Kooperationsprojekt in Botswana soll Blaupause für neu gedachten Städtebau sein
Studierende der HTWG beteiligt an Planung eines autarken Stadtteils

Botswana | Foto: Der Maun Science Park wurde im Juli 2019 dem botswanischen Präsidenten Masisi vorgestellt (von links nach rechts: Vasilis Koulolias (Universität Stockholm), Michael Bühler (HTWG), Mokgweetsi Masisi, Konrad Nübel (TU München) und Warren Hero (CIO Webber We
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Konstanz. Lehrende und Studierende der HTWG arbeiten mit internationalen Wissenschaftlern und Studierenden an der Realisierung eines autarken, nachhaltig wirtschaftenden Stadtteils im botswanischen Okavango Delta.

Der Maun Science Park soll eine Blaupause für ein symbiotisches Zusammenleben von Mensch, Tier und Umwelt für ganz Afrika, ja für die ganze Welt, werden. Der Ansatz des Projekts: statt nach alternativen Lebensräumen auf anderen Planeten zu suchen, das Weiterleben der Menschen auf der Erde sichern. „Wissenschaftler sind dabei, nachhaltige Technologien für Weltraumkolonien zu entwickeln. Warum sollten wir diese nicht für unsere Zukunft hier auf der Erde einsetzen?“, erklärt Vasilis Koulolias. Der Sozialunternehmer und Professor der Universität Stockholm ist Leiter des Projekts und damit Bauherr für die HTWG-Studierenden, die sich im Rahmen ihres Studiums daran beteiligen können.

Michael Bühler, Alexander Michalski und Stefan Krötsch, Professoren für Bauingenieurwesen und Architektur an der HTWG, bieten gemeinsam mit Kollegen der Universität Lausanne, der TU München und der TU Berlin mehrere Kurse für Studierende an, die sich mit der Realisierung des Maun Science Parks beschäftigen. Im Sommersemester 2020 ist das Projekt zum Beispiel Thema der HTWG Veranstaltung "Internationale Kooperationen und Interdisziplinäre Projekte Botswana". Diese versucht, die Corona-Krise als Chance für Innovationen in der digitalen Lehre zu nutzen, im Fall des Maun Science Parks anhand von Project-based Learning.

Die HTWG erarbeitet dabei in Zusammenarbeit mit internationalen Hochschulen, der Universität Botswana sowie lokalen Unternehmern und der Bevölkerung von Maun ein Designkonzept, das in den kommenden Jahren umgesetzt werden kann. Studierende und Wissenschaftler werden dafür lokale Bedürfnisse, Wohnkultur und Bauvorschriften sowie bestehende Mensch-Umwelt-Probleme dokumentieren. „Ihre Erkenntnisse werden ein wichtiger Baustein sein und in die nächsten Projektschritte mit einfließen“, sagt Prof. Michael Bühler. Das Kabinett Botswanas hat das Projekt bereits als Teil der nationalen digitalen Transformationsstrategie genehmigt.

Ausgerüstet mit modernster Technologie sollen die zukünftigen Bewohner des Maun Science Parks das ökologische Zusammenspiel von Mensch und Umwelt leben, erforschen und weiterentwickeln. Der Stadtteil soll sozusagen ein Reallabor werden. Maun bietet dafür ideale Voraussetzungen. In der schnell wachsenden urbanen Siedlung am südöstlichen Rand des Okavango Deltas, leben 50.000 Menschen. Sie drängen immer weiter in den Lebensraum der vielfältigen Tierwelt des Deltas ein, das mit 20.000 Quadratkilometern eines der größten und tierreichsten Feuchtgebiete in Afrika ist. Gleichzeitig ist Botswana eines der afrikanischen Länder mit der geringsten Korruptions- und der höchsten Alphabetisierungsrate. Gute Vorrausetzungen, um eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Im Maun Science Park sollen Smart Homes entstehen, die sich über Photovoltaik-Anlagen selbst mit Strom versorgen. Das ist aber nicht alles. Mit Hilfe von 3D-Druck sollen Teile der Häuser produziert werden, die sich anschließend wie Legobausteine modular zusammensetzen lassen. Entstehen sollen daraus zum Beispiel Mikrofarmen, mit denen sich jeder Haushalt selbst versorgen kann. Mit Hilfe von IoT-Technologien (Internet of things) sollen alle Einheiten miteinander vernetzt sein, so dass intelligente Monitoring-Systeme sicherstellen können, dass alle Einheiten funktionieren und zusammenarbeiten, vom Stromgenerator über die Wasseraufbereitung bis zur hauseigenen Lebensmittelproduktion – und das alles möglichst CO2-neutral. Zusätzlich zu den intelligenten Wohnanlagen sollen ein Startup- und ein Forschungszentrum entstehen. Wissenschaftler und Unternehmer aus aller Welt sollen dort gemeinsam mit Einheimischen Technologielösungen entwickeln, die dabei helfen, die Folgen von Klimakrise und demographischem Wandel zu bewältigen. „Der Maun Science Park wird die Koexistenz von Mensch und Umwelt untersuchen mit dem Ziel, das nachhaltige Leben zu verbessern und das gesellschaftliche Gefüge in Afrika zu stärken“, sagt Prof. Bühler.

An der HTWG soll das Projekt in die Internationalisierungsstrategie der Hochschule eingebettet werden: „Die studentische Mobilität und der internationale Wissensaustausch werden im Zentrum der Maßnahme stehen“, so Prof. Bühler. Im diesem Sommersemester finden erste Online-Begegnungen zwischen Studierenden der HTWG und denen der Universität Botswana statt. Später soll auch der persönliche Austausch ermöglicht und gefördert werden. „Die Aufgaben, die wir im Rahmen des Projekts umsetzen werden, werden es den Studierenden der HTWG ermöglichen, entsprechende Vorlesungen und Praxissemester zu belegen sowie Master- oder Bachelorarbeiten auf Englisch zu erstellen. Die Arbeiten werden trans- und interdisziplinär für alle Studierenden der HTWG relevant sein“, erklärt Prof. Bühler.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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