Kreisarchivar Wolfgang Kramer in Ruhestand verabschiedet
Das Gedächtnis des Landkreises

Kreisarchivar | Foto: Wilderich Graf Bodman, Martina Blaschka und Wolfgang Kamer mit Landrad Frank Hämmerle bei der Ehrung mit der Staufermedaille. swb-Bild: of
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Konstanz. Das ist schon einmalig: Wolfgang Kramer wurde einst vor 40 Jahren als einst jüngster Kreisarchivar des Landes gewählt, nach 15 Jahren wechselte er nach Konstanz, und das war wohl schon ausgemacht, bevor dort der damalige Kreisarchivar Dr. Franz Götz in den Ruhestand ging, bemerkte Landrat Frank Hämmerle zur Verabschiedung des inzwischen dienstältesten Kreisarchivars im Land nach weiteren 25 Jahren hier im Kreis.

Zu seinem Übertritt in den Ruhestand war dann eine doch überraschende Ehrung verbunden. Denn Wolfgang Kramer wurde mit der Staufer-Medaille des Landes ausgezeichnet, die der Landrat im Auftrag von Ministerpräsident Kretschmann verlieh – im Paket war der Riesen-Blumenstrauß an seine Frau Martina Blaschka dabei, die meist nicht daheim auf den Mann wartete, sondern selbst zum Thema Geschichte Überzeugungstäterin war.

Nicht der Aktenwurm sei Kramer gewesen, der sich in seinem Archiv verkrochen habe, er ging auch raus um Geschichte zu vemitteln, so der Landrat in seiner Laudatio. „Die Leute habe von deinen Lippen die Erkentnisse gesaugt.“ Für manches Ortsjubiläum hat er Theaterstücke geschrieben- „Manchmal an der Aktenlage, manchmal auch weniger“, untermalte Hämmerle mit einigen Anekdoten. Chronik um Chronik wurde zusammengetragen und zum Teil auch herausgegeben. Die Aktionen zum Tag des offenen Denkmals, seit 26 Jahren die Ausstellung russischer Kunst mit dem Höhepunkt einer Ausstellung über den Völkermord in Armenien, für den sogar Cem Özdemir für die Eröffnung gewonnen werden konnte, was für deutliche Verstimmungen mit den diplomatischen Vertretern der Türkei wie Armenien sorgte, was Hämmerle mit einem Lächeln in der Weise kommentiere, dass man die beiden scharf formulieren Briefe als weiteres Kapitel dieser so unseligen Geschichte in Glasvitrinen ausgestellt habe.

Nicht nur Kreisarchivar war Kramer in dieser Zeit, er ging in den Vorstand der Otto-Dix-Haus-Stiftung, steht für die Kunststiftung des Landkreises, war im Gremium für die Verleihung des Hegau-Preises (Steißlingen), wurde Vorsitzender des Hegau Geschichtsverein. „Dass du wirklich in den Ruhestand gehst glaubt dir eh keiner“, schmunzelte Hämmerle als er auf die „große Lücke“ verwies, der nun hinterlasse. Denn Wolfgang Kramer sei nicht weniger als das Gedächtnis dieses Landkreises.

Wilderich Graf von und zu Bodman, der frisch gebackten Ehrenpräsident des Hegau Geschichtsvereins erwähnte, dass Wolfgang Kramer die Vermittlung von Geschichte viel bedeutet habe. Schon in seiner kurzen Tuttlinger Zeit habe er dort einen Geschichtsverein begründet und das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck auf den Weg gebracht. 1999 habe er das Jahrbuch des Geschichtsvereins erstmals bereitet, es sei eigentlich zum Kreis Almanach geworden. Seit 2003 ist er Vorsitzender des Hegau Geschichtsvereins -bis heute Seine Stärke sei gewesen, dass er geschichtsinteressierte Menschen zusammen bringen konnte. Seine Aufzählung der Engagements von Engen über Berlingen - bis zum Hesse-Haus waren imposant. „Es ist immer ein Gewinn, ihm zuzuhören“, so Graf Bodman. Sein Eintreten für eine Landschaftsästhetik sei ein sehr wichtiges Anliegen wie die Denkmalpflege.

Was der Vortrag über den berühmten Gelehrten oder Hegauer Oberriter Hans von Schellenberg, gehalten von Gérard Seiterle aus Schaffhausen, mit Wolfgang Kramer tun hatte, erklärte der Bald-Rentner selbst: denn sein Heimathaus, die Metzgerei in Gottmadingen, hatte eines der Schlösser Schellenbergs als Nachbarhaus, und dahinter den Blick auf den Hohentwiel. Da war das Interesse für Geschichte fast schon zwangsläufig.

„Hör mal endlich auf, Alter“, eine Überschrift aus der Süddeutschen Zeitung, sei für ihn Anlass gewesen, sich klar zu werden, dass es nach einer dritten Verlängerung doch Zeit sei Platz machen, gestand Kramer in seinem Dankeswort. Ein streitbarer Dickkopf sei er schon gewesen, und in der Tuttlinger Zeit habe im sein damaliger Chef Volker Kauder einst zu verstehen gegeben, dass er mit ihm keinesfalls verheiratet sein wolle. Seinen kritischen Geist habe er manchem Bürgermeister zu spüren gegeben. Der habe seine Pflicht getan und das habe ihm Spaß gemacht. Lange habe sich natürlich schon gewehrt vor diesen Augenblick. Doch nun könne er gehen, auch im Wissen, dass mit seinem Nachfolger Friedemann Scheck das Haus gut bestellt sei. Es war wohl eine der kürzesten Reden Kramers, der sonst gerne mit Leidenschaft in Detail ging.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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