Gelungener Neustart mit dem Konzert »Stadtkapelle Unlocked« nach Coronabedingter Pause
Musikalischer Aufbruch bei Stadtkapelle

Stadtkapelle Radolfzell | Foto: Abstand war nicht nur im Publikum angesagt sondern auch auf der Bühne, beim Konzert der Stadtkapelle Radolfzell. swb-Bild: Verein
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Radolfzell. Die Stadtkapelle zeigte bei ihrem Sonderkonzert im Milchwerk unter dem Titel »Stadtkapelle Unlocked«, dass auch unter strengen Auflagen ein abwechslungsreiches und attraktives Konzert möglich ist. Gleichzeitig öffnete das Orchester unter Dirigent Kuno Rauch die Darstellungsform für ein besonderes und ansprechendes Spiel von und mit alternativen Besetzungen. Mit der Präsentation ihres neuen Erscheinungsbildes und Logos unterstrich die Stadtkapelle den mehrfachen »Aufbruchscharakter« der Veranstaltung.

Besetzung und Programm an Situation angepasst

Die Vorbereitung der Veranstaltung stellte eine unglaubliche Herausforderung dar. Zwar war es seit Juli wieder möglich zu proben, dies jedoch nur unter strengsten Auflagen. In intensiver Arbeit wurde ein Hygienekonzept entwickelt, der Proberaum entsprechend vorbereitet und ausgestattet. So konnten Mindestabstände und Desinfektion gewährleistet werden. Dennoch blieb die Beschränkung der Teilnehmerzahl der Proben ein Problem. Kuno Rauch machte diese Not zur Tugend und passte Besetzung und Programm auf kreative Weise an. So machte sich die Kapelle in wechselnder Besetzung an die Probearbeit. Parallel arbeitete ein Team zusammen mit dem Milchwerk an der Umsetzung des Konzerts, eine andere Gruppe zusammen mit einer Agentur am neuen Erscheinungsbild und dessen Präsentation. Insbesondere die erforderlichen Mindestabstände, sowohl zwischen Musikern, als auch zwischen den Zuhörern stellten eine Herausforderung dar. So musste die Bühne deutlich erweitert und ein Buchungssystem verwendet werden.

Über 200 Zuschauer folgten trotz der aktuellen Unsicherheiten der Einladung zum Konzert. Nachdem der 1. Vorsitzende Thomas Späth mit einigen Worten in die Veranstaltung eingeführt hatte, klang vom Foyer Beethovens Marsch aus der Oper Fidelio in den Saal. Mit diesem Stück leitete ein Blechbläserensemble das Konzert ein und unterstrich den gleichzeitigen Einzug der Harmoniebesetzung auf die Bühne. Die Musiker trugen Masken, welche sie erst auf ihren Stühlen, die in angemessenen Abstand standen, abnahmen. Mit dem schwungvollen Zapfenstreich Nr. 1 schloss diese zwar reduzierte, aber durchaus vollwertige Orchesterbesetzung den Auftakt des Konzerts ab. Nun würdigte Dirigent Kuno Rauch, dem man die Freude an der wiedergewonnenen Konzerttätigkeit sichtlich anmerkte, das musikalische Genie Beethovens und erheiterte das Publikum mit treffenden Anekdoten aus dem Leben des vor 250 Jahren geborenen Komponisten. Im Wechselspiel mit dem Blechbläserensemble, das nun von der Tribüne spielte, bot die Harmoniemusik weitere Stücke Beethovens. Kuno Rauch dirigierte gekonnt in beide Richtungen. Die Blechbläser setzten mit dem stimmungsvoll vorgetragenen Trauerstück Equale Nr. 1 einen Kontrast zu den vorangegangen Kompositionen. Polonaise und Ecossaise der Harmoniemusik zeichneten sich durch präzise dynamische Abstufung und leichten Schwung aus. Marsch und Zapfenstreich Nr. 3 knüpften an den Charakter der ersten Stücke an.

Danach nahm das Orchester in seiner vollen symphonischen Besetzung auf der Bühne Platz. Einige der Musiker erschienen in einem neu gestalteten T-Shirt in den Farben der Stadtkapelle. Zur Überraschung des Publikums übernahm Barbara Burchardt von der beteiligten Agentur die Moderation und erläuterte Motivation, Entstehung und Konzept des neuen Erscheinungsbildes und Logos des Orchesters – eine Klangwelle in den Farben der Stadtkapelle, welche durch ihre mannigfaltigen Nuancen und ihre Spiegelung zahlreiche Assoziationen von der Seeregion bis zum vielfältigen Wirken des Orchesters weckt. Nun erlosch die Beleuchtung im Saal, violette Strahler und Nebel erzeugten eine geheimnisvolle Stimmung, und die klanggewaltige Komposition El Camino Real von Alfred Reed eröffnete den spanischen Teil des Konzerts.

Neues Logo wird vorgestellt

Zu den zarten Klängen des Mittelteils entfaltete sich in einer Animation das neue Logo auf der Leinwand über dem Orchester und untermalte auch im letzten Teil des Stückes die musikalische Versiertheit der Darbietung. In den folgenden Stücken setzten die Musiker wiederum in kleineren Besetzungen ihre Instrumentengruppen und solistischen Fähigkeiten gekonnt in Szene. Eine größere Blechbläsercombo riss das Publikum mit dem feurigen España Cañí von Pasqual Marquina förmlich mit, woraufhin ein sechsköpfiges Klarinettenensemble mit dem nicht weniger temperamentvollen, jedoch kammermusikalisch feineren Sevilla von Isaac Albeniz überzeugte. Den Übergang zum letzten Teil des Konzertes bildete das von den Saxophonen stimmungsvoll interpretierte Gabriels Oboe von Ennio Morricone, gefolgt von der beschwörenden Melodielinie mit seiner rhythmischen Untermalung des Libertango von Astor Piazolla durch das Gesamtorchester.

Kuno Rauch würdigte den in diesem Jahr verstorbenen berühmten Filmkomponisten Morricone in der Ansage des letzten Titels des regulären Programms. Die Hommage Moment for Morricone mit Melodien aus den Westernklassikern Spiel mir das Lied vom Tod und Zwei glorreiche Halunken bot der Stadtkapelle nochmals die Gelegenheit, ihren beeindruckenden Gesamtklang zur Entfaltung zu bringen. Das begeisterte Publikum honorierte die Kreativität und Qualität des Konzertes mit intensivem Applaus. Kuno Rauch bedankte sich abermals für das Kommen der Zuhörer, insbesondere unter den erschwerten Bedingungen dieser besonderen Zeit. Als Zugabe schloss der noch fehlende Zapfenstreich Nr. 2 den thematischen Bogen des Programms, abschließend entließ abermals Libertango die Zuhörer beschwingt aus einem in jederlei Hinsicht besonderem und gelungenem Konzert der Stadtkapelle Radolfzell.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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