Hallo und guten Tag
Erntezeit

Ich durfte mich in den letzten Tagen wieder öfters ins Fahrradkörbchen setzen, und mit meinen Zweibeinern durch die Landschaft fahren. Die Erntezeit ist in vollem Gange und überall fahren lustige kleine Traktoren oder alte Autos mit schwerbeladenen Anhängern durch die Gegend. Sie sind auf dem Weg, von den für unsere Landschaft markanten Streuobstwiesen, zur Mosterei.Bis die Anhänger voll beladen und als fahrende Verkehrsinseln für manch einen ungeduldigen Autofahrer zum Ärgernis werden, steht ein mühsames auflesen der Ernte auf dem Programm. Das ist ein gutes Training, hab ich gedacht, beim vorbeiflitzen auf dem Fahrrad. Bewegung für den ganzen Körper und dann noch an der frischen Luft. Toll. Dann ist mir aufgefallen, dass bei vielen die Bewegungsabläufe nicht mehr so flüssig sind. Dass sind ja meistens ältere Menschen, die da beim Äpfel aufklauben beschäftigt sind. Müssen die jungen Zweibeiner auch am Wochenende zur Arbeit? Oder ist gezieltes Training an Maschinen im Fitnessstudio einfach angesagter, als die Arbeit auf dem freien Feld? Das Wochenende dient der Erholung für die einen – samstags auf dem Feld zu arbeiten, für die anderen nichts ungewöhnliches. Sind sie es doch von klein auf gewohnt. Wobei sich viele inzwischen auch fragen warum sie das eigentlich machen. Die Knochen tun weh, die Arbeit ist anstrengend, man sieht andere – eben wie uns – mit dem Fahrrad an sich vorbeifahren und die Frei-zeit genie-ßen. – Und wofür das Ganze? Um in einem Mastjahr wie diesem, wieder mit einer minimalen Entlohnung für die ganze Arbeit von den Saft- und Mostbetrieben abgespeist zu werden. Ich glaube reich kann man bei dem Aufwand, der erforderlich ist um eine Streuobstwiese richtig zu bewirtschaften, nicht werden. Auf unserer Fahrradtour kommen wir auch an einer Stelle vorbei an der es noch vor ein paar Jahren eine tolle Streuobstwiese hatte. Sie ist dem Kiesabbau gewichen. Sind verschwundene Streuobstwiesen ein Zeichen für die zunehmende Bequemlichkeit und Zeitnot oder den Bautrieb der Zweibeiner? Grünflächen verschwinden in Ortschaften um neuen Baugebieten Platz zu machen. Baustoffe und -plätze werden benötigt und daher entscheidet manche Erbengemeinschaft sehr schnell, dass der Verkauf vom Grund dann doch lohnender ist, wie der Erhalt einer alten Wiese. Es verschwinden markante Orte, Lebensräume für viele verschiedene Tiere und Pflanzen, romantische Plätze. Die Ausweitung von Siedlungs- und Verkehrsflächen beeinträchtigt die verbliebenen natürlichen Lebensräume, und wird zu einem großen Belastungsfaktor für unsere Umwelt.Es wäre doch schön, wenn manche doch noch den Mut zur körperlichen Initiative ergreifen würden, sich den Gang ins Fitnessstudio sparen – und sich an der frischen Luft für den Erhalt der Kulturlandschaft einsetzen würden. Und, an jeden der diese Landschaft zur Erholung nutzt. Ein gewisser Respekt denjenigen die diese ganze Arbeit auf sich nehmen wäre dringend angebracht – und wenn es nur im geduldigen hinterherfahren auf der Straße ist. Ich wünsche euch viel Spaß bei Zwiebelkuchen und frischem Most, euer Pünktchen. 

Autor:

Redaktion aus Singen

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