Projekt in Bodman wird vom Landwirtschaftsministerium mit über 700.000 Euro bezuschusst
Flurneuordnung macht Zukunft für Tourismus und Obstbau

Bodman | Foto: Günther Klink als Bauleiter der Teinehmergemeinschaften, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (MdL), Bürgermeister Matthias Weckbach, Johannes von Bodman und die Leitende Fachbeamtin für Flurneuordnung im Landkreis, Karin Chluba in Bodman-Ludwigshafen
  • Bodman
  • Foto: Günther Klink als Bauleiter der Teinehmergemeinschaften, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (MdL), Bürgermeister Matthias Weckbach, Johannes von Bodman und die Leitende Fachbeamtin für Flurneuordnung im Landkreis, Karin Chluba in Bodman-Ludwigshafen
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Bodman-Ludwigshafen. Das gilt im ganzen Land als besonderes Vorzeigeprojekt: In Bodman-Ludwigshafen wird um den Seeuferweg von Bodman in Richtung Wallhausen/Marienschlucht seit letztem Frühjahr eine Flurneuordnung umgesetzt, die zum einen die touristische Funktion des Weges absichert, auf der anderen Seite eine neue Erschließung der dahinter liegenden Obstwiesen ermöglicht. Über eine Million Euro kostet die Maßnahme, Staatsekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch aus dem Landwirtschaftsministerium brachte nun am Freitag den Förderbescheid des Landes über 740.000 Euro vorbei und besichtigte die ersten Maßnahmen, die hier zur Ufersicherung vorgenommen wurden. Denn es ist die erste Flurbereinigung, die auch den See direkt berührt.

Das rund 1,5 Kilometer lange Gelände mit einer Breite von etwa 200 Metern am östlichen Ortsende von Bodman hat es durchaus in sich, konnte beim Termin zur Übergabe im Zollhaus Ludwigshafen erläutert werden. Wie Bürgermeister Matthias Weckbach gestand, habe er durch dieses Verfahren überhaupt erst mal so richtig kennen gelernt, was die Flurneuordnung alles kann. Denn hier galt es in doch sportlicher Zeit eine Menge Probleme zu lösen, wie Weckbach verdeutlichte. Denn der Uferweg in Richtung der Marienschlucht (die natürlich weiterhin gesperrt ist) ist auf vielfältige Weise Druck ausgesetzt. Zum einen durch den See, der sich hier doch immer wieder mal ein Stück Land nimmt, der auch Teile des Ufers in diesem Bereich unterspült hat. Dann gibt es die Touristen, die den Ort im letzten Jahr in besonderer Weise heimgesucht haben und die nicht alle nur ins Wasser wollten. Und da gibt es die Obstbauern, die oben am Hang ihre Plantagen haben und natürlich eine Erschließung brauchen.

„Wir wurden gleich am Anfang vor die Herausforderung gestellt, dass der Katasterplan in dem Gebiet, das hier durch Erbteilungen wie auch Pachtverhältnisse sehr kleinparzellig ist, auch schon über 100 Jahre auf dem Buckel hatte und deshalb alles ganz neu vermessen werden musste. Doch hier zeigte sich das Konstanzer Amt für Flurneuordnung kreativ und leistungsfähig, wie die Amtsleiterin Karin Chluba unterstrich. Denn bei ihr standen zum Start des Projekts StudentInnen auf der Matte zum Thema Vermessung. So habe hier auch eine Lasertechnik zum Einsatz kommen können, die auch die gefährlichen unterspülten Bereiche mit erfassen konnte, zeigte sich Chluba stolz. Wegen der Ufererosion kam dann auch Landespflegerin Franziska Ponisch ins Spiel. Erstmals am See kommen hier nun sogenannte „Krainerwände“ ins Spiel. Das sind einfach gesagt Stützmauern mit „lebendem Holz“, einer Mischung aus Robinien und Weiden, die das Ufer absichern und sich alsbald durch Bewuchs wieder unsichtbar machen. Diese Arbeiten begannen Anfang letzten Jahres unter der Mitarbeit des örtlichen Spezialunternehmens Hildebrand. „Es war verblüffend, wie schnell das wieder ergrünte“, so Ponisch beim Ortstermin. Im Zuge weiterer Arbeiten in diesem Jahr soll nun der Wirtschaftsweg für die Obstbauern, neben Sammelplätzen für die Ernte, vom Wanderweg abgetrennt werden, was den Konflikt hier an den Engstellen entschärft, und für die Touristen könne es so mehr Natur bleiben, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, die doch gestand, hier mit gemischten Gefühlen an den See gekommen zu sein, in einen touristischen Hotspot, wo es doch sonst bei solchen Projekten ja eher um sehr ländliche Räume geht. „Wir haben hier als Dienstleister unsere Rolle gespielt und geben so dem Tourismus wie der Obstbau gute Perspektiven", machte sie klar und zeigte sich über die bisher vorgenommene Umsetzung innert zwei Jahren begeistert, die vor Ort besichtigt wurde.

Wie Johannes Graf Bodman als der größte Grundbesitzer in diesem Bereich bemerkte, habe man diesen Wanderpfad - er ist nicht nur ein möglicher Zugang zur Marienschlucht (nochmals: derzeit gesperrt), sondern inzwischen auch Teil eines spektakulären Premiumwanderwegs von Konstanz nach Überlingen - dem damaligen Widerstand der Bodmaner zu verdanken. Hier habe man mal eine Straße am Ufer bauen wollen in Richtung Konstanz, doch da hätten die Waldbesitzer nicht mitgemacht. „Deshalb haben wir hier fast zehn Kilometer fast unberührte Natur am See", zeigte sich Johannes Graf Bodman stolz. Doch auch der Wanderweg war dem See abgetrotzt gewesen. „Früher wurden die Löcher, die das Wasser hier gerissen hatte, immer mit Abraum aus den Dorf geflickt. So was geht heute natürlich auch nicht mehr.“

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 1,04 Millionen Euro. 740.000 Euro kamen vom Landwirtschaftsministerium, den Rest teilen sich die Gemeinde und die beteiligten Grundstückseigentümer. Die Gemeinde hat ihren Anteil über die Haushalte 2020/21 finanziert, also zum Teil auch schon ausgegeben.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.