Stockacher Narrengericht: Annegret Kramp-Karrenbauer besticht mit weiblicher Power
Rote Karte für Machismo

AKK  | Foto: Gefangen im Seil der Aktiven Laufnarren, doch Annegret Kramp-Karrenbauer ließ sich nicht abhängen: Die Beklagte 2019 vor dem Stockacher Narrengericht und CDU-Bundesvorsitzende legte einen fulminanten Auftritt hin.swb-Bild: sw
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Stockach. Sie hat die feministischen Neandertaler in ihre Höhlen zurückgejagt. Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Bundesvorsitzende und Beklagte 2019, hat der rein männlichen Riege des Stockacher Narrengerichts mit einem Höllenauftritt Feuer hinter die verstaubten Fassaden gemacht. In der Stockacher Jahnhalle bestach sie mit Eloquenz, Charme und einer bewussten Karikierung des »Frauchen«-Bildes. Doch die Gerichtsnarren um Narrenrichter Jürgen Koterzyna hatten kein Erbarmen: »AKK« wurde zu drei Litern Eimern Wein österreichischen Maßes, also zu 180 Litern, verurteilt.

Seine verbale Keule hatte Neu-Kläger Wolfgang Reuther wenig genützt. Er bestach zwar mit schauspielerischem Talent, Wortwitz, gut gesetzten Pointen und einer schlüssig strukturierten Klage, entschweifte leider aber auch immer wieder in die Tiefen fäkal-niederschwelligen Humors. Es war schade, dass immer wieder Wörter eher geringen umgangssprachlichen Niveaus benutzt wurden – denn das hat »Häuptling Flinke Zunge« eigentlich gar nicht nötig. Er weiß, sprachlich zu glänzen und müsste nur zur rechten Zeit seinem frei schwebenden Geist die Zügel anlegen, wenn er in unergründliche Weiten wenig salonfähiger Artikulation zu entgleiten droht. Die Klagepunkte hatten durchaus Charme – gewaltsame Kastration der CDU, Thronraub durch Verführung Minderjähriger und Unterjochung der Bundesrepublik Deutschland durch saarländische Leitkultur. Das waren die Verbrechen, die er Annegret Kramp-Karrenbauer zur Last legte.

Die Begründung für seine Klageschrift nutzte der »Staatsanwalt« des Stockacher Narrengerichts, um seine gute Allgemeinbildung zu präsentieren. Drei welthistorisch bedeutende Saarländer führte Wolfgang Reuther an, um das Heimatbundesland von Annegret Kramp-Karrenbauer zu diskreditieren: Napoleon Bonapartes Marschall Michel Ney, Erich Honecker, den Ex-Staatschef der DDR, und das linke Urgestein Oskar Lafontaine. Marschalll Ney wurde erschossen, Erich Honecker starb im chilenischen Exil – doch Oskar Lafontaine traf es am härtesten, denn er musste Sahra Wagenknecht heiraten. Beispiele für die Unterjochung der Bundesrepublik durch Saarländer. Annegret Kramp-Karrenbauer konnte aus Sicht von Wolfgang Reuther aber noch mehr vorgeworfen werden: Denn vier Tage nach einer Audienz von Annegret Kramp-Karrenbauer bei Papst Benedikt XVI. in Rom sei dieser überraschend zurückgetreten. Witzige Pointen! Allerdings auch begleitet von bildlich gezeigten Stuhlproben, die der Beklagten entnommen worden seien.

Doch »AKK« schlug zurück. Cool, überlegen, souverän. Bestens unterstützt von ihrem Fürsprech Michael Nadig, packte sie die Männerriege bei den männlichen Schwächen. Kläger Reuther attestierte sie einen »Männlichkeitskomplex«, und die Gerichtsnarren als Ganzes bezeichnete sie als Mumien: Narrenrichter Koterzyna und seine Mannen sähen aus, als würden sie leibhaftig aus dem Jahr 1351 stammen. Und, jede Frau kennt’s: Die Männer, so Annegret Kramp-Karrenbauer, die Männer würden nach der Weltherrschaft streben, sich aber gleichzeitig bei jedem Schnupfen zum Sterben im Bett niederlegen. Wenn Männer Kinder bekommen müssten, wäre die Menschheit längst ausgestorben, so ihre These. Sie parierte gut und niveauvoll alle Angriffe – überzeugte durch Sympathie, Schlagfertigkeit und Sprachfreude.

Es war Annegret Kramp-Karrenbauer anzumerken, dass sie fasnetsfit ist. Als Putzfrau Gretel hat sie im saarländischen Karneval Auftritte gehabt – so wusste sie die Bühne in der Stockacher Jahnhalle närrisch als Plattform zu nutzen. Gestik, Mimik und Sprache setze sie gekonnt ein, um ihre Gags zu platzieren, und in dieser kleinen Frau steckt eine große Power. Zumindest bei diesem Auftritt bewies sie, dass sie mehr ist als ein Abziehbild von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eine gute Vorbereitung kam noch hinzu. In Anspielung auf den eigenen Namenskürzel »AKK« begrüßte sie die »HKK«, die Hans-Kuony-Kapelle. Ihr Auftritt kam an - »Standing Ovations« in der voll besetzten Jahnhalle. Verdient. Es war einer der Glanzpunkte des Narrengerichts gewesen.

Viel gelernt haben die Mannen aber durch die weiblichen Lektionen der Beklagten 2019 nicht: Im Anschluss an die Verhandlung und der Verurteilung zu drei Eimern Wein österreichischen Maßes wurde Annegret Kramp-Karrenbauer mit einem Blumenstrauß abgespeist. Ehemann Helmut Karrenbauer aber wurde zum Stockacher Laufnarren geschlagen. An der Stelle mit dem »Narrensamen«, den es insbesondere zu ziehen gelte, brach »AKK« in Lachen aus. Sie konnte es nur schwer unterdrücken. Somit hat sie es wohl verschmerzt, dass sie zwar eine hervorragende Beklagte, aber keine Stockacher Laufnärrin sein durfte.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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