WOCHENBLATT-Interview mit Kreisjägermeister Kurt Kirchmann
Der Wolf ist auf dem Vormarsch

Kreisjägermeister Kurt Kirchmann  | Foto: Kreisjägermeister Kurt Kirchmann stand dem WOCHENBLATT im Interview Rede und Antwort. swb-Bild: sw
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Kreis Konstanz. Stromernde Wölfe. Die Afrikanische Schweinepest. Nagende Biber. Die Probleme und die Arbeit gehen Kreisjagdmeister Kurt Kirchmann aus Mühlingen bei Stockach nicht aus. Im WOCHENBLATT-Interview äußerte er sich zu seinen Aufgaben.

WOCHENBLATT: Wie kann eine Ausbreitung der für Wildbestände und Nutztiere tödlichen Afrikanischen Schweinpest verhindert werden?

Kurt Kirchmann: Das Land Baden-Württemberg hat für die notwendigen Maßnahmen Mittel in Höhe von bis zu drei Millionen Euro bereitgestellt und einen Zwölf-Punkte-Plan aufgestellt, der verschiedene Maßnahmen vorsieht. So soll tot aufgefundenes Wild fachgerecht beseitigt werden, um diese Infektionsquelle unschädlich zu machen. Da die Tierseuche durch Speisereste wie ungekochte Wurst übertragen wird und bisher in Osteuropa aufgetreten ist, werden zudem auf Parkplätzen Hinweisschilder in verschiedenen Sprachen angebracht, dass das Zurücklassen von Speisen verboten ist.

WOCHENBLATT: Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) fordert den Abschuss von 100.000 Wildschweinen?

Kurt Kirchmann: Das funktioniert nicht. Die Schweine haben eine besondere »Internetverbindung«. Sie sind schlaue Tiere, die genau wissen, wo und wann sie gejagt werden und wie sie sich dann verhalten müssen.

WOCHENBLATT: Trauen sich die Wildschweine im Landkreis auch bis in die Städte vor?

Kurt Kirchmann: Das ist bisher noch nicht der Fall. Hier wird eher der Fuchs zum Problem, bei dem es wegen des Fehlens natürlicher Feinde und seiner Unbeliebtheit als Jagdtier zu einer Überpopulation gekommen ist. Das ist gefährlich, weil er Staupe und Räude auf Haustiere übertragen kann. Sollte dies im Übermaß der Fall sein, müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der Fuchs ist auch Überträger der Tollwut, die aber derzeit in Deutschland nicht mehr auftritt. Denn hier wurden Impfköder in den Wäldern ausgelegt und von Hubschraubern abgeworfen, die den Fuchs immun gegen die Krankheit machen. Sollte die für den Menschen gefährliche Virusinfektion wieder auftreten, müsste erneut zu solchen Maßnahmen gegriffen werden.

WOCHENBLATT: Im Mai ist ein Wolf durch die Region gewandert. Könnte das wieder passieren?

Kurt Kirchmann: Auf jeden Fall, das lässt sich nicht vermeiden. Der im Mai aufgetauchte Wolf war ein »Schausteller«, der immer an der Straße entlang gelaufen ist. Das ist untypisch und zeigt, dass er an Menschen gewöhnt war. Er stammte ja auch aus einer Population aus Niedersachsen, die sich in der Nähe eines Truppenübungsplatzes angesiedelt hat. Dieser Wolf wurde tot aufgefunden. Warum? Das wird noch ermittelt, denn der Wolf ist ein europäisch geschütztes Tier, das nur mit einer Sondergenehmigung gejagt werden darf. Es gibt etwa 700 Wölfe in Deutschland, und sie versuchen, Gebiete zurückzuerobern, da sehr viel Lebensraum durch das immer dichter werdende Netz an Straßen und Besiedelungen verloren gegangen ist. Ein Wolf kann in einer Nacht bis zu 100 Kilometer zurücklegen, daher kann er auch jederzeit bei uns auftauchen. Er ist mit Vorsicht zu genießen. Aber der Wolf muss lernen, mit den Menschen umzugehen. Und umgekehrt.

WOCHENBLATT: Wie sollte man sich bei einer Begegnung mit einem Wolf verhalten?

Kurt Kirchmann: Am besten ganz ruhig stehenbleiben. Und versuchen, mit dem Handy ein Foto zu machen, damit später festgestellt werden kann, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt.

WOCHENBLATT: Im letzten Jahr wurde viel über Biberschäden geklagt. Hat sich die Situation verbessert?

Kurt Kirchmann: Normalerweise müsste es im Landkreis einen Biberbeauftragten geben. Doch Landrat Frank Hämmerle möchte nur einen einstellen, wenn er auch vom Land oder Bund bezahlt wird. Das ist aber nicht der Fall. Allerdings ist es ruhiger um den Nager geworden, die Schadensmeldungen sind stark zurückgegangen. Das liegt auch daran, dass die Population durch Verkehrsunfälle verkleinert wurde. Gejagt werden darf der Biber nicht, denn er steht unter Naturschutz.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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