns als Mannschaft spielerisch weiterzuentwickeln. Dadurch erhalten die Außen vermehrt die Chancen, in den Abschluss zu gehen. Das hat in letzter Zeit gut funktioniert. Das Wichtigste ist, dass man trifft. Für mich gibt es allerdings noch zusätzliche Kriterien in der richtigen Wurfauswahl und in der Abwehrarbeit, die mir helfen, mit Fehlern umzugehen.

Du gehst sehr streng mit dir ins Gericht?

Ja, total. Auf diesem Niveau wird es wenige Handballer geben, die sehr zufrieden sind. Es gibt immer etwas, das man verbessern kann. Ich bin da überkritisch mit mir selbst. Der Kopf macht die Analyse für mich. (lacht) In allen möglichen und unmöglichen Situationen kommen die Szenen der Fehler wieder hoch. Am Abend nach dem Spiel kann man wenig mit mir anfangen, vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht gut war. Am Tag danach ist es besser.

Im Jahresendspurt stehen für die HSG fünf Spiele in rund zwei Wochen auf dem Programm. Wie kommt man da gut durch?

(grinst) Man gewöhnt sich daran, dass es irgendwo zwickt. Man tut alles, was dem Körper guttut. Eine gute Nachbereitung gehört dazu, Physiotherapie, guter Schlaf und Ernährung, Thermohosen, Massagepistolen oder andere Ausrüstung und so weiter. Jeder weiß, was für seinen Körper wichtig ist und hat sein eigenes Programm.

Am 26. Dezember kommt Erstliga-Absteiger Lübbecke zum Christmas-Game in die Schänzle-Hölle. Ein besonderes Highlight?

Das heißt zwar, dass wir, abgesehen von Heiligabend, auch trainieren und Spieler, die es weiter bis zu ihren Familien haben, dadurch Probleme haben, nach Hause zu kommen und Weihnachten zu feiern. Für mich geht das alles. Aber die Weihnachtsspiele sind schon immer geil. Alle haben Zeit, die Hallen sind richtig voll und dass wir ein Heimspiel vor voller Schänzle-Hölle haben und nicht auch noch reisen müssen, wie bei den letzten Weihnachtsspielen, ist super. Bei uns ist ohnehin jedes Heimspiel ein Highlight. An Weihnachten aber ganz besonders.

Wie sieht Heiligabend im Hause Wendel aus, habt ihr besondere Rituale?

(grinst) Es fängt seit vielen Jahren vormittags damit an, dass mein Vater und ich das Geschenk für meine Mutter einkaufen gehen. Nachmittags gehen wir in die Christmette. Danach folgt mittlerweile das Abendessen. Das war früher anders, als die Bescherung das Allerwichtigste war. Jetzt überwiegt der Hunger und die Prioritäten haben sich verschoben. Oft gibt es den Teppanyaki-Grill oder klassisches Raclette. Da ich sonst selbst kochen muss, freue ich mich auf alles, was meine Mutter zubereitet.

Danach kommt am zweiten Weihnachtsfeiertag mit Lübbecke ein absolutes Topteam und ein Aufstiegsfavorit nach Konstanz. Wie schätzt du die Ostwestfalen ein?

Als absolute Topmannschaft, mit diesem Kader und den Leistungen, die sie in dieser Saison schon teilweise gezeigt haben. Das ist ohne Frage eine richtig gute Mannschaft. Sie werden um den Aufstieg mitspielen. Für uns geht es in den letzten Wochen gegen ein Topteam nach dem anderen. Wenn man jedoch 100 Prozent abruft, kann jeder gegen jeden gewinnen. Wenn nicht, verliert man gegen jeden. Das gilt ganz besonders für uns.

Was macht dir dennoch Mut für diese Herausforderung?

Dass ich weiß, was die Jungs können und sehe, was sie jeden Tag im Training leisten. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch längst nicht dort, wo wir sein können. Wenn wir alles abrufen, werden wir unsere Punkte holen.

Für Janis Boieck steht nach der zweiten schweren Knieverletzung so kurz nach seinem Comeback eine schwere Zeit bevor. Du hattest ein ähnliches Schicksal und bist jetzt zurück auf Topniveau. Wie kommt man aus solch einem Loch wieder heraus?

Janis wird viel beim Team sein. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist das gut, um drinzubleiben. Auf der anderen Seite ist es unglaublich schwer, nur von außen dabei zu sein und nicht helfen zu können. Das ist eine bescheidene Situation. Ich hatte ebenfalls zweimal hintereinander die gleiche Verletzung – zweimal einen Kreuzbandriss. Ich weiß, dass er wieder zurückkommen wird und wir ihn nach Kräften dabei unterstützen werden.

Du wirst von deinen Mitspielern mitunter als »wandelndes Lexikon« bezeichnet. Mit welchem Wissen kannst du dienen?

(lacht) Man könnte es unter jeglichem unnützen Wissen zusammenfassen. Sei es aus Geografie, Geschichte oder »Nerd-Sachen«, wie dass ich aus Harry Potter rezitieren kann. Das sind sehr viele Sachen, zum Großteil aber gefährliches Halbwissen.

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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