CDU ehrt Carl Diez bei Schlör in Radolfzell
Ein aufrechter Demokrat

Diez Teufel Jung | Foto: Abgeordneter Andreas Jung mit Ministerpräsident a.D., Dr. h.c. Erwin Teufel bei der Ehrungsfeier für Carl Diez bei Schlör in Radolfzell. swb-Bild: of
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Radolfzell (of). Das Datum war mit Bedacht gewählt, denn der 20. Juli vor 73 Jahren war im Leben von Carl Diez ein einschneidendes Datum gewesen. Aber eines von vielen. Es war das missglückte Attentat auf Adolf Hitler damals gewesen, mit dem Carl Diez als Mitbegründer des Unternehmens Schlör in Radolfzell in Verbindung gebracht wurde. Zu seiner Erinnerung und Würdigung hatte das Unternehmen Schlör an diesem Abend einer seiner Hallen für seinen Mitbegründer aus dem Jahr 1922 ausgeräumt um hier vor rund 200 Gästen einen guten Rahmen zu schaffen. Denn Carl Diez wäre in diesem Jahre 140 Jahre alt geworden. Wie hoch diese Würdigung in ihrer Bedeutung angesiedelt ist, machte vor allem der Laudator dieses Abends deutlich. Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel, hatte sich als Laudator tief in die Geschichte von Carl Diez hineingekniet. „Meine Hochachtung vor Carl Diez ist mit jedem Tag der Vorbereitung gewachsen“, bekannte er in seiner ausführlichen Ansprache. Andreas Jung sagte, dass er bei seiner ersten Wahl in den Bundestag selbst nichts wusste über diesen „aufrechten Demokraten“ bis er im Reichstagsgebäude auf eine Inschrift mit seinem Namen stieß.

In Öhningen geboren in einer Landwirtsfamilie, machte Diez in der damaligen „Winterschule“ seinen Landwirtschaftmeister, holte für das „Zentrum“ 1912 den regionalen Reichtagssitz, meldete sich 1914 als Soldat, ging nach dem Krieg nach Weimar, um als Reichtstagsabgeordneter, an der Verfassung der neuen Republik mitzuwirken. Die Zeiten waren hart : fehlende Kriegsopferversorgung, Inflation, Revolutionen, ständige Auflösung des Reichstags wegen fehlender Mehrheiten. In den vielen Wahlen wurde er immer wieder gewählt. Zum Ende der Weimarer Republik 1933 wurde er nochmals gewählt: Als es im Fraktionszwang danach darum ging, mit dem Zentrum für das Ermächtigungsgesetz der Nazis zu stimmen, hat sich Carl Diez als einziger Abgeordneter dieser Abstimmung entzogen. Als er danach nach Radolfzell zurückkam, landete er das erste Mal im Gefängnis und teilte sich die Zelle übrigens mit dem Singener Sozialdemokratn Max Porzig. Abseits der großen Politik war Dietz in vielen Verbänden für Obstbauern, im Genossenschaftswesen, im landwirtschaftlichen Bankenwesen aktiv gewesen, bis die braune Diktatur die Übermacht bekam. Diez blieb bei seiner seiner Ablehnung, schon 1943 gab es Treffen zur Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli in Stuttgart, und auch Diez war darin involviert. Nach dem Attentat, wurde er damals verhaftet. Erst am 19. Juli 44 wurde er zuvor aus dem Gefängnis entlassen weil er "Beromünster" gehört hatte, nach dem 20. Juli kam er erneut in Haft und sollte nach Dachau gebracht werden, was sein Sohn Theopont (später OB in Singen) gerade noch verhindern konnte.

Als das Land nach dem selbst begonnenen Krieg 1945 in Schutt und Asche lag, ging es um die Frage, ob es das katholische „Zentrum“ wieder geben solle, was dann übrigens am 20. Dezember in Freiburg mit Christen beider Konfessionen zur Badisch Christlich Sozialen Partei führte, einer der Vorläufer der CDU. Im ersten Kabinett noch in der Besatzungszeit wurde Diez Minister für Landwirtschaft, in einer Zeit, in der die Landwirtschaft am Boden lag und der Zustrom von Flüchtlingen bereits einsetze und aus der französischen Besatzungszone auch die französischen Sektoren in Berlin versorgt werden sollten. Er trat zurück im Streit mit den Besatzern, bekam ein politisches Amtsverbot und nutzte das für einen Neuaufbau unter anderem des regionalen Banken- und Genossenschaftswesens.

Er habe freilich in dieser Zeit auch eine Familie mit 12 Kindern durchbringen müssen, hob Erwin Teufel im Respekt hervor. Nach dieser Ansprache erhoben sich viele Gäste für den Applaus.

Klaus Widemann, der mit seiner Familie das Unternehmen Schlör übernommen hatte, kündigte schon mal einen Familientag am 17. September an, mit dem der 95. Geburtstag des Unternehmens, das nach seiner Krise vor drei Jahren inzwischen in einem Verbund mit weiteren Unternehmen eine neue Zukunft angehen konnte. Was es alles an Neuigkeiten zum Thema Saft, Schorle und Cidre gibt, konnten die Gäste an diesem Abend gerne probieren.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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