Familienunternehmen Aptar

Aus Pfeiffer wird Aptar - Vom Flüchtlingsbetrieb zum börsennotierten Weltkonzern

In den Wirren der Nachkriegszeit baut die heimatvertriebene Familie Pfeiffer mit Mut, Innovationsgeist und Menschlichkeit erfolgreich ein Unternehmen auf und legt Jahre später zusammen mit weiteren Firmen die Saat für den heutigen Weltkonzern Aptar.

DER MENSCH STEHT IM MITTELPUNKT

Erich Pfeiffer, 1900 geboren, der im Sudetenland eine Aluminium- Gießerei betreibt, wird nach Kriegsende mit seiner Familie heimatvertrieben und gründet 1947 in Buchloe eine Metallwaren-Fabrikation. Die Geschäftsidee, Ballpumpen-Parfümzerstäuber zu entwickeln und zu produzieren, macht den Familienbetrieb so erfolgreich, dass Platz fehlt. 1952 erfolgt daher die Umsiedlung nach Radolfzell und die Umfirmierung zur Ing. Erich Pfeiffer KG.
Für Erich Pfeiffer, der Offenheit und Menschlichkeit vorlebt, sind Mitarbeiter keine Untergebenen, sondern Persönlichkeiten, mit denen respektvoll und mit Anstand umzugehen ist.
Neue Materialien und der Wettbewerb erfordern Weiterentwicklung. Mit dem Spirit der Mitarbeiter wächst die Firma und macht Mitte der 60er Jahre mit einem Auftrag aus Paris den ersten Schritt ins Ausland.

VERTRAUEN

Anfangs noch von Familienmitgliedern geleitet, übernehmen nun auch bewährte Mitarbeiter Führungsaufgaben. Verantwortung ist bis auf die unterste Arbeitsebene delegiert. In dieser Atmosphäre von Vertrauen und Wertschätzung wird entwickelt, das Geschäft floriert. Erich Pfeiffer muss sich krankheitsbedingt aus dem Geschäft zurückziehen und stirbt im Jahr 1971.
Die Pfeiffer-Mannschaft macht jedoch im Geist des Gründers weiter. Ihr gelingt Anfang der 70er Jahre - mit dem späteren Geschäftsführer Lothar Graf als Entwickler – die Erfindung einer modular aufgebauten Zerstäuberpumpe, eine Weltneuheit. Nasenspray lässt sich ab jetzt optimal zuführen – der Schritt ins Pharmageschäft führt zu einem Wachstumssprung. Als ausgebildeter Kaufmann steigt der älteste Sohn Peter 1975 voll in den elterlichen Betrieb ein, übernimmt die technische Leitung und ist ganz und gar auf die Expertise der Mitarbeiter angewiesen.
Zuhörend und menschlich pflegt er die Kultur des Vaters weiter. Im selben Jahr vollzieht die Firma einen strategischen Schritt, der in der Folge zur Gründung von Aptar führen sollte: Die Minderheitsbeteiligung der US-amerikanischen Pittway Corp. an der Ing. Erich Pfeiffer GmbH & Co. KG.
Das Geschäft weitet sich auf alle europäischen Länder und darüber hinaus nach USA und auch Asien aus. Neben neuen Produkten und Anwendungen wird die Fähigkeit, die Herstellungsprozesse permanent zu verbessern, zum Innovationstreiber.

INNOVATION

1983 wird Peter Pfeiffer Geschäftsführer in Radolfzell. Es folgen der vollständige Umzug aus der Kernstatt in den Ortsteil Böhringen (1973), die Einführung völlig neuer Techniken wie CAD und Roboter, die neue Produktionsstätte in Eigeltingen (1990): Flexibel setzen die Mitarbeiter die notwendigen Veränderungen kompetent um.
Im April 1993 fusioniert die Ing. Erich Pfeiffer GmbH & Co. KG mit einer Division der Pittway Corp., geht an die Börse in New York (NYSE) und wird zu Aptar. Wesenskern des neuen Weltkonzerns: „aptare“ (lat.) = anpassen, flexibel sein. Peter Pfeiffer führt die Aptar-Group als CEO vereinbarungsgemäß vier Jahre lang. Im Zuge einer Neuorganisation von Aptar wird die Ing. Erich Pfeiffer GmbH zu Aptar Radolfzell GmbH. Aus dem Anspruch, innovativster Anbieter zu sein, entstehen viele weitere marktfähige Lösungen, die heute Bestandteil weltbekannter Produkte sind.
Als Lothar Graf in den Ruhestand wechselt, übernimmt 2009 Thomas Klofac, seit Jahren im Hause dabei, die Nachfolge als Geschäftsführer. Innovation und der offene Umgang mit Vielfalt zählen mehr denn je in der weltweiten Organisation. Bei all dem bleibt – ganz im Geist eines deutschen Mittelstandsunternehmens – die ehemalige Pfeiffer KG auch unter dem Dach der Aptar-Group heimatverbunden und blickt mit Optimismus in die Zukunft.

WICHTIGE FAKTEN ÜBER APTAR AUF EINEN BLICK

Standorte: Die Aptar Radolfzell GmbH ist ein Unternehmen der börsennotierten (NYSE) Aptar Group Inc. Als Marktführer für Dosier- und Verschlusssysteme in der Verpackungsindustrie arbeiten in über 20 Ländern an mehr als 60 Standorten über 13.500 Mitarbeiter, davon mehr als 850 in Radolfzell und Eigeltingen.

Produkte: In Radolfzell und Eigeltingen werden jährlich mehr als 700 Mio. Dosiersysteme für den Pharmabereich hergestellt, enthalten in über 900 Produkten. Darunter auch weltweit führend Nasenspray-Pumpen für Allergische Rhinitis, Salzwasser-Nasenspülungen und Spendesysteme für nicht konservierte Arzneimittel.

Ausbildung: Aptar Radolfzell GmbH bildet jährlich über 60 Auszubildende und Studenten in 11 Ausbildungs- und Studiengängen aus, in kaufmännischen und technischen Bereichen. Beste Chancen, in der Aptar-Group seinen Weg zu gehen.

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Autor: Werner Leber, WOCHENBLATT

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