Bald Baubeginn beim Roth-Areal
Die nächste "Perle" wird poliert

Die Denkmalpflege schätzte, dass das Haus etwa 1770 gebaut wurde, der erfahrene Gebäuderestaurator Sebastian Schmäh (ganz rechts) vermutet anhand der Bauweise dieser Wand eher 1650. Außerdem im Bild von links: Restaurator Jürgen Schulz-Lorch, Architektin Corinna Wagner, Bürgermeister Manfred Ossola und Projektmanagerin Irmgard Möhrle-Schmäh. | Foto: Anja Kurz
  • Die Denkmalpflege schätzte, dass das Haus etwa 1770 gebaut wurde, der erfahrene Gebäuderestaurator Sebastian Schmäh (ganz rechts) vermutet anhand der Bauweise dieser Wand eher 1650. Außerdem im Bild von links: Restaurator Jürgen Schulz-Lorch, Architektin Corinna Wagner, Bürgermeister Manfred Ossola und Projektmanagerin Irmgard Möhrle-Schmäh.
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Aach. Um das denkmalgeschützte Roth-Areal im Zentrum der Stadt Aach gab es einiges an Hin und Her. Doch nun steht das Konzept für ein weiteres Glied der "Perlenkette" an der Aach, welches mit der offiziellen Übergabe am Freitag und als Projekt "Mühlenareal" bald in die Umsetzung gehen soll.

Nach dem Schlussstrich mit dem ersten profitorientierten Investor zeigte sich Bürgermeister Manfred Ossola sehr froh, mit Sebastian Schmäh aus Meersburg jemanden mit "Herzblut" gefunden zu haben. Dieser wird dort als Profi für Holzbau und denkmalgerechte Sanierung selbst tätig, in Zusammenarbeit mit der Architektin Corinna Wagner aus Überlingen hat er in dieser Arbeit zudem einen Ruf vorzuweisen.

Beider spürbare Begeisterung habe letztlich auch ihn selbst und den Gemeinderat angesteckt, berichtet Ossola, ihr Entwurf wurde einstimmig angenommen. Auch Schmäh unterstreicht die gute Zusammenarbeit: "Die Stadt, der Kreis, der Bauhof, sind ein beeindruckendes Team, das habe ich so in den 20 Jahren selten erlebt."

Vorurteil "Wundertüte"

Diesem Ruf sei es zum Teil auch zu verdanken, dass die schwierige Suche nach einer Bank für das Projekt doch erfolgreich war. "Es gibt immer noch das Vorurteil, dass so ein Projekt doppelt so lange dauert und doppelt so viel kostet", berichtet Sebastian Schmäh. Letztlich konnte Projektmanagerin Irmgard Möhrle-Schmäh einen geeigneten Partner finden.

"Früher wurde sehr hochwertig gebaut. Diese Qualität gehört zum Haus und wir haben den Anspruch, sie ebenso zu bringen", unterstreicht Corinna Wagner ihre Einstellung bei der Arbeit im Denkmal. Unter enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde versuche sie dabei möglichst viel zu erhalten und weiterzunutzen, für eine entsprechende regenerative Sanierung wolle man ebenfalls sorgen. Ob eine Pelletheizung oder doch eine Wärmepumpe eingebaut wird, vielleicht sogar eine innovative Flusswärmepumpe, steht noch nicht fest.

Raum für verschiedene Zielgruppen

Als erste Etappe des Projekts sollen ab Mai sechs Wohnungen für verschiedene Zielgruppen in dem alten Mühlengebäude entstehen, darunter eine barrierefreie, sowie mehrere Zwei- bis Drei-Zimmer- oder größere Familienwohnungen. Mit der Fertigstellung rechnet Corinna Wagner ab Mitte 2024, eine Wohnung soll zur Veranschaulichung bereits in sechs bis acht Monate fertig sein. Die Hälfte der Wohneinheiten sind laut Irmgard Möhrle-Schmäh bereits verkauft.
Das Ökonomiegebäude, das unter dem ersten Investor hätte weichen müssen, bietet Platz für vier weitere Wohnungen. Dahinter folgen ein weiteres Mehrfamilienhaus mit ebenfalls vier Wohneinheiten, sowie sechs Doppelhaushälften, alle in Holzbauweise.

Für die alte Säge war wiederum keine Wohnnutzung möglich. Hier wolle man laut der Architektin den Innenraum in "Kisten" aufteilen, die dann als Ateliers, Café, Jugendraum oder Ähnliches genutzt werden könnten. Hier wird zudem mit Studierenden der HTWG Konstanz aus Fachbereichen, wie Architektur und Statik, zusammengearbeitet. "Es ist uns ein Anliegen, Studium und Handwerk zusammenzubringen", fasst Sebastian Schmäh zusammen. "Für die Studierenden ist dieser Einblick eine einmalige Gelegenheit." Zudem bereichern sie mit ihren Ideen das Projekt und ermuntern so "breiter zu denken", wie Corinna Wagner berichtet.

Grünflächen entlang der Aach bleiben weitgehend öffentlich

Durch die vielen Grünflächen muss neben dem Denkmal- auch auf den Artenschutz geachtet werden, eine Eigenschaft, die es zu erhalten gelte, ist Sebastian Schmäh überzeugt. Während zu jeder Wohneinheit auch etwas "Grün" gehört, gehe der Großteil, wie etwa der Fußweg oder der Kreuzgarten, an die Stadt zurück und bleibe somit der Öffentlichkeit erhalten. Die Gestaltung dieser 8.000 Quadratmeter unterliegt der Planstatt Senner, wie zuvor schon die der neuen Ortsmitte.

"Wir werden hier viele, viele Stunden hineinstecken müssen. Aber der Zeitplan steht", berichtet Sebastian Schmäh. Dabei sei man - wenn auch von außen nicht sichtbar - schon mitten im Ausbau. Die Gesamtinvestition schätzt er auf etwa 15 Millionen Euro, ein Teil könne noch bis Ende 2024 mit Mitteln für das Sanierungsgebiet "Im Dorf" abgedeckt werden. Für die weitere Arbeit auf dem Gelände, die wohl noch bis 2026 andauern wird, gebe es Aussicht auf weitere Fördermittel.

Der Pressetermin am Freitag diente als Start für einen "Vorher-Nachher"-Vergleich im Lauf des Projekts, das für die Öffentlichkeit transparent begleitet werden soll. Einen Einblick in die Mühle und verschiedene Sanierungsschritte gibt es für alle Interessierten am Ostermontag, 10. April, ab 16 Uhr in der Mühlhauser Straße 1.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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