60 Jahre im ehrenamtlichen Einsatz für Natur- und Vogelschutz am Bodensee
Lina-Hähnle-Medaille geht an Harald Jacoby

turschutztage Lina-Hähnle-Medaille | Foto: Die Lina-Hähnle-Medaille, die höchste Auszeichnung des NABU, geht 2020 an den Bodensee. Der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle und der Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel überreichten die Urkunde gestern Abend auf den Naturschutztagen an Harald Jacoby
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  • Foto: Die Lina-Hähnle-Medaille, die höchste Auszeichnung des NABU, geht 2020 an den Bodensee. Der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle und der Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel überreichten die Urkunde gestern Abend auf den Naturschutztagen an Harald Jacoby
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Radolfzell. Die Liste der naturschutzfachlichen Erfolge, an denen der Ornithologe und leidenschaftliche Naturschützer Harald Jacoby beteiligt war, ist lang. Als Anerkennung für seine langjährigen Verdienste um den Naturschutz überreichte ihm der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle auf den Naturschutztagen in Radolfzell die Lina-Hähnle-Medaille für sein Lebenswerk. Sie ist die höchste Auszeichnung des NABU. „Ich freue mich sehr, dass ich heute die Lina-Hähnle-Medaille, den Oscar des NABU, an den Pädagogen, Ornithologen und Naturschutzmacher vom Bodensee verleihen darf. Wir hoffen, dass Harald Jacoby seiner Leidenschaft, der Ornithologie, noch viele Jahre nachgehen kann“, so Enssle bei der Verleihung. Seit 60 Jahren setzt sich Jacoby unermüdlich, getreu dem Motto des NABU, „für Mensch und Natur“ am Bodensee und weit darüber hinaus ein. Maßgeblich durch sein Engagement hat sich das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried zu einem international ausgezeichneten Schutzgebiet entwickelt.

Seine lange Karriere im Naturschutz begann Harald Jacoby bereits als junger Bursche. Er durchstreifte mit gespitzten Ohren, wachem Blick, Notizblock und Fernglas das Wollmatinger Ried, auf der Suche nach vogelkundlichen Ereignissen. Seine ornithologischen Aufzeichnungen rund um den Bodensee reichen bis ins Jahr 1956 zurück und erinnern an die ersten Begegnungen mit Seeadler, Wiedehopf, Seggenrohrsänger und Zwergschnepfe.

Als Grund- und Hauptschullehrer begeisterte und sensibilisierte er später seine Schülerinnen und Schülern kenntnisreich für die Schönheit und die Bedürfnisse der Natur. Viele junge Menschen hat er begleitet und gefördert, darunter Volker Mosbrugger. Sein Schützling ist heute Generaldirektor des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main. Neben seinem Engagement vor Ort setzte sich Jacoby für den landesweiten Naturschutz ein.

Im Einsatz für ein besonderes Naturschutzgebiet

Mit Überzeugungskraft und Erfolg kämpfte der Ornithologe für das Ende der traditionellen Wasservogeljagd am Untersee. So konnte sich das Ermatinger Becken zum größten Überwinterungsgebiet für Wasservögel in Baden-Württemberg entwickeln. Besonders störungssensible Wintergäste wie Singschwan, Zwergschwan, Spießente, Kolbenente und Großer Brachvogel nahmen seitdem stark zu. Das Naturschutzgebiet „Wollmatinger Ried – Untersee –Gnadensee“ ist heute das größte Überwinterungsgebiet für Wasservögel im Land – und Jacobys Territorium, in dem er „jeden Vogel mit Vornamen kennt“, wie Freunde über ihn sagen. Schon 1968 wurde es mit dem Europadiplom des Europarats ausgezeichnet und hält die Auszeichnung seitdem.

Jacoby ist ein Teamplayer und Netzwerker im Naturschutz, aber zugleich ein Macher. Im Bewusstsein, dass es Taten statt Worte braucht, um das vorhandene Naturpotenzial zu bewahren, gründete er mit Gleichgesinnten die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee (OAB). In deren Rahmen kümmert er sich seit nunmehr 62 Jahren unermüdlich, Jahr für Jahr, um die bodenseeweite Zählung der Winterwasservögel, um deren Entwicklung und Schutzbedürftigkeit zu dokumentieren. Ganz selbstverständlich arbeiten darin bis heute deutsche, österreichische und schweizerische Feldornithologinnen und -ornithologen zusammen.

Als aktiver Ornithologe setzte Jacoby viele Akzente in seiner Naturschutzheimat, dem NABU. Bereits 1969 wurde Jacoby Vorsitzender des NABU Konstanz, trieb den Naturschutz am See weiter voran und unterstützte die ehrenamtlich Aktiven professionell und tatkräftig.

Ab 1978 engagierte er sich als Mitglied des Landesvorstands im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV). Erst nach der Wende wurde aus dem DBV der Naturschutzbund Deutschland, kurz NABU. Dem Landesvorstand gehörte er bis 1985 an. Anno 1979 wurde ein Herzenswunsch Jacobys wahr: Am Wollmatinger Ried eröffnete das erste NABU-Naturschutzzentrum im Land, dessen ehrenamtlicher Leiter er bis 2018 blieb. Gemeinsam mit seinem Team betreute er in dessen Folge das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried – Untersee – Gnadensee und weitere Naturschutzgebiete.

Aktiv für das NABU-Kompetenzzentrum am Bodensee

Viele Jahre setzte sich Jacoby hartnäckig und engagiert für ein Naturschutzzentrum ein, das die Naturschutzarbeit des NABU bündeln sollte. Das NABU-Bodenseezentrum nahm nach etlichen Jahren Planung, aber nur einem Jahr Bauzeit, im Oktober 2018 die Arbeit auf. Es dient seitdem als Kompetenzzentrum für den Naturschutz in der Region und zentrale Anlaufstelle für Umwelterlebnisse.

Als Geschäftsführer der Bodensee-Stiftung, einem Zusammenschluss der maßgeblichen Natur- und Umweltschutzvereinigung des Bodensees, wirkte Jacoby zehn Jahre lang öffentlichkeitswirksam für den Naturschutz am See. Er entwickelte mit dem NABU und Partnern aus der Wirtschaft Modellprojekte zum ökologischen Wirtschaften. Dies mündete in das Großprojekt „Zukunftsfähiger Bodensee“, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde.

Nach dem Motto, wer rastet, der rostet, beteiligt sich der fast 80-jährige Harald Jacoby weiterhin aktiv an der Naturschutzarbeit im NABU, führt Exkursionen ins Wollmatinger Ried, hält Fachvorträge und verfasst Publikationen.

Die „Lina“ – eine Auszeichnung für Naturschutzmacher/-innen

Die Lina-Hähnle-Medaille ist die höchste Auszeichnung des Naturschutzbundes. Sie ist benannt nach der Gründerin des NABU. Sie wird seit 1989 vergeben, seit 2005 gezielt an NABU-Mitglieder oder NABU-Gruppen, die sich in herausragender Weise um den Schutz der Natur und die Schaffung einer lebenswerten Umwelt verdient gemacht haben. Die ausgezeichneten Personen oder Gruppen sind Schrittmacher und Motor für den nationalen und internationalen Natur- und Umweltschutz oder haben sich in besonderer Weise für die Entwicklung des NABU engagiert. Die Vergabe erfolgt auf Vorschlag durch den Bund-Länder-Rat des NABU an die NABU-Gruppe des Jahres sowie die oder den NABU-Aktive/-n des Jahres.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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