WOCHENBLATT-Serie zur Bundestagswahl: Christoph Merk (ödp)
Panikmache beim Atomausstieg

Foto: Der ödp-Kandidat für die Bundestagswahl 2013, Christoph Merk, im Wochenblatt-Interview. swb-Bild: sw
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Bodman-Ludwigshafen (sw). Im Vorfeld der Bundestagswahl am Sonntag, 22. September, spricht das WOCHENBLATT mit den Kandidaten der einzelnen Parteien und stellt sie im Rahmen einer Serie vor. Heute: der ödp-Kandidat Christoph Merk: Der gelernte Tischlermeister ist 40 Jahre alt, hat drei Kinder, lebt mit seiner Familie in Bodman-Ludwigshafen und ist nun hauptberuflich mit der Vermietung und Betreuung von Ferienwohnungen beschäftigt.

WOCHENBLATT: Macht es Sinn, sich für eine kleine Partei wie die Ökologisch-Demokratische Partei (ödp) mit nur geringen Chancen zu engagieren?

Christoph Merk: Wenn man sich von keiner der großen Parteien angesprochen fühlt, geht man entweder gar nicht wählen oder man wählt etwas, hinter dem man nicht 100-prozentig steht. Das möchte ich nicht. Meine Positionen und Ansichten vertritt die ödp, und darum engagiere ich mich für diese Partei. Generell halte ich die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Bundestag für nicht mehr zeitgemäß. Wenn sie fallen würde, hätten auch kleine Parteien eine Chance.

WOCHENBLATT: Braucht Deutschland neben den »Grünen« noch eine weitere ökologische Partei?

Christoph Merk: Ja, denn wir unterscheiden uns stark von den »Grünen«. Wir sind konservativer und vertreten zum Beispiel eine ganz andere Familienpolitik. So sind wir für ein einkommens- und abgabenpflichtiges Elterngehalt.

WOCHENBLATT: Sie haben ja ein ausführliches Wahlprogramm. Doch können Sie kurz skizzieren, wofür die ödp steht?

Christoph Merk: Wir setzen auf Nachhaltigkeit und wollen das Bestehende für die Zukunft bewahren. Wir sind christlicher, als die Parteien, die das im Namen tragen. Und wir sind wertekonservativ und der Meinung, dass auf Familien Rücksicht genommen werden muss. Bei uns zählt nur, was außer Haus gearbeitet wird, jedoch profitiert jede und jeder Einzelne in unserer Gesellschaft von einer verantwortlich wahrgenommenen Kindererziehung. Ich bezweifle, ob die Kitas, die gerade so hoch gelobt und mit viel Geld gefördert werden, hierfür einstehen können. Wir wollen den Eltern die Wahlfreiheit zwischen Berufstätigkeit und der Kindererziehung zu Hause geben.

WOCHENBLATT: Ihre Partei steht für einen Wechsel der Lebens- und Wirtschaftsform. Was heißt das?

Christoph Merk: Wirtschaft sollte transparenter werden. Früher wurden Unternehmen von einem Fabrikanten geführt, der für seine Leute da war. Heute gibt es Aktiengesellschaften und ähnliches, die nur daran denken, dass die Firma möglichst viel Geld abwirft. Egal, auf welche Kosten.

WOCHENBLATT: Sie sind auch für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie. Wie soll das funktionieren?

Christoph Merk: Durch Einsparungen und die Nutzung von alternativen Energien. Es wird viel Strom exportiert, das müsste nicht sein. Auch werden neue Gaskraftwerke abgeschaltet, die scheinbar nicht rentabel sind. Und es wird viel Geld in Atomkraftwerke gesteckt, das auch für andere Energiequellen genutzt werden könnte. Die Leute meinen, der Atomausstieg würde nicht funktionieren – doch das ist die reine Panikmache. Für die kommenden Generationen ist ein Umdenken nötig.

WOCHENBLATT: Wie stehen Sie zu »Fracking«?

Christoph Merk: Ich bin absolut dagegen, da das Risiko für die Umwelt unabsehbar ist. Die so erschlossene Energie würde auch nur für ein paar Jahre reichen. Und was wäre dann?

WOCHENBLATT: Sie stehen für eine Wirtschaft ohne ständiges Wachstum. Wie sollte das gehen?

Christoph Merk: Wohin soll die Wirtschaft noch wachsen? Das einzige, was dabei wächst, ist der Gewinn einiger Weniger. Das fängt schon bei Kleinigkeiten an: Es werden Dinge bewusst mit begrenzter Lebensdauer hergestellt. Hersteller müssten auf deutlich längere Garantiezeiten festgelegt werden.

WOCHENBLATT: Wie stehen Sie zum Euro?

Christoph Merk: Wir stehen zum Euro. Er sollte aber nicht mit aller Gewalt gehalten werden. Wenn ein Land zu seiner alten Währung zurück möchte, dann sollte das möglich sein.

WOCHENBLATT: Laut Ihrem Wahlprogramm lehnen Sie Schwangerschaftsabbrüche kategorisch ab?

Christoph Merk: Prinzipiell ja. Doch ich bin der Meinung, dass es Ausnahmen geben sollte. Wenn eine Gefahr für Leib und Leben der Mutter besteht, nach einer Vergewaltigung oder mit Blick auf ein niedriges oder zu hohes Alter der Mutter, sollten Schwangerschaftsabbrüche möglich sein.

WOCHENBLATT: Ihre Partei hält die Familie für die »bewährteste Lebensform«. Wie stehen Sie da zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften?

Christoph Merk: Ich persönlich habe nichts dagegen.

WOCHENBLATT: Gesetzt den Fall, die ödp würde die Fünf-Prozent-Hürde packen und in den Bundestag einziehen. Welche Koalitionen wären denkbar?

Christoph Merk: Da sind wir für alle Lösungen offen und schließen nichts aus. Ich denke, wir könnten mit allen etablierten Parteien vernünftig zusammenarbeiten.

Interview: Simone Weiß

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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