Nachdenkliche Töne bei der Preisverleihung
Inklusion fängt mit der Vermeidung von Exklusion an

Die diesjährigen Preisträger des Inklusionspreises des Landkreis Konstanz beim gemeinsamen Gruppenbild im Rosgarten-Museum. | Foto: Fiedler
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  • Die diesjährigen Preisträger des Inklusionspreises des Landkreis Konstanz beim gemeinsamen Gruppenbild im Rosgarten-Museum.
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Konstanz. Seit 2017 wird im Landkreis Konstanz der Inklusionspreis verliehen. Erstmals fand die Preisverleihung nun am Donnerstagabend in den Räumen des Rosgartenmuseums statt, was sonst immer im Landratsamt durchgeführt wurde, wie der erste Landesbeamte Philipp Gärtner in Vertretung des Landrats bemerkte. Damit wolle man auch etwas mehr Öffentlichkeit schaffen für die Bemühungen des Landkreises zum Thema Inklusion.

Das Rosgartenmuseum war denn auch einer der Preisträger, den die Jury bereits im November gekürt hatte und dessen Bemühungen um Barrierefreiheit in den rund 600 Jahren alten Gemäuern und mit den speziellen Angeboten für Sehbehinderte und Blinde, für Menschen mit Demenz wie Senioren mit der Urkunde an Museumsmitarbeiterin Ines Stadie gewürdigt wurde. Als Museum wolle man einen großen Mantel ausbreiten, unter dem möglichst viele Platz hätten, zeigte sich Museumsleiter Tobias Engelsing bei seiner Begrüßung stolz über die Verleihung des Preises. Dafür stehe auch das ganze Team des Museums.

Die weiteren Preise gingen an das "Spektralkräfte-Netzwerk Autismus Konstanz" für das Projekt „Inklusives Nachtwandern für Jugendliche mit und ohne Autismus“, das unter anderem Nachtwanderungen im Wald anbietet.

Das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenbezirk Konstanz bekam für das Projekt „Galerie mit Nebenwirkung“, das seit sieben Jahren in der Radolfzeller Bibliothek präsent ist, den Preis. Ausgezeichnet wurde auch der Turnverein Radolfzell 1875 für das Projekt „Sportgruppe – Die bunten Bären“ als Bewegungsangebot für Kinder mit Down-Syndrom, bei dem es eben nicht um Leistung, aber Freunde an Bewegung gehen soll.

Auch der Verein "Wings für Handicapped", der Ausfahrten auf den See für Menschen mit Behinderung organisiert, wurde dieses Jahr mit einem Preis bedacht. Ebenso wie das Projekt „Inklusion auf dem Bodensee“ mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt Konstanz, der Stand-up-Paddling-Station Horn und dem Verein KoRolli Konstanz, die es schaffen, auch mit Rollstühlen das Erlebnis "Stand up Paddeln" zu ermöglichen. Die gezeigten Fotos zeigten sehr deutlich auf, wie viel Freude damit verbunden sein kann.

Kritik an den Landkreis

Natürlich sind solche Preisverleihungen der Anlass, die eigene Arbeit ins beste Licht zu stellen. "Gibt dir das Leben eine Zitrone, mach Saft daraus", war eines der Mottos dieses Abends. Im Saal des so historisch knarrenden Rosgartenmuseums gab es aber durchaus nachdenkliche und kritische Töne. Katrin Zorn, Vorsitzende des Vereins "Spektalkräfte - Netzwerk Autismus Konstanz", stellte in den Raum, dass Inklusion erst da anfange, wo Exklusion ausgeschlossen werde. Viele Hürden sieht sie gerade für die Menschen, denen man ihr Handicap nicht ansehe, zum Beispiel den Menschen mit „Neurodiversität“, zu denen auch Autismus zählt.

Sie fragte in ihrem Beitrag nach dem Stellenwert von Inklusion im Landkreis, wo es bisher nur ehrenamtliche Kräfte gebe und keine sichtbaren Absichten, hier eine Vollzeitstelle zu schaffen, die aus ihrer Sicht dringend geboten sei in einer Gesellschaft, die ohnehin immer diverser werde. "Das sind andere schon viel weiter", so der Behindertenbeauftragte der Stadt Konstanz, Stephan Grumbt, mit dem Beispiel, wie schwer es im Landkreis am See sei, einen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ins Wasser zu bekommen.

Beklagt wurde von mehreren Seiten, wie diese Preisverleihung von den Kreisräten ignoriert werde, nachdem die Feier erstmals nicht mehr bei einer Kreistagssitzung stattgefunden hatte, sondern in einem öffentlicheren Raum.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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