WOCHENBLATT-Interview mit Christoph Stetter vom CDU-Stadtverband Stockach
Heraus aus dem Hinterzimmer

Werner Gaiser Christoph Stetter  | Foto: Christoph Stetter (rechts) hat den Vorsitz im CDU-Stadtverband von Werner Gaiser übernommen. swb-Bild: sw
  • Werner Gaiser Christoph Stetter
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Stockach. Die leichte Brise der Vorboten der Kommunalwahl am Sonntag, 26. Mai, hat frischen Wind in die kommunalpolitischen Segel des CDU-Stadtverbands Stockach geblasen. Die Liste der Christdemokraten mit den Bewerbern für den Gemeinderat steht. Ein Interview mit Christoph Stetter, dem neuen Vorsitzenden der CDU und Nachfolger von Werner Gaiser.

WOCHENBLATT: Auf der Liste der CDU mit den Gemeinderatskandidaten stehen sehr wenige Frauen?

Christoph Stetter: Ja, das stimmt. Aber das liegt nicht alleine am CDU-Stadtverband. Wir haben sehr viele Frauen auf eine mögliche Kandidatur hin angesprochen, doch die meisten sind mit Familie und Beruf bereits sehr eingespannt. Ein paar der Angesprochenen meinten auch, sie würden es sich nicht zutrauen, ein so wichtiges Amt zu übernehmen. Wir bedauern das sehr. Denn ein höherer weiblicher Anteil wäre mit Blick auf die Diskussionskultur sicher wünschenswert, zumal Frauen nochmals andere Erfahrungen und Sichtweisen einbringen können. Das Ergebnis der Kandidatensuche zeigt aber auch, dass es wenig Sinn macht, über verbindliche Frauenquoten auf Listen zu sprechen. Wir hätten gerne 50 Prozent Frauen. Es hilft aber alles nichts, wenn sich in der Praxis am Ende keine Kandidatinnen finden lassen.

WOCHENBLATT: Sie laden am Donnerstag, 22. November, um 19 Uhr zum Bürgerdialog in die »Fortuna« ein. Warum?

Christoph Stetter: Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl in Stockach lag 2014 bei 45,12, 2009 bei 46,26 Prozent. Das sind vergleichsweise geringe Werte – vor allem, weil kommunalpolitische Themen die Menschen direkt vor der Haustüre und in ihrem unmittelbaren Umfeld betreffen. Gegen diese Politikverdrossenheit möchten wir etwas tun: Wir bieten den Stockacherinnen und Stockachern an, sich im Rahmen des Bürgerdialogs einzubringen und Themen für unser Wahlprogramm vorzuschlagen. Anregungen nehmen wir sehr gerne auf. Das müssen gar nicht unbedingt immer die ganz großen Themen sein: Eine Seniorin hat mich beispielsweise jüngst in einem Gespräch auf einen fehlenden Briefkasten in der Nähe ihres Hauses aufmerksam gemacht. Auch das ist eine Frage von Infrastruktur und wäre ein Thema für den Bürgerdialog.

WOCHENBLATT: Und wenn die Bürger so politikverdrossen sind, dass sie gar nicht zum Bürgerdialog kommen?

Christoph Stetter: Dann haben wir es wenigstens versucht und den Menschen die Möglichkeit zum Dialog und zu gegenseitigen Gesprächen gegeben. Außerdem werden wir weitere Wege suchen, um das Interesse an Kommunalpolitik zu wecken. Denkbar sind etwa Vor Ort-Termine. Ein wichtiges Thema ist beispielsweise die Barrierefreiheit – nicht nur für Menschen mit Behinderungen sondern auch für Senioren oder Familien mit Kinderwagen. Wir könnten also mit interessierten Bürgern durch Stockach gehen und schauen, ob und wo hier Handlungsbedarf besteht. Möglich wären aber auch Besichtigungen von Einrichtungen wie dem THW oder der Feuerwehr. Das sind alles Gelegenheiten, um ins Gespräch zu kommen. Unser Motto lautet: ,Raus aus dem Hinterzimmer – hinaus in die Öffentlichkeit‘.


WOCHENBLATT: Unabhängig von Resonanz und Ergebnissen des Bürgerdialogs – gibt es Themen, die die CDU im Gemeinderat nach der Kommunalwahl anpacken möchte?

Christoph Stetter: Ja, das sind die Themen Verkehr, Infrastruktur, bezahlbarer Wohnraum, die Zukunft des Krankenhauses und der Ausbau des schnellen Internets. Das sind alles wichtige Standortfaktoren für die Stadt. Außerdem interessieren uns die Fragen, mit denen sich die Jugend befasst. Hier bin ich persönlich vor allem auf die Ergebnisse des Jugendforums gespannt.

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WOCHENBLATT: Der Stockacher Gemeinderat hat eine ganz eigene, sehr harmoniebedürftige Diskussionskultur, bei der sehr viele Entscheidungen einstimmig gefasst werden. Wie stehen Sie dazu?

Christoph Stetter: Ich halte das grundsätzlich für den richtigen Weg. Es geht ja um Sachfragen und um das Beste für die Stadt Stockach, und dabei sind parteipolitische Auseinandersetzungen wenig hilfreich. Das heißt aber nicht, dass Streit in der Sache ausgeschlossen ist. Schließlich haben nicht alle immer zu allen Themen die gleiche Meinung. Am Ende ist es aber gut, wenn die Entscheidungen in einem breiten Konsens getroffen werden.

WOCHENBLATT: Was würden Sie davon halten, wenn in Stockach eine AfD-Liste für die Kommunalwahl aufgestellt werden würde?

Christoph Stetter: Das wäre sehr spannend. Dann könnten sich die Kandidaten nicht mehr in der relativen Anonymität von Bundes- und Landtagswahlen verstecken, sondern müssten mit ihrem Gesicht und ihrem Namen für ihre Partei vor Ort einstehen. Dann geht es nicht mehr nur um allgemeine populistische Äußerungen, sondern um konkrete kommunalpolitische Belange. Die AfD müsste dann zeigen, welche Ideen sie hat und ob sie wirklich die bessere Alternative ist.

WOCHENBLATT: Welches Ziel würde die CDU bei der Kommunalwahl anstreben?

Christoph Stetter: Ich finde, wir haben sehr gute Kandidatinnen und Kandidaten. Da ist für jeden etwas dabei. Unser Ziel ist es, dass wir mit dieser Liste die bisherigen 13 Sitze halten.

Auf der Liste der CDU für die Kommunalwahl stehen Andreas Bernhart, Martin Bosch, Werner Gaiser, Monika Haffennegger, Gerhard Heim, Dr. Jürgen Kragler, Eveline Kramer, Petra Meier-Hänert, Wolfgang Reuther, Renate Rösgen. Ausscheiden aus der bisherigen Gemeinderatsfraktion werden Rolf Moll, Daniel Traber und Dr. Ulf Wieczorek. Um einen Sitz im Gemeinderat bewerben sich außerdem Alexandra Bayer, Dr. Thomas Bayer, Stephan Borst, Markus Buhl, Holger Fischer, Udo Fürst, Stéphanie Haas-Komp, Michael Junginger, Frank Karotsch, Matthias Kehlert, Simon Mai, Andreas Schneider, Jochen Schmid, Manuel Seliger, Christoph Stetter, Anne Storm und Erich Zepf.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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