Nach gescheiterter Verhandlungsrunde in Potsdam
ver.di setzt in Radolfzell ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeber

Das Banner von ver.di auf der Kundgebung am Radolfzeller Marktplatz macht deutlich, dass man nur gemeinsam mit der Stadtverwaltung das nötige Ziel erreicht. swb-Bild: Philipp Findling
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Radolfzell. Die letzte Verhandlungsrunde zwischen ver.di und dem Arbeitgeberverband (AGV) am Donnerstag in Potsdam fand im aktuellen Konflikt erneut keine Lösung. Nicht nur deswegen rief die Arbeitnehmergewerkschaft ver.di in Radolfzell zu einer Kundgebung auf.

Das Dauerthema der Bezahlung im öffentlichen Dienst scheint kein Ende zu nehmen. In den abermals gescheiterten Verhandlungen ließ der AGV ver.di mit großer Enttäuschung zurück: „Der zweite Verhandlungstag ist verstrichen mit einem Angebot, welches für uns nicht annehmbar sein kann. Wir sind mit fünf Prozent plus 2.500 Euro Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von 27 Monaten weit weg von unseren Forderungen und deshalb wurde es auch abgelehnt", verkündete Manuela Hettich, Mitglied im Bezirksvorstand ver.di Südbaden-Schwarzwald sowie in der Bundesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit (ESBA). Man brauche ihrer Meinung nach eine gerechte Anpassung in den Lohngruppen 2 bis 8 und dazu ein stärkeres Angebot mit 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch einem Sockelbetrag von 500 Euro.

Fortführend machte sie auf mehrere Probleme in der Arbeiterstadt am See aufmerksam: „Wir haben in allen Städten, auch in Radolfzell, den spürbaren Fachkräftemangel, den wir trotz vieler Ausschreibungen nicht in den Griff bekommen.“ Die Aufgabendichte mit Pflichtaufgaben sei so hoch, dass viele KollegInnen vor Erschöpfung Langzeit-erkranken, Arbeitszeit reduzieren oder im schlimmsten Fall kündigen. „Wir brauchen die Gehaltserhöhung monatlich und nicht eine Einmalzahlung, die kurzzeitig eine Lücke stopft und zwei Monate später wieder auftritt“, stellte sie klar. „Mit unseren Dienstleistungen sind wir für die BürgerInnen unverzichtbar. Das muss sich ausbezahlen!“ Sie forderte auf, mehr SchulabsolventInnen zu ermutigen, Berufe wie ErzieherIn oder SachbearbeiterIn zu erlernen, um den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) auch für diese Zielgruppe attraktiv zu machen. Abschließend fand sie klare Worte an die Stadtverwaltung um OB Simon Gröger und Bürgermeisterin Monika Laule: „Geben Sie als Kommunalpolitiker Gas und unterstützen Sie unsere Forderung von 10,5 Prozent!“ Die Stadt, so Hettich gegenüber dem WOCHENBLATT, habe bereits bei der Haushaltsplanung gesagt, dass fünf Prozent plus die globale Minderausgabe, welche für das letzte Jahr Einsparungen von 1,1 Millionen Euro ergeben haben, für das anstehende Tarifergebnis ausreichen würden.

Auf der Kundgebung, bei der viele Kita-Kräfte auch aus Verantwortung den zu betreuenden Kindern gegenüber fehlten, machte auch Gewerkschaftssekretär Behrad Gohfrani deutlich, was die insgesamt 700 Beschäftigten in Radolfzell bewegt: „Wir sind in den letzten Wochen und Monaten zwar stärker geworden, müssen aber noch mehr mobilisieren, um zu bekommen, was wir verlangen.“ Er bat daher die Anwesenden, die ArbeitskollegInnen zu informieren und alles lahmzulegen: „Wir müssen bei unserer baldigen zentralen Kundgebung mindestens 500 bis 600 Menschen zusammenbekommen, um am Bodensee ein deutliches Zeichen zu setzen.“ Wann diese stattfinden werde, mochte er auf Nachfrage des WOCHENBLATTs nicht mitteilen. Jedoch werde es bereits kommenden Montag, 6. März, eine Kundgebung in Singen geben. Zum Schluss seiner kurzen Rede fand er nochmals deutliche Worte: „Ich möchte nicht, dass es eine Erzieherin gibt, die wegen ihrer Heizkosten alles dreimal ausrechnen muss, sondern eine, die genug Kohle hat, um mein Kind fachgerecht zu betreuen!“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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