Ulrike und Joachim Blatter am "Iron Curtain Trail" entlang der Ostsee unterwegs
Durch sieben Länder für das Jugendprojekt

Blatter Bosnien 1 | Foto: Im Berlin wurde die gesetzte Ziellinie am Brandenburger Tor erreicht. swb-Bild: pr
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Gottmadingen. Sie sind kürzlich wieder wohlbehalten in Gottmadingen angekommen. Hinter Ulrike und Joachim Blatter liegt freilich eine sechswöchige Fahrradreise mit Startpunkt in Tallin (Estland). Es folgten Lettland, Litauen, die russische Exklave Kaliningrad und Polen. Ab Usedom bis zum Zieleinlauf in Berlin radelten sie wieder über deutschen Boden. Insgesamt legten sie über 2.700 Kilometer zurück.

Die Streckenführung orientierte sich am sogenannten "Iron Curtain Trail", entlang der Grenze, die während des Kalten Krieges Europa trennte. Mit 36 Kilo Gepäck waren die beiden komplett autonom. Der Start wurde bei Rekordhitze auf schmelzendem Asphalt vollzogen, weiter ging es über Schotterpisten und Sandstraßen bei stetem Gegenwind, der sich zeitweise zum Sturm steigerte, so dass die Tour auch körperlich zu einer echten Herausforderung wurde.

„Als Radfahrer bist du wehrlos und ohne Knautschzone im Verkehr und sehr stark den körperlichen Bedürfnissen und dem Wetter ausgeliefert. Das macht verletzlich, aber auch empfänglich. Bei kleinen Begegnungen und Freundlichkeiten empfindest du große Dankbarkeit. Nichts ist selbstverständlich. Wir erlebten viele Emotionen der Einheimischen uns gegenüber: alte Menschen, die Angst hatten Deutsch zu sprechen, Menschen, die uns wie Landstreicher voller Verachtung behandelt haben aber auch überwältigende Freundlichkeit und Gastfreundschaft. So wurden wir einmal, als wir klatschnass im Regen standen von einer litauischen Familie „aufgesammelt“ und nach Hause eingeladen. Unsere Fahrräder wurden im vierten Stock geparkt und wir zwei Tage lang im Kinderzimmer untergebracht.“

Auch unter dem Aspekt gesellschaftliche Entwicklung war die Reise ein Wechselbad: von transparenten Regierungen und dynamische Wachstum skandinavischen Stils wie in Estland, über völlig verarmten Regionen in Lettland zu bescheidenem Wohlstand, der aber jederzeit ins Prekäre umschlagen kann in Litauen führte der Weg nach Russland, wo die Menschen das rigide System so freundlich weglächelten, dass die beiden Radtouristen dort ihre Herzen verloren. Polen war für sie genauso widersprüchlich. »Es ergaben sich interessante Gespräche, die sich oft um Angst vor Überfremdung drehten. Militarismus und offener Nationalismus irritierten« erinnert sich Ulrike Blatter an ihr Bild von Polen.

„Wir haben oft an die Situation in Bosnien gedacht und Beispiele im Guten wie im Schlechten gefunden, was man anders machen könnte. In allen Überlegungen landen wir immer bei einem vereinten Europa, bei guter Bildung und ... beim Reisen und persönlichen Austausch.“

Bei einem Meeting mit Ingrid Lebherz von AWO-international in Berlin wurden abschließend verschiedene Möglichkeiten der Projektförderung diskutiert. Krönender Abschluss war dann der Empfang in der bosnischen Botschaft: „Kommen Sie herein, Sie werden erwartet“, wurden die beiden von Slavica Horvath (Gesandte) und Harja Deluc (Botschaftsrätin) begrüßt. Auf dem Botschaftsgelände befanden sich die beiden tatsächlich auf dem Territorium von Bosnien und Herzegowina, womit sie letztendlich durch sieben Länder geradelt sind.

Auf ihrer Reise machten sie unermüdlich auf die Situation junger Menschen in Osteuropa aufmerksam und stellten ihre Projekte in Bosnien vor. So sammelten sie bereits unterwegs einiges an Spenden ein, und ergänzten so das Startgeld, das sie durch regionale Sponsoren erhalten hatten. Alle Spenden gehen komplett in die Projektarbeit. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt. Das Spendenkonto (Gemeinnützigkeit anerkannt): AWO-Bosnienhilfe IBAN: DE45 6925 1445 3027 2404 68 , BIC (Sparkasse Engen / Gottmadingen): SOLADES1ENG

Kontakt: ulrikeblatter(at)aol.com

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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