Mittelaltergehöfte in Öhningen-Wangen entdeckt
Wichtige Mosaiksteine zur Ortsgeschichte

Archäologische Funde Wangen | Foto: Die Archäologin Karen Linke präpariert ein Rinderskelett frei, das in der mittelalterlichen Siedlung des 12./13. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt wurde.
swb-Bild: Archaeotask GmbH, Andrej Girod
  • Archäologische Funde Wangen
  • Foto: Die Archäologin Karen Linke präpariert ein Rinderskelett frei, das in der mittelalterlichen Siedlung des 12./13. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt wurde.
    swb-Bild: Archaeotask GmbH, Andrej Girod
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Wangen. In Wangen auf der Höri wurden von der Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz im Mai 2021 mittelalterliche Siedlungsreste bei einem Bauvorhaben von vier Mehrfamilienhäusern an der Straße „Zum Schienerberg“ im Gewann „Untere Bünt“ entdeckt.

Auf einem plateauartigen Geländevorsprung nahe des tief eingeschnittenen Tobelbachs zeichneten sich nach dem Baggerabtrag der Humusschicht in den anstehenden Sand- und Lehmschichten die archäologischen Fundstellen als dunkle Verfärbungen ab, die den Archäologen anzeigen, dass hier Menschen Eingriffe in den Boden vorgenommen haben.

In einer fünfwöchigen Ausgrabung wurden daraufhin die etwa 260 Einzelfundstellen durch die archäologische Fachfirma Archaeotask GmbH freigelegt und dokumentiert. Fachlich und wissenschaftlich wurden die Arbeiten auf der etwa 3.000 Quadratmeter großen Baufläche von Kreisarchäologen Dr. Jürgen Hald zusammen mit Dr. Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalpflege mit Dienstsitz in Freiburg begleitet. Die archäologischen Untersuchungen unter der örtlichen Leitung von Andrej Girod konnten parallel zu den Erdbaumaßnahmen durchgeführt werden und wurden Anfang Juli 2021 abgeschlossen.

Die zahlreichen bei den Ausgrabungen entdeckten Fundamentgruben für Holzpfosten wurden exakt eingemessen. Aus ihnen können Grundrisse von mindestens vier Pfostenhäusern mit lehmbeworfenen Flechtwerkwänden rekonstruiert werden. Dazu kommen zwei Abfallgruben, zwei teilweise mit Steinmauern ausgekleidete Erdkeller, auf denen vermutlich auch Häuser standen, sowie sechs sogenannte Grubenhäuser.

Es handelt sich dabei um kleine Handwerkerhütten, die man in den Boden eintiefte und in denen beispielsweise Webstühle standen oder Kämme, Messergriffe und andere nützliche Alltagsgegenstände aus Tierknochen hergestellt wurden. In einer anderen Grube wurde das vollständige Skelett eines Rindes entdeckt.

Nach dem Freilegen, Vermessen und Dokumentieren haben die Archäologen die Fundstellen vollständig ausgegraben. Dabei bargen sie immer wieder auch Keramikbruchstücke, die als Abfall in die Gruben gerieten oder darin entsorgt wurden. Sie zeigen, dass der Platz bereits im Hochmittelalter während des 12. und 13. Jahrhunderts n. Chr. mit zwei bis drei Gehöften, in denen wohl hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wurde, besiedelt war.

„Die neuen Funde sind wichtige Mosaiksteine zur Ortsgeschichte von Wangen, das in schriftlichen Quellen erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Möglicherweise haben wir mit den entdeckten Gehöften Teile des bereits um 1280 genannten Oberdorfs und damit eine der Keimzellen des heutigen Ortes erfasst, der zu dieser Zeit zum Kloster Reichenau gehörte und von Reichenauer Ministerialen verwaltet wurde“, so das Resümee von Kreisarchäologen Dr. Hald zu den bisherigen Grabungsergebnissen.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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