Entdeckung im »Garten des Faun«
»Mille fiori, mille grazie«

Helmut Schlichtherle und Joachim Schweikart mit drei Versionen der »Drei Grazien« in der Ausstellung in Gaienhofen. Der Bildhauer hat den gemalten Bildern eine Skulptur gewidmet. | Foto: Fiedler
  • Helmut Schlichtherle und Joachim Schweikart mit drei Versionen der »Drei Grazien« in der Ausstellung in Gaienhofen. Der Bildhauer hat den gemalten Bildern eine Skulptur gewidmet.
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Gaienhofen. Die Bilderschau »Im Garten des Faun« von Susanne Lubach als Malerin und Joachim Schweikart als Bildhauer haben inzwischen schon eine Tradition. In diesem Jahr ist die Schau im „hängenden Garten« in der Schweizerhalde 2 in Gaienhofen freilich auch eine ganz besondere, schon weil beide Künstler in den letzten drei Jahren ja auch ganz schön viel Zeit hatten, um Neues anzugehen. Das spürt man den Bildern an, die auch neue Fragen stellen an die Betrachter, wie den Skulpturen, die hier in Garten und Haus in vielen schönen Szenen Bevölkerung, und die noch mehr Entschlossenheit ausstrahlen. Dieses Jahr gibt es dazu freilich noch ein ganz besonderes Bonbon: Helmut Schlichtherle präsentiert dort mit »mille fiore, mille grazie« eine wirkliche Überraschung.

Helmut Schlichtherle war in seinem vor einigen Jahren abgeschlossenen Berufsleben als Archäologe unter anderem für das Pfahlbauprojekt in Wangen aber auch für Ausgrabungen zu dieser Ära im ganzen östlichen Landesteil, zum Beispiel am Federsee der Experte und sicherte die Vorzeit in die Gegenwart.

Doch schon viel länger ist er gefühlter Künstler. »Schon als dreijähriger Bub begann ich mit dem Malen. Und weil meine Eltern damals das einstige Schuhgeschäft Kenzler in Radolfzell hatten, hat es sich mehr als angeboten, die Schachteln als Malgrund zu nutzen«, erzählt Schlichtherle selbst. Dem Malgrund ist er bis heute treu geblieben, denn er malt seine inzwischen natürlich viel größeren Bilder weiter auf Pappkarton. Und das macht eine ganz andere Malerei möglich und deutlich. Das Malen habe sein Leben begleitet, oft auch wenn er spät vom Dienst nach Hause kam, ging es oft noch eine Runde an den Karton. Und auch das ist den Bildern anzuspüren. Da geht es aus Kopf und Bauch in die Hand, die hier mit sicherem Strich aus Farbe Blumen macht oder auch mal einen «Schwanensee«. Der kernige Untergrund ist Teil des Bildes und dass das Malen für ihn ein besonderer Prozess ist. »Vegetative Vergänglichkeit, also Gartenbilder« meint Kunstexperte Klaus Schuhmacher im eigens für diese Ausstellung kreierten Katalog, der sich da viele Gedanken über die Verewigung solch vergänglicher Blumen machte.
Schlichtherle zeigt in der Ausstellung noch eine andere Spur, die Vergänglichkeit zu überlisten, indem er in diesem Fall die Kunstgeschichte wie ein Archäologe betrachtet. Dort hat er die »Drei Grazien« ausgegraben, das wohl überhaupt klassischste Frauenbildnis aller Zeiten, das seinen Ursprung wohl schon in hellenistischer Zeit hatte, und seither von der Kunst bis in die Gegenwart immer wieder zitiert wurde, auch von den ganz großen Künstlern ihrer Zeit bis in die Gegenwart, und die sogar mit »braunem« Eichenlaub dekoriert wurden. Den Grazien hat sich Schlichtherle schon als Zeichner angenommen und will sie nun mit »Pinselhieben« in seine Moderne überführen. Sehenswert, wie hier »mille grazie« aus der Wellpappe grüßt. Und auch wenn sie schnell gemalt sind, an ihnen hängt Schlichthere. Sie sind nicht verkäuflich.
Die Ausstellung ist noch bis zum 11. September im »Garten des Faun« zu sehen. Und dann nochmal zur Hilzinger Kirchweih im Oktober.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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