Museumsnacht
Sudhaus beteiligt sich auf fünf Etagen mit einer Ausstellung zahlreicher Künstler

Der Sudturm ist erstmalig bei der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen dabei. | Foto: Veranstalter/Detlev Eilhardt
  • Der Sudturm ist erstmalig bei der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen dabei.
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Gottmadingen. Erstmals in seiner Geschichte beteiligt sich der Sudturm in Gottmadingen an der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen. 17 Künstler zeigen ihre Kunst auf fünf Stockwerken und im Außenbereich. Vom Spontanrealismus über Pop und Trash bis zur Stahlskulptur und digitalem Fragment hat Kurator und Künstler Detlev Eilhardt einen ephemeren Prozess für zwei Tage geschaffen.

Die Wächter und archaischen Stelen muten an wie Pfosten, deren Bedeutung verloren gegangen ist, weil keine für uns verständlichen Zeichen der Neuzeit angebracht sind. Über die Zeit hinweg symbolisieren sie die immense Schaffenskraft des Bildhauers Alexander Weinmann. Ungebrochen bearbeitet der über Achtzigjährige weiterhin seine Portale, verrosteten Arbeitsgeräte, die er zwischen geschundenen Bohlen spannt.

Der Sudturm in Gottmadingen schätzt sich glücklich, bei seiner ersten Teilnahme an der Museumsnacht die weit über Süddeutschland hinaus bekannten Werke des Künstlers zu präsentieren. In gleicher Altersklasse bewegt sich der Maler Bernhard Rebmann, ein ehemaliger Hausner-Schüler der Wiener Kunstakademie. Sein phantastischer Realismus und seine Landschaftsmalereien prägten den Stil des inneren Monologs jener Zeit, den er unumwunden seinem Vorbild Klimt widmet.

Eilhardt wählt bewusst dieses Spannungsfeld, in dem er die Wandlung und Vielfältigkeit der Kunst über die Zeit hinweg verbindet und aufzeigt. So setzt er einer Pendelbewegung gleich junge, neue Kreative in Szene, die den Dialog aufgreifen und transportieren. Im Spiel sind da Annely Baum, Fotografin aus Konstanz, deren Bilder einen zweiten Blick herausfordern. Schatten erzeugen figurative Elemente, die Seelen unbeachteter Augenblicke offenbaren ihre ganze Schönheit in den Werken der Berliner Ostkreuzschul-Absolventin.

Diesen stilleren, besinnlichen Tönen knallt er im nächsten Raum die prallen Leinwände einer Fatin Rahmouni entgegen – die den Monster-Tunnel in Radolfzell vor wenigen Wochen mit ihrer Urban-Art in Szene setzte, die Trägerin zahlreicher Kunst-Auszeichnungen ist und sich in Galerien im In- und Ausland bewegt. Ebenfalls auf meterlangen Leinwänden tobt sich der in Friedrichshafen lebende Architekt Björn Treuter aus – seine „Verwahrlosung in der Kunst“ führt uns in die Überschneidung von Post-Punk, Pop und Kulturtristesse.

Flügel dieses Genres bekommen die Stahlobjekte von Carsten Kretzschmar. Insektenhaft, riesigen Ufos gleichend, hängen sie von der Decke und begleiten Astrid Rothmunds in Aktion gesetztes Gemälde; ihre 3D-Installation mit lebender Person als Stillleben ist einzigartig im Kunstraum Bodensee. „Die zahlreichen Räume im Turm provozieren mich regelrecht zu dieser Vorgehensweise“, so Eilhardt.

ANRA aus Lottstetten bauen einen ihrer schon bis nach München bekannten „living desk“ auf, der auf acht Metern Länge ihre eso- und eco-trash-Art treffend dokumentiert. Zusätzlich umstellt von ihren Collagen und Objekten trachtet der Raum nach einer Balance in den großen Experimentalfotos des bekannten Gottmadinger Fotografen Frank Müller.

Selbst die kathedralwirkenden Fenster des meterhohen Raumes sind einbezogen und Kulisse für die noch nie gezeigten „artStripes“ der Künstlerin Monika Rosenberger, die ihre Farben auf Aludibond-Platten in wirkungsvolle Kompositionen bannt. Im Stile indischer Mantras überzeugen die gefertigten Sujets des Künstlers Kolibri. Surreal, paradiesisch und hippieverspielt ist die Originalität der siebziger Jahre in seinen Bildern zu einer ikonischen Darstellung erhoben.

Aus seinen Werken heraus schafft Bette Bayer aus Konstanz den Zeitsprung in die Digitalität, zerlegt den Realismus in Fragmente, projiziert diese zu den spacigen Synthesizer-Klängen von Christian Zimmermann in neue, sich entwickelnde Muster. Den Kreis öffnet und schließt Agnes Embacher aus Österreich, derzeit Schülerin von Markus Lüpertz. Sie entwickelt ganz aus der Dynamik des Augenblicks einen von VOKA abstammenden, unmittelbaren Spontanrealismus. Der in ihrer momentanen Gefühlslage geschaffene Duktus zeigt die wiederentdeckte Ernsthaftigkeit zeitgenössischer Kunst.

„Bei aller Begeisterung für die Artenvielfalt der Kunst versuche ich nie zu vergessen, dass Kunst ein Prozess ist und dass die ausgestellten Kunstwerke nur einen Augenblick des Kunstschaffens darstellen. Wenn alles mitspielt, werden für mich der 16. Und 17. September zu einem unvergesslichen Erlebnis“, sagt Detlev Eilhardt, der selbst nur wenige Bilder seiner Popart im Treppenhaus ausstellt und sich zum ersten Mal an eine so umfangreiche Organisation wagt. Er zeigt sich aber begeistert über den Rückhalt des Sudturm-Besitzers.

Vero Rzasa, die 2019 bei Voice of Germany in den Blind Auditions mit dem Song Chandelier überzeugte, unterhält mit ihrer Band die Besucher und Gäste. Fabio Caputo sorgt jede volle Stunde mit seinem TANZWERK95 für Hip-Hop-Tanzeinlagen und übernimmt auch das Catering.

Öffnungszeiten: 16. September, 17 bis 24 Uhr und 17. September, 13 bis 17 Uhr. Der EIntritt ist frei.

Quelle: Detlev Eilhardt

Autor:

Presseinfo aus Singen

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