Bürgerdialog: Preise, Stromsparen, »Fracking« und Erdwärme
Energiewende steht unter Strom

Foto: Das Thema »Energiewende« elektrisierte viele Besucher des Bürgerdialogs im Stockacher Bürgerhaus »Adler Post«.swb-Bild: Weiß
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Stockach (sw). Dieses Thema elektrisierte - viele Besucher standen im Bürgerhaus »Adler Post« in Stockach unter Strom. Teilweise flogen die Funken beim vom CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung organisierten Bürgerdialog zur »Energiewende«.

Nein, Diskussion und Veranstaltung seien kein Walkampfgeplänkel, schmetterte der 37-jährige Jurist einen Vorwurf aus dem Publikum ab, er habe in den vergangenen Jahren viele Diskussionen darüber geführt. Er halte die Energiewende für richtig, und es sei nicht so, dass sie überstürzt über’s Knie gebrochen worden wäre. Eine Ethikkommission sei eingesetzt worden, und die Verantwortlichen würden sich zehn Jahre Zeit bis zur Abschaltung des letzten Atomkraftwerks lassen. Die steigenden Stromkosten aber müssten ernst genommen und begrenzt werden. Keine einfache Sache, führte Dietmar Geier, der Geschäftsführer der Stockacher Stadtwerke aus. Den Bürgern könne nicht mehr vermittelt werden, wie sich die Strompreise zusammensetzen - zu viele Umlagen seien in den letzten Jahren dazugekommen. Diese Umlagen machten mehr als die Hälfte des Strompreises aus.

Das konnte Willy Künkele nicht trösten: Er prangerte mit vielen Argumenten die explodierenden Kosten für Nachtstrom an - viele Rentner würden dadurch in die Nähe des Existenzminimums geraten. Andreas Jung bot an, Argumente zu sammeln und ein Schreiben an Bundesumweltminister Peter Altmaier abzufassen, Dietmar Geier signalisierte Gesprächsbedarf und die Offenlegung der Bilanzen.

Die Strombilanz der Bundesregierung ist dagegen klar: Wie Andreas Jung ausführte wurden 1996 vier Prozent, 2011 dann 20 Prozent und 2012 bereits 23 Prozent des Stroms aus regenerativen Energiequellen bezogen. Bis 20150 sollen es 80 Prozent sein. Die Bürger müssten das Ihre dazu tun, meinte ein Zuhörer, ohne große Einschränkungen könnten bis zu zehn Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden. Und Stockachs Ehrenringträger Heinrich Wagner verwies auf die großen Chancen, die Geothermie, also Erdwärme, bieten würde. Ein Loch von 100 Metern würde die Temperaturen um drei Grad anheben - das sei verlässlicher als Sonne oder Wind.

Viel Wind wurde um das Thema »Fracking«, die geologische Tiefenbohrung zur Entdeckung von Gasvorkommen, gemacht. Durch die dabei verwendeten Stoffe könnten negative Folgen für die Umwelt entstehen. Daher betonte Andreas Jung, er sei für ein Verbot in Wasserschutzgebieten, eine Umweltverträglichkeitsstudie und eine Einbindung der lokalen Behörden. Die Hürden müssten so hoch gelegt werden, dass jedes Risiko ausgeschlossen ist. Warum das »Fracking« nicht ganz verboten werde, wollten Zuhörer wissen. Und eine Besucherin meinte, durch diese Methode würde es in Deutschland keine Lebensgrundlage mehr geben.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Reuther wies darauf hin, dass ein generelles Verbot schwer durchzusetzen sei, da etwa Niedersachsen wirtschaftliche Interessen verfolgen würde. Auch würde »Fracking« seit Jahrzehnten eingesetzt und sei bei allen Bohrungen üblich. In Österreich werden »Clean Fracking«, eine saubere Methode also, mit biologisch abbaubaren Stoffen getestet. Man müsse die Ergebnisse abwarten. Angriffen aus dem Publikum, sein Vortrag sei emotional, begegnete er souverän: »Ich bin ganz ruhig. Sie wollten mich mal erleben, wenn ich wirklich emotional bin.«

Zum Thema Energie steht am Freitag, 8. März, um 20 Uhr ein »Bürgerdialog Europa« mit EU-Kommissar Günther Oettinger in der Bildungsakademie in Singen an.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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