100 Jahre Grundstein St. Vitus
Ein Jubiläum mit Blick nach vorne

Pfarrer Thomas Huber konnte zum Abschluss des Fest- und Erntedankgottesdiensten den Helfern der Gemeindeteams für ihren Einsatz in der Vorbereitung danken. In Blau ist Lucia Rösch vom Gemeindeteam Zoznegg auf der Bühne. | Foto: Fiedler
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  • Pfarrer Thomas Huber konnte zum Abschluss des Fest- und Erntedankgottesdiensten den Helfern der Gemeindeteams für ihren Einsatz in der Vorbereitung danken. In Blau ist Lucia Rösch vom Gemeindeteam Zoznegg auf der Bühne.
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Mühlingen-Zoznegg. Die Kirchengemeinde St. Vitus in Zoznegg hatte am Sonntag einen besonderen Anlass, ein Fest zu feiern. Im Januar 1923 - vor 100 Jahren - wurde im Rathaus in Zoznegg beschlossen, dass die Kirche neu gebaut werden soll. Bereits am 19. August 1923 war dann die Grundsteinlegung für die Erbauung des neuen Gotteshauses für den Ort. Das Fest war auch eines mit Zukunft. Mit 23 Ministranten, sei hier eine junge Generation bereits eingebunden, sodass hier "Kirche" sicher weiter gehen werde, zeigte sich in ihrem Dank nach dem Festgottesdienst Lucia Rösch vom Gemeindeteam zuversichtlich.

Bereits ein Familiengottesdienst am Samstagabend mit Pater Joseph wurde als sehr bewegend empfunden, denn dies wurde als neuer Weg angeboten. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von „Music-for-hope“.  Gottesdienst und Erntedank wurde dann mit Pfarrer Thomas Huber aus Stockach gleich als Fest zusammen gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernahm ein eigens für diesen Anlass gegründeter Projektchor zusammen mit einem Bläserensemble. Es wurde die Deutsche Messe „Gott! Auf Dein Wort erscheinen wir“ von Franz Xaver Gruber zur Aufführung gebracht. Der Projektchor wurde von Julia Bittenbinder geleitet. 
Im Anschluss spielte der Musikverein Zoznegg zum Frühschoppen beim Festzelt gleich neben der Kirche. Er wird im kommenden Jahr den 100. Geburtstag feiern können, wurde schon angekündigt.

Die teuerste Kirche der Welt?

Auf die genaue Geschichte von St. Vitus in Zoznegg ging in einem Vortrag Philipp Uhl ein, der interessante Details ans Tageslicht gefördert hatte. Denn die Vorgängerkirche war einst sozusagen ein "Kreisverkehr", zumal es die Straße nach Mühlingen erst gab, nachdem die Bahnlinie erstellt worden war. Der ständige Verkehr um die Kirche beschädigte die Substanz stark, sodass es einen Ersatzneubau geben musste.

Schon 1916 gab es Signale des Erzbischöflichen Bauamts, dass man eine neue Kirche befürworte, zumal der alte Bau mit 44 Sitzplätzen ohnehin zu klein sei und man einen Bedarf von über 250 Sitzplätzen sehe. Dann kam aber erst mal der Erste Weltkrieg mit seinem Wirren, sodass es eben 1923 wurde mit der Entscheidung im Rathaus. Zum Glück Anfang des Jahres, denn bald darauf zeigte die Inflation ihre Zähne.

Schon im Januar hatte man damals auf Vorrat Baumaterial und Rohstoffe besorgt, die danach viel Wert sein sollten. Für den Kauf des gebrauchten Altars - damals sehr fortschrittlich, wie Philipp Uhl meinte - habe man zwar eine Million Mark auf den Tisch legen müssen, doch die entsprach dem Gegenwert von drei Kubikmetern Holz - trotz eines Gemäldes des Engener Malers Joseph Bieg.

Damals war wegen der drohenden Hyperinflation Eile angesagt, noch während des Abrisses des Altbaus wurde der Neubau ausgeschrieben, das passende Grundstück kam erst später. 20 Millionen Mark sollte die Kirche kosten und schon im Juni 1923, also fünf Monate nach dem Baubeschluss, ging es los. In der Hochzeit der Inflation stiegen die Kosten gar auf 535 Milliarden an, und es wird gesagt, dass St. Vitus vielleicht die teuerste Kirche der Welt sein könnte und das Konstanzer Münster ein "Schnäppchen" dagegen sei.

Zur Grundsteinlegung hatte der Kirchenchor seine Geburtsstunde, der also auch Jubiläum in diesem Jahr feiert. Eine weitere Besonderheit: Mehr als die Hälfte der Zeit, genau 52 Jahre, wurde dieser bis 2022 von Josefina Puga musikalisch geleitet. Bis Ende 1924 war die neue Kirche dann fertig und alle schnauften durch. Dieses Jubiläum ist sicher ein weiterer Anlass für ein Fest.

Es gibt jetzt noch eine musikalische Zugabe: Am Sonntag, 8. Oktober, um 18 Uhr werden die Festlichkeiten mit einem Barockkonzert abgerundet. Volker Nagel an der Orgel und Ferenc Palotai an der Trompete werden die vielfältige Klangwelt von Orgel und Trompete in der St. Vitus-Kirche zum Hörgenuss werden lassen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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