Neujahrsempfang der Ahmadiyya Muslim Gemeinde
"Liebe für Alle, Hass Für Keinen"

Von links: Jugendleiter Asem Butt, Tufiek Butt, Imam Shamas-Ul-Mulk Choudhery, Dietmar Baumgartner, sowie Tahir Bhatti und Basharat Ahmad (Präsident der Radolfzeller Gemeinde). | Foto: Philipp Findling
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  • Von links: Jugendleiter Asem Butt, Tufiek Butt, Imam Shamas-Ul-Mulk Choudhery, Dietmar Baumgartner, sowie Tahir Bhatti und Basharat Ahmad (Präsident der Radolfzeller Gemeinde).
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Radolfzell. Bereits seit 1988 besteht die Ahmadiyya Muslim Gemeinde (AMJ) in Radolfzell. Beim am 6. März zum ersten Mal durchgeführten Neujahrsempfang wurde der besondere Geist, welcher der Gemeinde innewohnt, spürbar.

„Assalam o alaikum warahmatullahe wabarakatuhu“ (auf deutsch: "Der Frieden und Segen Allahs sei auf Ihnen.") - mit diesem islamischen Friedensgruß begann der stellvertretende Vorsitzende Tahir Bhatti diesen doch sehr besonderen Anlass, so feierte die Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Deutschland im letzten Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Folgenden sprach Jugendleiter Asem Butt einen Vers aus dem Koran, um diesen im Anschluss daran ins Deutsche zu übersetzen. "Nicht darin besteht Tugend, dass ihr euer Antlitz nach Osten oder nach Westen kehrt, sondern wahrhaft gerecht ist der, welcher an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag und an die Engel und das Buch und die Propheten" so der Auszug aus dem Heiligen Qur'an.

Bhatti betonte in seiner Eröffnungsrede zudem die Bedeutung des islamischen Glaubens für die Gemeinde, welche aufgrund der damals 1988 geringen Anzahl an Mitgliedern erst in diesem Jahr zum ersten Mal einen Neujahrsempfang ausrichten konnte. So sei es "nicht nur eine Herzensangelegenheit für uns Muslime, sondern auch eine Überzeugung des Glaubens, und damit auch ein Teil unserer Lebensphilosophie, dass wir stets bemüht sind, wo wir auch sind, unserer Bestes zu geben, eine positive Auswirkung auf unsere Gesellschaft zu haben."
Im Anschluss daran gab es einen kurzen Rückblick auf das Jubiläumsjahr 2023, worin auch die Bedeutung des aktuell fünften Kalifen Mizra Masroor Ahmad für die Gemeinde stark verdeutlicht wurde. Auch das starke, soziale Engagement der Gemeinde, welche aktuell Deutschlandweit etwa über 50.000 Mitglieder zählt und 50 Moscheen unterhält, wurden im Video aufgezeigt. So half unter anderem die eigene Hilfsorganisation "Humanity First" beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mit. Die AMJ ist seit 2013 die erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit den großen Kirchen rechtlich gleichgestellt. Ebenfalls spürbar gemacht wurde das Motto der Gemeinde: „Liebe für Alle, Hass für Keinen!“

Im Folgenden trat die junge Tufiek Butt an das Rednerpult, um die Frauenorganisation der Gemeinde, die "Lajna Imaillah", welche im Jahr 1922 ins Leben gerufen wurde, vorzustellen. Hierbei wird bereits durch die Botschaft bei der Gründung der Organsation, die in dieser Art die erste islamische Frauenorganisation überhaupt ist, die Bedeutung dieser deutlich: "Keine Nation kann Fortschritte machen,ohne ihre Frauen zu bilden". Aktuell gibt es in ganz Deutschland etwa 20.000 Frauen und Mädchen ab sieben Jahren, welche in 275 lokalen Gemeinden organisiert sind, von denen etwa 5.000 Frauen ehrenamtlich tätig sind. "Mädchen über dem Alter von sieben Jahren haben dabei ihre eigene kleine Unterorganisation, die Nasirat-ul-Ahmadiyya", erzählte Butt. Unter der Organisation der Lajna Imaillah finden verschiedenste Veranstaltungen und Programme auf Bezirksebenen, regionalen und auch nationalen Ebenen statt, die von internen Weiterbildungsmöglichkeiten, Diskussionskreisen, Gruppentreffen, Wettbewerbsveranstaltungen, Freizeitveranstaltungen bis hin zu Sportevents, Bazaren und externe Dialogveranstaltungen reichen.
Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hielt Tufiek Butt noch eine Rede zum Thema „Wie können Frauen zum friedvollen Miteinander in der Gesellschaft beitragen?“, worin sie auf die Quelle des Friedens für eine Muslima sowie die Begegnungsmöglichkeiten, die die Lajna Imaillah schafft, um das friedvolle Miteinander zu fördern, einging. Angesprochen auf die aktuellen Ereignisse auf der Welt brachte sie gleich zu Beginn die Botschaft "Frieden beginnt bei uns selbst. Wer Frieden im Herzen trägt, kann diesen auch in seine Umgebung tragen" an die Gäste im Milchwerk. Für viele Muslima sei einer Zitation aus dem Koran zufolge daher "der Glaube selbst die zentrale Quelle des Friedens". In der "Lajna Imaillah" gibt es hierzu viele Projekte unter dem Titel„Muslimas für Frieden“. Eines dieser Projekte, die Info-Kampagne „Ich bin eine Muslima –Haben Sie fragen?“, wo sich Mitglieder der Organisation inmitten belebter Plätze von deutschen Innenstädten den Fragen von Passanten stellen und welche bisher schon in 82 Städten über 150-mal durchgeführt worden ist, wurde 2019 mit dem hessischen Integrationspreis ausgezeichnet.

Vor dem Übergang in den gemeinsamen und teilweise sehr ausführlichen Austausch mit den Gästen, zu welchen auch Vertreter des Freundeskreis für Asyl Radolfzell zählten, gab es neben dem Grußwort von Dietmar Baumgartner, der sich im Beisammensein mit der Gemeinde "sehr wohl gefühlt" habe, noch Worte des Imams der Gemeinde, Shamas-Ul-Mulk Choudhery. Dieser kam unter anderem auch auf die aktuellen Ereignisse rund um Gaza und die Ukraine zu sprechen, wozu er ein wichtiges und auch nachdenkliches Statement: "Unser Ziel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Welt am Rande einer Katastrophe steht, und an die Menschheit zu appellieren, einen Schritt zurückzutreten, damit wir unsere Verantwortung nicht nur gegenüber den Menschen von heute, sondern auch gegenüber unseren künftigen Generationen überdenken."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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