Güttinger feiern ihr Ortsteilprojekt unter Federführung der Narrenzunft
Schwedenschanze wird zum Kulturdenkmal

Schwedenschanze Güttingen | Foto: V. l. n. r.: OB Martin Staab, Ortsvorsteher Martin Aichem und Initiator Andreas Bohl, Schimmele (Lea Graf und Ida Hassemer). swb-Bild: Alexander Wittmann
  • Schwedenschanze Güttingen
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Radolfzell-Güttingen. »An die Schanz – fertig – los«, lautete das Motto des Güttinger Ortsteilprojektes laut Veranstaltungskalender der Heimattage. Anders als vor rund 390 Jahren, wurde die Schwedenschanze am vergangenen Sonntag jedoch in friedlicher Absicht gestürmt. Mehrere hundert Besucher folgten der Einladung des NV Schimmelreiter, der Ortsverwaltung Güttingen und der Stadt Radolfzell, um mehr über das Bauwerk aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und dessen Freilegung zu erfahren. Vor rund eineinhalb Jahren initiierte Ehrennarrenrat Andreas Bohl das Projekt zur Freilegung der ehemaligen Verteidigungsanlage. »Die Schanz war für mich schon immer da. Als kleiner Bub habe ich dort gespielt und die alten Güttinger haben Geschichten darüber erzählt«, so Andreas Bohl. »Die Idee, die Schanze wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, hatte ich schon lange. Die Schanze gehört zu Güttingen, meiner Heimat. Diese Heimatverbundenheit, mein generelles Interesse für die Dorfgeschichte und der richtige Zeitpunkt kamen letztes Jahr zusammen und los ging es.«

Nach Auskunft von Narrenpräsident Manfred Hiller fiel die Idee im Verein sofort auf fruchtbaren Boden, ist doch die Geschichte der Schanz eng mit der Gründungssage des NV Schimmelreiter verbunden. Der Gedanke, das fertiggestellte Projekt im Rahmen der Heimattage zu präsentieren, kam erst später. »Da waren die ersten Arbeiten bereits erledigt«, so Hiller weiter. Wie viel Arbeit die Schimmelreiter in den Erhalt ihrer Heimat gesteckt haben, konnten sich die Besucher anhand einer Fotodokumentation auf dem Festgelände vor Augen führen. Den offiziellen Festakt zur Einweihung eröffnete Ortsvorsteher Martin Aichem mit der Begrüßung der Ehrengäste. Oberbürgermeister Martin Staab sprach im Anschluss ebenfalls ein paar Grußworte und dankte, wie sein Vorredner, den Beteiligten für deren Einsatz, bevor zwei »Schimmele« aus den Reihen der Hästräger (der Amtsschimmel war verhindert) zur Enthüllung einer Informationstafel zum Bau der Wehranlage heranritten.

Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald und Dr. Bertram Jenisch vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg erläuterten in ihren Vorträgen die vergangenen Arbeiten und die landesweite Vorreiterrolle des Projektes »Kulturdenkmal Schwedenschanze« in Güttingen. Die Rekonstruktion und Aufnahme solcher Bauwerke als Bodendenkmäler aus der »archäologischen Neuzeit« nehme aktuell an Bedeutung zu, weshalb die Erfahrungen aus Güttingen von großem Wert seien, so Dr. Jenisch. Stadtrat Christof Stadler, maßgeblich an der textlichen Gestaltung der Tafeln beteiligt, kam in seiner Eigenschaft als passionierter Heimatforscher zu Wort, indem er dem aufmerksam lauschenden Publikum den Hintergrund des Schanzenbaus (siehe Infokasten) unterhaltsam näherbrachte.

Zum Ende des offiziellen Teils erhielten die Beteiligten von Ortsvorsteher Martin Aichem ein kleines Präsent zur Erinnerung überreicht. Narrenpräsident Manfred Hiller lud alle Besucher schließlich noch zu einem Umtrunk auf den nahegelegenen Waldparkplatz ein, wo eine weitere Informationstafel enthüllt werden sollte, welche auf die Beziehung zwischen der Schanz und der Gründungssage des Narrenvereins verweist.

Die Schwedenschanze

Die Schwedenschanze wurde ab dem 28. April 1632 auf der Passhöhe an der Straße zwischen Stockach und Konstanz erbaut und lag daher strategisch günstig. Anders als heute, führte der Weg nach Radolfzell von Stahringen über Reute und zweigte vorher nach Güttingen ab. Von dort kam man über Markelfingen und Allensbach nach Konstanz. Die Errichtung des Verteidigungswalls sollte also dem Schutz der Stadt Konstanz dienen und wurde von den dortigen Herren in Auftrag gegeben. So wurde auch die Bevölkerung der vorgenannten Orte (damals in mainauischem oder reichenauischem Besitz) zum Bau der Schanze verpflichtet. Die heute noch auf 240 m erhaltene Anlage wurde in rund sieben Monaten erstellt, bevor sie am 15. Oktober 1632 unter dem Kommando eines Corporals aus der Radolfzeller Garnison angesichts feindlicher Übermacht kampflos aufgegeben wurde.

Quelle: NV Schimmelreiter/Alexander Wittmann

- Redaktion

Autor:

Redaktion aus Singen

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