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Schulen stark betroffen

Krisen- und Konfliktpädagoge, Raphael Kirsch beim Seminar in der Eichendorff Realschule | Foto: Anja Kurz
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Gottmadingen/Kreis Konstanz. Während eines Seminars, das am Freitag, 12. Mai, durch den Verband für Bildung und Erziehung (VBE) Konstanz-Tuttlingen organisiert wurde, kam das WOCHENBLATT zum Thema digitalisierte, (sexuelle) Gewalt mit ein paar PädagogInnen ins Gespräch.

Etwa 50 pädagogische Fachkräfte interessierten sich für das Seminar „Wenn Eltern und Kinder schwierig werden“, das ihnen Werkzeuge und neue Ideen für den Umgang mit den SchülerInnen und Eltern an die Hand gab. Referent war der Krisen- und Konfliktpädagoge Raphael Kirsch, der etwa 15 Jahre Erfahrung in der Kinder- und Jugendpsychologie vorweisen kann. Aus dieser Praxis berichtete er dem WOCHENBLATT, dass er dort oft Diagnosen begegnet sei, die auf den ersten Blick klar waren. Oder zumindest so erschienen: „Nach ein wenig Beziehungsarbeit stellte sich dann oft heraus, dass dahinter ein ganz anderer Kontext lag, als vermutet.“

"Begleiten, statt zu verbieten."

Das gelte gleichermaßen auch für Auffälligkeiten im Umgang mit digitalen Medien. Hier bestätigt er den Eindruck, dass die Fallzahlen an digitaler Gewalt unter Kindern und Jugendlichen steigen. Seiner Ansicht nach, liege die große Chance für PädagogInnen und Eltern darin, zu überlegen, wo Medien sinnvoll seien. „Gerade hier ist es wichtig zu begleiten, statt zu verbieten“, unterstreicht er.
Dem stimmt auch Michael Wernersbach, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Eigeltingen, zu. Seiner Ansicht nach beginnen die Probleme zu dem Zeitpunkt, an dem die Kinder Handys und Ähnliches selbständig in die Hand gedrückt bekommen. „Das fängt schon in der zweiten oder dritten Klasse an.“ Dabei kämen sie mit Dingen in Kontakt, auf die sie nicht oder nicht ausreichend vorbereitet wurden, der Umgang würde also erst dann gelernt, wenn der Konflikt da ist. Das könnten Betreuungseinrichtungen und Schulen allerdings ohne die Unterstützung von Eltern kaum auffangen. Auch wenn die digitalisierte Gewalt eigentlich außerhalb der Schule entstehe, würde sie zwangsweise dort als Problem auf die Tagesordnung kommen.

"Wahrscheinlich passiert täglich etwas im Hintergrund."

Die Menge der Zwischenfälle können er, wie auch seine Kolleginnen, Katja Fox, Schulleiterin der Realschule in Donaueschingen und Dana Aurhammer, Beratungslehrerin der Gemeinschaftsschule Steißlingen, nur schwer einschätzen. „Wahrscheinlich passiert täglich etwas im Hintergrund“, vermutet Aurhammer. Als besonders extrem empfindet Katja Fox in diesem Bereich die Klassenstufen sechs bis acht, bis zum Abschluss würde dann wiederum viel Aufklärungsarbeit betrieben. Bei den meisten Fällen, die ihnen bei ihrer Arbeit begegnen, handelt sich um Mobbingvorkommen, wenn etwa Bilder oder digitale „Sticker“ erstellt werden. Aber auch Gewaltdarstellungen und pornografisches Material tauche immer wieder auf. Wenn hier in Extremfällen die Polizei eingeschaltet und Handys abgenommen werden müssen, stoße man oftmals auf Widerstand der Eltern, mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte des Kindes.
Als mögliche Ansprechpartner nennen die drei LehrerInnen die Präventionsbeauftragte der Polizei Konstanz, Victoria Alberti, sowie die Schulsozialarbeit und BeratungslehrerInnen.

Auch das Internet ist kein rechtsfreier Raum
Autor:

Anja Kurz aus Engen

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