OB Simon Gröger will Gas geben
Das Konfliktpotenzial im Herzengelände ist vielfältig

Beeindruckend groß der "Runde Tisch" im Radolfzeller Milchwerk, der hier auch vielen Positionen Raum geben musste am Montagabend.  | Foto: swb-Bild: of
  • Beeindruckend groß der "Runde Tisch" im Radolfzeller Milchwerk, der hier auch vielen Positionen Raum geben musste am Montagabend.
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Radolfzell. So hat es im Radolfzeller Milchwerk wohl auch noch nie ausgesehen. Ein großer runter Tisch wurde am Montagabend dort aufgebaut um allen Positionen zur künftigen Hotelplanung im Herzengelände oder Streuhau den gleichen Stellenwert zu geben. Über 50 Teilnehmende, von den Fraktionen im Gemeinderat, den betroffenen Anliegern bis zu den Vertretern des Bora-Hotels als Investor konnten ihre Argumente dabei austauschen.

Es soll weiter gehen in diesem Dialogprozess kündige OB Simon Gröger schon seiner Begrüßung an. Das habe er ja schon im Wahlkampf so versprochen. Der Abend solle auch dazu dienen des Investoren des Bora-Hotels einiges mitgeben zu können, wie es weiter gehen könnte. Die von Gröger vorgestellte Karte spricht eine klare Sprache und die ersten nächste Schritte seien schon festgezurrt. Schon in der nächsten Gemeinderatsitzung am 28. März soll festgelegt werden, wie die Flächen des Streuhau als „Landschaftsschutzgebiet definiert werden sollen, um sie damit langfristig aus allen möglichen Nutzungen herauszunehmen.

Die Runde machte freilich deutlich, dass das vermutete Konfliktpotenzial in diesem Gebiet ganz schön vielfältig ist, aber nicht unbedingt nur durch ein Hotel ausgelöst wird.

Die Skater befürchten, dass durch den neuen Standort Konflikte entstehen mit einem neuen Hotel, dass durchaus in die Nähe ihres Platzes rückt und den sie ja gerne erweitern wollen und auch mit Flutlicht ausstatten. Rainer Mauch vom Club der Wasserfreunde will natürlich, dass sein Verein an seinem angestammten Platz bleiben kann, trotz Naturschutz. Die Segelgemeinschaft Radolfzell als Nachbar wollen natürlich auch bleiben können, schon wegen der aktivierten Jugendarbeit als „große Familie“. Die Vertreter des Nabus waren vom Anfang in Sachen Streuhau und Bodenseereiter sehr kritisch, schon weil es zur Aachmündung eben nicht weit ist als weiteres Schutzgebiet.

Die örtliche BUND-Gruppe zeigte sich glücklich über die nun genommene Wende. Man würde aber gerne weiter gehen und das Gebiet unter Naturschutz zu stellen. Zudem habe man schon in den 1970er Jahren gegen ein Tourismuszentrum votiert. Schon jetzt sei der Bereich und die Uferzone oder der Bereich Herzen überlaufen, wurde ergänzt. Der Club Wäschbruck sieht sich als direkt betroffener Nachbar. Befürchtet werde noch mehr Druck in Richtung der Wasserflächen. Die Besucher des Hotels wollten natürlich ans Ufer, sagte der Vereinsvertreter. Das müsste gesteuert werden können. Der Eisenbahner-Sportverein würde auch gerne wissen, wer dann da alles ans Wasser wolle und befürchtet, dass man das Gelände zum Schutz sogar einfrieden müsste. „Wir brauchen eigentlich nicht noch mehr Tourismus.« Die Windsurfer sind ja auch am Seezugang und zeigten sich etwas skeptisch, denn viele wollten an den See wo schon durch den Biergarten des bestehenden Hotels und das Sauna-Areal eine Einschränkung bedeute. Viele Vereinsmitglieder wollten im Sommer angesichts eines gefüllten Bereichs schon gar nicht mehr kommen.

Die Naturfreunde, die sich als „Urbesiedler“ des Herzenbereichs sehen, sehen auch Probleme und fordern eine Besuchersteuerung. Die Vereine hatten ja schon früher eine „IG Herzen“ gegründet um eben ihren Betrieb zu regeln.

Das "Tankehaus am See" beklagte, dass schon jetzt oft zugeparkt sei. Konzerte bei ihm hätten da schon ein Konfliktpotenzial. Das Bürgerforum Bauen will natürlich den Auwald erhalten sehen, und das Gelände aufgewertet. „Wir wollen hier einen sanften Tourismus fördern“, stellten die Vertreter dar. Den Angelsportverein interessiert die Parkplatzsituation, schon weil durch einen Hotelbau noch weitere Parkplätze wegfallen würden. Der Kanuclub hat aus seiner Sicht einen kritischen Blick schon in Richtung Herzenbad wegen Vermüllung und auch Überbelegtung.

Die Vertreter des „Bora“ sagten, dass man mit der nun angebotenen Alternative leben könne, auch mit dem Skaterplatz. Die große Skepsis der Vereine habe ihn freilich überrascht, gestand Bernd Schuler. Man habe die erste Planung im Streuhau übrigens deswegen so gemacht, weil das Gelände als geeignet eingestuft worden sei. Die neue Variante könne aber nun auch in der Nachbarschaft der Hotelanlage geschaffen werden, sodass man hier sogar eher eine Einheit schaffe.

Der Vertreter des Landratsamts verwies darauf, dass Landschaftsschutz natürlich eine Bestandsicherung der bestehenden Anlage bedeute. Bei Umbauten oder gar Erweiterungen müsse es dann genau geprüfte Einzelfallentscheidungen geben. Und was entfernt wurde, könne nicht wieder neu gebaut werden, spielte er auf die Anlagen des ehemaligen »Bodenseereiter« an. Direkt im Anschluss an das nun diskutierte Gebiet beginnt das Naturschutzgebiet der Radolfzeller Aachmündung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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