Stadtwerke-Chef Tobias Hagenmeyer ist angekommen
Neue Netze und mehr Energiestabilität

Der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, Tobias Hagenmeyer, hat nun zum Amtsantritt die Ziele der Zukunft für das städtische Tochterunternehmen gesetzt. | Foto: Fiedler
  • Der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, Tobias Hagenmeyer, hat nun zum Amtsantritt die Ziele der Zukunft für das städtische Tochterunternehmen gesetzt.
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Radolfzell. Der Gaststatus ist vorüber für Tobias Hagenmeyer nach über einem Monat als neuer Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell. Das Amt hatte er zum Jahreswechsel übernommen, war aber schon den ganzen Herbst über immer wieder in Radolfzell gewesen, um sich zum Beispiel bei öffentlichen Terminen aktuell schon zu informieren.
„Mein erster Eindruck von den Stadtwerken hat sich absolut bestätig. Es ist ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen“, sagte er nun in einer ersten Bilanz. „Ich habe die erste Zeit genutzt zum Kennenlernen mit den ganzen Teams und auch die Themen der Zukunft angesprochen.“ Eine erste Belegschaftsversammlung fand dazu am 25. Januar statt, für die 115 Mitarbeitenden in den Stadtwerken für die verschiedenen Sparten, denn Themen gibt es eine ganze Reihe mit denen sich die Stadtwerke für eine weitere Entwicklung aufstellen wollen, die schon durch die Mobilitätswende und die Klimaziele gegeben seien. Auch wenn ganz am Anfang erst mal die Entscheidung für die Baupause am Stadtwerke-Neubau gefällt werden musste, wegen der Kostenexplosionen.

Stadtwerke brauchen Menschen

„Es braucht auch Menschen dafür, das steckt im Thema attraktiv für die Stadtwerke mit drin", macht Hagenmeyer deutlich, dass derzeit doch einige Arbeitsplätze nicht besetzt seien, und auch Auszubildende dringend gesucht sind, weil viel der Arbeit der Stadtwerke eben auch mit Handwerk zu tun hat. Und da seien die Stadtwerke eigentlich in Sachen Arbeitszeitmodelle und Arbeitplatzgestaltung innovativ. „Wir werden als Branche trotz allem noch als etwas verstaubt angesehen“, meint Hagenmeyer. „All die nötigen Wenden schaffen wir nur, wenn wir die Menschen dafür haben, Kabel und Leitungen werden ja noch ganz analog in die Erde gelegt.“
Dabei befände sich das städtische Tochterunternehmen in einem sehr intensiven Wettbewerb und müsse Zukunftsfelder als neue Themen besetzen. Beim Thema Breitband habe man nach riesigen Vorinvestitionen immerhin inzwischen eine „Schwarze Null“, die Sparte trage sich inzwischen also selbst, sagte Hagenmeyer im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.

Weg vom Gas hin zur Wärme

Eine aktuelle Herausforderung für Hagenmeyer und die Stadtwerke ist die kommunale Wärmeplanung die bis Ende des Jahres angeschlossen werden muss nach den Vorgaben des Landes. Weg vom Gas, hin zu Wärmenetzen ist für Hagenmeyer hier die Fahrtrichtung für die gerade nach den Energiedörfern Möggingen und Liggeringen sich nun auch in der Kernstadt abspielen soll. Denn in der Vorbereitung befindet sich bereits ein neues Nahwärmenetz TKM, das hier in der Nachfolge der Wärmezentrale des Milchwerks entstehen soll, das bereits jetzt umliegende Gebäude und auch das Seemaxx versorgt. „Wir wollen hier Abwärme aus dem Klärwerk mit einem durch die dort im Faulturm entstehenden Gase betriebenen Blockheizkraftwerk nutzen, um größere Teile der östlichen Innenstadt und auch die dort befindlichen Industriebetriebe wie Hügli und Allweiler mitversorgen, sagt Hagenmeyer. Da befinde man sich gerade in den Gesprächen, aber die Bereitschaft, hier mit einzusteigen, sei sehr groß. Auch das geplante große Wohnprojekt im Gleisdreieck solle Teil dieses neuen Nahwärmeverbunds werden, haben sich die Stadtwerke vorgenommen. Das Netz soll einerseits die Dekarbonisierung in der Stadt Radolfzell vorantreiben, aber auch durch die Stromproduktion für mehr Netzstabilität sorgen, ist hier der Zukunftsplan der Stadtwerke. Eine Machbarkeitsprüfung dazu sei im Dezember beschlossen worden, die Ergebnisse sollten im Herbst zur Verfügung stehen.
Nahwärmeverbünde stehen auch für das Baugebiet Hübschäcker in Böhringen wie bei den Nordstadterweitungen in der Kernstadt. Als weiteren Schritt in Sachen Energiewende zu mehr Eigenproduktion wolle man den Solarpark Tenn in Möggingen in diesem Jahr mit dem Bau beginnen. Zudem werden gerade die Weichen für den Windpark Brand im Rahmen der „Hegauwind“ gestellt, an der die Stadtwerke Radolfzell beteiligt sind und der nun wieder in der Zukunftsplanung sei, nachdem das Projekt vor zwei Jahren erst mal auf Eis gelegt werden musste, aber nun durch die neuen Rahmenbedingungen des Landes wieder Rückenwind bekommen habe.

Busse werden neu ausgeschrieben

Ein weiteres großes Thema in all den Wenden ist das Thema Infrastruktur und Mobiltätswende. 2026 soll der Stadtbusbetrieb neu ausgeschrieben, und das nach den Regeln der „Clean Vehicle Directive“, nach der bis 2028 50 Prozent der Nutzfahrzeugflotte klimaneutral, sprich mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Ob man dafür nur E-Busse nutzen könnte, sei noch offen, schließlich gebe es da auch gerade einen Technologieschub. Auch die eigene E-Car-Flotte des Carsharing-Systems „Seefahrer“ wollen man weiter Ausbauen, hat sich Hagenmeyer mit seinem Vorstandsteam vorgenommen. „Das ist noch kein Selbstläufer und immer noch geprägt von Berührungsängsten“, macht der neue Stadtwerke-Chef deutlich.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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