Bündnis Höri
Rund 300 Menschen setzen Zeichen für die Demokratie

Bei der Kundgebung für Demokratie auf dem Klosterplatz kamen rund 300 Personen zusammen. | Foto: Tobias Lange
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Öhningen. Schätzungsweise rund 300 Menschen haben sich am Samstag, 4. Mai, auf dem Klosterplatz am Öhninger Rathaus zusammengefunden. Anlass war eine Kundgebung für Demokratie, zu der das "Bündnis Höri - gemeinsam für Demokratie" aufgerufen hatte. Unter den Rednern fanden sich Mitglieder des Bundes- und Landtag, geistliche und die Bürgermeister der Höri Gemeinden Öhningen, Gaienhofen und Moos.

Es sei ein "außergewöhnliches Ereignis", meinte Öhningens Rathauschef Andreas Schmid. Man habe sich überparteilich zusammengetan, um ein Zeichen für die Demokratie zusetzen. Eine Demokratie, die sich gegen jede Form der Ausländerfeindlichkeit und des Extremismus wende.

Sein Amtskollege aus Gaienhofen, Jürgen Maas, berichtete von E-Mails, in denen behauptet werde, dass die Demokratie nicht mehr existiere. "Absurd, sage ich nur." Er appellierte an die Menschen: "Seien Sie keine Nichtwähler." Das unterstrich er mit einem bildlichen Beispiel: Wenn ein Glas "stinkende, dunkelbraune Brühe" in ein Glas Wasser gekippt wird, sei es danach unbrauchbar. Die gleiche Menge im Untersee sei zwar auch unschön, aber weniger problematisch. Soll heißen: Je mehr Menschen zur Wahl gehen, desto weniger stark fallen die Extreme ins Gewicht.

Bürgermeister Patrick Krauss aus Moos betonte, dass Demokratie von unterschiedlichen Meinungen und sachlichen Argumenten lebe. "Wenn wir uns auf Fakten stützen, können wir die besten Entscheidungen finden", meinte er. Auch er berichtete von unschönen E-Mails und er sei froh, dass die Verfasser nicht von der Höri kämen. "Da, wo sie sind, sollen sie bleiben."

Miteinander statt Ausgrenzung

Arnold Glitsch-Hünnefeld, Schulpfarrer in Gaienhofen, warnte davor, dass Ressentiments gegen den Staat geweckt würden. "Es werden Ängste geschürt, dieses Vorgehen ist für mich kein Geist, sondern ein Ungeist", sagte er. Liebe schließe immer auch den Fremden mit ein. Sie seien ein Teil seiner Heimat. Auch Pfarrer Stefan Hutterer von der Seelsorgeeinheit Höri sprach sich für ein Miteinander aus. Ausgrenzung, Hass und Hetze seien keine Lösung für aktuelle Probleme.

Seitens der Landespolitik sprach Landtagsabgeordnete Nese Erikli. "Unsere Gemeinschaft ist stärker als der Hass und die Hetze", sagte sie. "Unsere schöne Heimat überlassen wir nicht denen, die sie zerstören wollen." Die Bundestagsabgeordnete Dr. Ann-Veruschka Jurisch schilderte davon, dass sie sich wegen der großen Menge an Desinformationen sorge. Sie appellierte an die Menschen, sorgfältig zu prüfen, woher die Informationen kommen. Sie betonte den Wert der Demokratie, die den Menschen Tag für Tag Freiheit schenke. Keiner sollte sich mit solchen Menschen gemein machen, die die Demokratie verachten,

Die Bundestagsabgeordnete Dr. Lina Seitzl schilderte davon, wie Politikerinnen und Politiker an der Ausübung ihrer Ämter gehindert werden, dass sie angegriffen, bespuckt und bedrängt werden. Das geschähe, weil Politiker der AfD seit Jahren Hetze schüren würden. "Sie nennen sich Patrioten, aber sie sind das Gegenteil." Auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung machte kein Geheimnis daraus, was er von der AfD hält. Man müsse denen entgegentreten, die "Nazis wie Höcke" in ihren Reihen haben. Wer für die AfD aktiv ist, trage Verantwortung für die politische Linie dieser Partei und wer mit AfD-Mitgliedern auf einer Liste steht, müsse sich Fragen gefallen lassen. "Über Windkraft kann man sich streiten, über Menschenwürde aber nicht."

Kritik von Gegenwind

Den Weg auf den Klosterplatz hatten neben zahlreichen Befürwortern des Bündnisses Höri auch einige Unterstützer der Initiative Gegenwind, die bei der Gemeinderatswahl in Öhningen antritt, gefunden. Diese quittierten die Worte der Redner oftmals mit ernsten Blicken, verächtlichem Lächeln, Kopfschütteln oder Zwischenrufen.

Am Rande der Kundgebung kam es kurzzeitig zu einer Rangelei. Dabei blieb es aber augenscheinlich bei Schubsern. Die Beteiligten wurden von Ordnern getrennt, bevor die anwesende Polizei eingreifen musste. Die Gegenwind-Unterstützer kritisierten im Nachgang der Kundgebung unter anderem die Verallgemeinerung aufgrund eines AfD-Mitglieds auf der Liste.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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