Nachdenkliches zum Volkertshauser Neujahrsempfang
"Der Staat ist immer die Summe aller Menschen"

Bürgermeister Marcus Röwer wurde bei seinem Ausblich auf die Herausforderungen der Gemeinde vom Saxophonquartett des Musikverein Volkertshausen begleitet. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Bürgermeister Marcus Röwer wurde bei seinem Ausblich auf die Herausforderungen der Gemeinde vom Saxophonquartett des Musikverein Volkertshausen begleitet.
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Volkertshausen. Mit der Europahymne wurde in der Alten Kirche der schon traditionelle Neujahrsempfang durch das Saxophonquartett des Musikvereins Volkertshausen eröffnet. In diesem Jahr war die Bundestagsabgeordnete Dr. Ann-Veruschka Jurisch der "Stargast" mit der Festrede. Wie Bürgermeister Marcus Röwer sagte, wolle er den Anlass dazu nutzen, Personen vorzustellen, die durch ihre Tätigkeit für die Gesellschaft wirken, die man hier beim Empfang kennenlernen kann.

Zunächst war aber Bürgermeister Marcus Röwer mit seinem Rück- und Ausblick am Rednerpult. Die Gemeinde habe endlich den Anbau für die Kinderkrippe abschließen können. Der Bau sei gut gelungen und man habe das durch eine Aufstockung auf die Schulbücherei ohne Geländeverbrauch geschafft und darüber hinaus auch noch die Bücherei energetisch saniert.
Die lange fällige Sanierung der Langensteiner Straße konnte nicht ganz abgeschlossen werden, weil die Asphaltwerke dann doch aus Sicht der Gemeinde drei Tage zu früh zugemacht haben. Die Wehribücke habe man erneuert, was auch dringend geboten war. Alle Gemeindeliegenschaften seien auf ihren Sanierungsbedarf untersucht worden, mit dem Gemeinderat wolle man in diesem Jahr eine Prioritätenliste aufstellen. Freilich unter der Prämisse, dass die aktuelle Finanzlage nicht nur "lausig" sei, sondern sogar noch schlechter werden könnte. Das Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Bolsena zu 25 Jahren, habe dieser Partnerschaft sehr gutgetan.
Fortschritte habe man mit mehreren Veranstaltungen zur Jugendbeteiligung gemacht. In der Gemeinde wurde ein Klimabeirat gebildet, der sicher bald schon seine ersten Eingaben machen werde, denn auch die Gemeinde sollte ja mittelfristig klimaneutral werden.

Förderung soll beantragt werden

"Das Thema Kinderbetreuung wird uns auch in diesem Jahr wieder begleiten", ging Röwer in den Ausblick. Man wolle einen Naturkindergarten installieren, auf Wunsch aus der Gemeinde. Beim Grundstück könne man bald einen Knopf dran machen, man habe auch schon das meiste Personal dafür und einen Start nach der Sommerpause auf der Agenda. Das Thema Ortsmitte ist ebenso wichtig für die Gemeinde, hier wolle man einen Antrag im Städtebauförderungsprogramm stellen, Voruntersuchungen wurden im letzten Sommer gestartet. Kommende Woche werde hoffentlich die Entscheidung über den Antrag gefällt, so Röwer.

Leider sei es aufgrund der wirtschaftlichen Lage so, dass die Einnahmen nicht in dem Umfang steigen, wie die Kosten. Wenn das im Lauf der nächsten Jahre so bleiben sollte, stehe man schon vor einigen Herausforderungen. Die Frage nach der Unterbringung von Flüchtlingen halte die Gemeinde weiter auf Trab, aber man habe es bislang dank der engagierten Mitarbeitenden und der Bereitschaft aus der Gemeinde gut hinbekommen, ohne Hallen sperren oder Container aufstellen zu müssen. Beim Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 sehe er noch nicht, wie das darstellbar sein solle, richtete er an die Bundestagsabgeordnete Dr. Ann-Veruschka Jurisch.
Die Gefahr von Parallelgesellschaften sieht Röwer bei den Flüchtlingen: Es wäre aus seiner Sicht gut, diese nicht als Flüchtling, sondern vielleicht als Nachbar zu sehen, ihnen die Hand zu reichen. Beispiel sind für ihn die Italiener im Dorf, die längst Volkertshausener wurden. Da brauche es jeden Nachbarn, jeden Verein, denn das könne das Rathaus nicht tun. "Wir haben keinen Einfluss auf das, was auf uns zukommt aus der Welt, aber wir können hier noch immer unseres Glückes eigener Schmied sein", fasste Röwer seinen Ausblick zusammen.

Frust und Müdigkeit

Dr. Ann-Versuchka Jurisch zeigte sich in ihrer Festansprache durchaus optimistisch. Klar zeige man immer auf die Ampel, auf die da oben. Es seien viele Fehler gemacht worden, aber die könne man nicht alleine der "Ampel" zurechnen. "Was ist los in dem Land?", fragte sich Jurisch. Es gehe bei der aktuellen Stimmungslage um mehr als nur ein Heizungsgesetz oder die Kürzung von Agrarsubventionen. Für sie steckt mehr dahinter: Frust über die Bürokratie, die Müdigkeit nach Jahren der Krise, das Empfinden einer maroden Infrastruktur.
"Was können wir tun? Was liegt in unserer Macht?", fragte sie. Es helfe nicht, nur über das Schlechte zu reden. Damit verbaue man sich den Blick auf eine bessere Welt. "Wir sind es, die mit unseren Gaben Dinge zu gestalten und verändern können." Man müsse da auch die Grenzen des Staates erkennen und verstehen. Der Staat sei letztlich immer die Summe aller Mitbürger. Und Volkertshausen ist für sie da auch ein besonderes Beispiel des Zusammenhalts.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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