Großes WOCHENBLATT-Interview mit Oberbürgermeister Martin Staab
»Ich möchte wissen was die Radolfzeller denken«

Foto: Martin Staab seit 100 Tagen im Amt als Radolfzeller Oberbürgermeister. Dem WOCHENBLATT gegenüber ließ er seine bisherige Amtszeit Revue passieren.swb-Bild: gü
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Radolfzell (gü). Am 2. Dezember des vergangenen Jahres wurde Martin Staab in sein Amt als Oberbürgermeister von Radolfzell eingeführt. Jetzt ist er 100 Tage im Amt. Dem WOCHENBLATT gegenüber ließ der 50-Jährige seine bisherige Zeit als Radolfzeller Rathauschef Revue passieren.

WOCHENBLATT: Sie sind jetzt seit 100 Tagen Oberbürgermeister von Radolfzell. Was sind die Ergebnisse ihrer bisherigen Amtszeit?

Martin Staab: In der ersten Zeit galt es vor allem, zuzuhören und viele Gespräche zu führen. Viele Termine und wichtige Projekte wie Haushalt und Seetorquerung bestimmen die tägliche Arbeit. Bestimmend waren Repräsentationstermine, einschließlich einer herrlichen Fasnet, um die Menschen und deren Meinungen kennen zu lernen. Ansonsten sind sehr viele Projekte intern in Arbeit und müssen dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden.

WOCHENBLATT: Nehmen Sie das eindeutige Ergebnis der OB-Wahl vom 20. Oktober 2013 als besondere Verpflichtung und Ansporn?

Martin Staab: Natürlich ist das eine ganz besondere Verpflichtung. Ich möchte in den kommenden acht oder sechzehn Jahren in Radolfzell viel bewegen, deshalb haben die Menschen mich gewählt. Viele positive Rückmeldungen, ganz einfach auf dem Marktplatz oder beim Gang durch die Straßen, bestätigen mir, auf dem richtigen Weg zu sein.

WOCHENBLATT: Die Seetorquerung ist derzeit in aller Munde. Sie haben sich für eine repräsentative Bürgerbefragung für das Jahrhundertprojekt ausgesprochen. Was sind die Gründe hierfür?

Martin Staab: Ein so großes Projekt hat einen langen Vorlauf und die Bürger erfahren immer nur »häppchenweise« wie der Sachstand ist, aber das ist ganz normal. Die Menschen sind heute mit vielen Themen befasst und deswegen interessieren sie sich meist erst kurz vor den wesentlichen Entscheidungen für ein solches Thema. Viele haben jetzt ihr Interesse entdeckt und wir versuchen gerade nochmals im Schnelldurchlauf die Diskussionen und das Ausscheiden von Alternativen in den letzten drei Jahren nachzuholen, damit die Menschen das Projekt kennen und verstehen. Deshalb habe ich auch das große Stadtgespräch am 3. Februar mit den wesentlichen Informationen für die Bürger gemacht. Aber das Thema war auch schon ein Teil des Wahlkampfes und es gibt unterschiedliche Meinungen dazu.
Da finde ich es wichtig eben nicht nur die 25 Leserbriefmeinungen, die Meinung der 60 Menschen, die zu einer Veranstaltung in den Bürgersaal kommen oder die 100 Meinungen, die einem über die Zeit bei verschiedenen Veranstaltungen begegnen, zu kennen. Ich möchte wissen wie die 30.000 Radolfzeller denken. Das schafft man nicht mit einem Bürgerentscheid, da gehen nur die Gegner hin. Das schafft man auch nicht mit einer normalen Bürgerbefragung, da machen vielleicht nur 40 Prozent der Wahlberechtigten mit.
Deswegen soll ganz bewusst das Institut für Demoskopie Allensbach mit seiner Erfahrung repräsentativ die Bürger befragen. Ich weiß, dass manche dies nicht gut finden, weil sie ganz persönlich ihre Meinung nicht abgeben können. Aber in der Gesamtheit geben sie ihre Meinung eben doch repräsentativ ab.
Nur so weiß ich – und das möchte ich bei einem solchen Großprojekt wissen – was die Radolfzeller wirklich denken, bevor ich meine Stimme im Gemeinderat abgebe.

WOCHENBLATT: Im Wahlkampf war eines Ihrer Schwerpunktthemen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Welche nachhaltigen energiepolitischen Ziele stehen ganz oben auf Ihrer Agenda?

Martin Staab: 2020/22 soll der Energiebedarf Radolfzells aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das fängt bei der Stromversorgung aus Wind, Wasser etc. an, muss sich aber auch in die anderen Energiefelder fortsetzen.

WOCHENBLATT: In Ihrer Haushaltsrede im Februar verdeutlichten Sie, dass der Haushalt 2014 nicht Ihre Handschrift trägt. Wie wird Ihre Handschrift beim Haushalt 2015 aussehen?

Martin Staab: Ich möchte Schwerpunkte setzen in den Ortsteilen, in der Kinderbetreuung und bei Umweltfragen. Das sind aber sicher noch nicht alle Themen, bei denen es Veränderungen geben wird.

WOCHENBLATT: Das Mögginger Kinderhaus steht in den Startlöchern. Wie gut sehen Sie die Stadt Radolfzell in Sachen Kinderbetreuung aufgestellt?

Martin Staab: Nicht so gut wie es sein sollte nach den gesetzlichen Vorgaben, aber es ist viel im Gange und wir holen auf!

WOCHENBLATT: Sind Sie und Ihre Familie schon in Radolfzell heimisch geworden?

Martin Staab: Wir fühlen uns sehr, sehr wohl und die Menschen haben uns toll aufgenommen. Aber es fehlt uns noch ein endgültiges Heim, doch wir haben jetzt etwas Zeit, um zu suchen.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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