Zuweisungszahlen sind im Oktober und November wieder deutlich angestiegen / »Jetzt ist das Umland dran!«

Stadt Singen sperrt sich gegen die Unterbringung neuer Geflüchteter

Singen/Konstanz. Die Anzahl von geflüchteten Personen, die vom Land auf den Landkreis Konstanz verteilt werden sollen, nimmt wieder zu. Laut Informationen des Landratsamtes sind im Oktober 70 und im November 77 Personen in den Landkreis gekommen. Das Landratsamt muss nun die Kapazitäten bei den Gemeinschaftsunterkünften hochfahren. Dafür soll auch in Singen die vom Landkreis von einem privaten Eigentümer gemietete Gemeinschaftsunterkunft in der Güterstraße reaktiviert werden. Das Landratsamt hat am Freitag angekündigt, dass diese Unterkunft wieder belegt werden soll – im Dezember, so die Ankündigung.

Oberbürgermeister Bernd Häusler und Bürgermeisterin Ute Seifried hatten schon im Vorfeld beim Landratsamt Einspruch erhoben und ihre Bedenken geäußert, dass weitere geflüchtete Menschen nach Singen gebracht werden. In einer Mail an die zuständige Amtsleiterin Monika Brumm bat der Oberbürgermeister um Verständnis, »… dass die Stadt Singen keine weiteren Unterkünfte zur Verfügung stellen wird. Auch werden wir kein Grundstück für mobile Hallen/Unterkünfte anbieten. Die Stadt Singen hat die Kapazitätsgrenze bei der Unterbringung von Flüchtlingen erreicht, wenn nicht sogar schon überschritten«, so die Nachricht des Oberbürgermeisters.

Singen hatte bereits in der Vergangenheit bis zu 345 Menschen mehr untergebracht, als dies im Verteilerschlüssel des Landkreises vorgesehen war. Bürgermeisterin Seifried befürchtet, dass bei einer erneuten Zuteilung von geflüchteten Familien auch ein großes strukturelles Problem auf die Stadt zukommen wird. »Wir haben gerade bei der Kita-Betreuung und in den Vorbereitungsklassen für Kinder Kapazitätsengpässe. Wenn wir noch mehr Kinder aufnehmen müssten, dann bekommen wir ein echtes Problem, wie wir diese dann sinnvoll betreuen und beschulen können«, so die Bürgermeisterin. Und Oberbürgermeister und Bürgermeisterin sind sich einig: »Jetzt sind andere Kommunen dran.«

Landkreis will die erneute Belegung von Kreissporthallen vermeiden

Die derzeit aktiv betriebenen Gemeinschaftsunterkünfte des Land­kreises böten in absehbarer Zeit nicht mehr genügend Platz, um alle Geflüchteten unterzubringen, so das Landratsamt in seiner Erklärung vom Freitag. Die Reserveunterkünfte und zum Abbau vorbereitete Gebäude müssten daher nacheinander reaktiviert werden. Somit soll vor allem eine Belegung von Kreissporthallen wie in den Jahren 2015 und 2016 verhindert werden.

Das Landratsamt Konstanz hatte die Unterkunft in der Güterstraße in Singen seit Dezember 2020 nicht mehr belegt und seither als Reservekapazität vorgehalten. Ab Dezember 2021 müsse diese nun wieder in Betrieb genom­men werden. Durch die Reaktivierung stünden damit rund 100 weitere Plätze zur vorläufigen Unterbringung zur Verfügung.

Die Stadt Singen übererfüllt die Quote zur Aufnahme von Geflüchteten bei Weitem und leiste hervorragende Integrationsarbeit, wird seitens des Landratsamts argumentiert. Trotz der hohen Anzahl an Geflüchteten in der Stadt Singen sei der Landkreis aufgrund der hohen Zugangszahlen aber gezwungen, die Güterstraße in Singen wieder als Gemeinschaftsunterkunft aktiv zu nutzen.

Eine faire Verteilung der Personen in die Kommunen des Landkreises nach Ablauf der Zeit in den Gemeinschaftsunterkünften werde durch ein neues Zuteilungsverfahren sichergestellt, versprach die Landkreis-Behörde.