„Expedition Mitte“ im Theater Konstanz
Wenn Mensch die ewigen Grenzen überschreitet

Auf dem Tisch liegt sozusagen die Lösung dieses Abends, für den Forscherin Gretchen (Bineta Hansen) die Spielregeln erklärt. | Foto: Ilja Mess
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  • Auf dem Tisch liegt sozusagen die Lösung dieses Abends, für den Forscherin Gretchen (Bineta Hansen) die Spielregeln erklärt.
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Konstanz. Nach dem höchst spannenden Auftakt mit „Generation Extinction“ zum Start der Intendanz von Karin Becker am Theater Konstanz wartet nun der immersive Regisseur Philipp J. Ehmann mit seiner zweiten Folge von „Mitmachtheater“ unter dem Titel  „Expedition Mitte“ in der Spiegelhalle noch bis zum 23. Juni auf. Die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne, der ja im Grunde genommen als Blaupause aller „Sience Fiction“ gilt, wird gerne als Vorlage genommen für dieses ,Theater der Besucher‘, doch es ist eben mehr als ein „Abenteuer“, sondern eigentlich die Frage, weshalb der Mensch in Sphären vordringt, wo er eigentlich nichts zu suchen hat.
Die Stimmung ist schon etwas aufgeregt, bevor es reingeht in die Spiegelhalle. Eine Schar Menschen trifft sich da, von denen sich die meisten wahrscheinlich vorher nie getroffen haben, ähnlich zusammengewürfelt wie beim Übersetzen mit der Fähre oder einem Flug in ferne Länder. Maske ist Pflicht und das ist in diesem Fall gut so. Aus der Dunkelheit der Halle entschlüpft Gretchen Vierland (Bineta Hansen) mit Doktorkoffer, bewaffnet die Besucher mit flackernden Lämpchen. Drinnen im Spiegelsaal ist es eigentlich stockfinster und schon das gibt ein Gefühl, in ein Terrain vorzudringen, wo man nicht hingehört. Doch dann kommt der Auftrag. Die für diese „Show“ zusammengekommenen Besucher müssen sich in Teams formieren, die Höhlen vermessen, Runen entziffern, Blumen oder auch Spuren von Tieren suchen. So zieht man denn mit fremden Menschen in die Dunkelheit, in der nicht nur große Felsen den Weg zu versperren scheinen, kriecht auf Knien durch einen engen Stollen, findet Tierknochen, Szenen aus den Urmeeren, Pilze, die aus der Erde sprießen – und sucht einen möglichen Ort, wo ein Vermisster aus der Gruppe – Axel – verschwunden sein könnte. Kassetten liegen in den verschiedenen Räumen herum, und ein altes Abspielgerät findet sich auch noch, auf denen „Axel“ (Dominik Puhl) seinen Weg in den Mittelpunkt erklärt, offensichtlich in Probleme kommt und dann schweigt. In dieser Aufführung hatte eigentlich die  „Runen-Gruppe“ die Lösung in der Hand, denn an einer der finsteren Wände war der Wegweiser zu Lösung dieses Abends. Dorthin wurden dann alle geführt, die hier einen Menschen fanden, der mit Pilzen verwuchs, mit einem Killerpilz dazu, weil man hier in ein Terrain vorgedrungen war, in das der Mensch nicht hingehört. Auch die bunt zusammengewürfelte Gruppe nicht, die sich hier durch das Dunkle und den Musikteppich tastete. Aber klar: Applaus gibt es natürlich für dieses Experiment – es ist gelungen. Und draußen, wenn die Masken fallen, sieht man auch endlich die Gesichter der Menschen, mit denen man da unterwegs gewesen war.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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