Hans-Peter Storz zu Politik, Enttäuschung, Nachpolitik und »Karrieretag«
Zurück zur eigenen Mitte

Hans-Peter Storz ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter  | Foto: Hans-Peter Storz, ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter und nun Religionslehrer am BSZ Stockach, ist aktiv in den »Karrieretag« am Stockacher Berufsschulzentrum miteingebunden. swb-Bild: sw
  • Hans-Peter Storz ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter
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Kreis Konstanz. Er wirkt gelassen, geerdet, gefestigt. Hans-Peter Storz ruht in sich. Hat seine Mitte wieder gefunden, aus der er im März 2016 abrupt gerissen wurde. Bei der baden-württembergischen Landtagswahl konnte der Sozialdemokrat sein Mandat nicht verteidigen, musste seinen Sitz im Landesparlament abgeben, seinen Stuhl in Stuttgart räumen. Doch der 57-Jährige hat die Parlamentsbank gegen die Schulbank eingetauscht - unterrichtet nun Religionslehre mit einem vollen Deputat: zehn Stunden an der Robert-Gerwig-Schule in Singen und 14 Schulstunden am Stockacher Berufsschulzentrum (BSZ). Dort steht am Freitag, 10. Februar, der »Karrieretag« an, und in die etwas andere Lehrstellenbörse, über die das WOCHENBLATT im Rahmen einer Beilage in dieser Ausgabe ausführlich berichtet, ist Hans-Peter Storz aktiv mit eingebunden. Er wird die jugendlichen Flüchtlinge während der Berufsfindungsmesse betreuen, sie beim Besuch und beim Sammeln von Informationen unterstützen.

Da ist er ganz in seinem Element. Denn Hans-Peter Storz verkörpert eine seltene Mischung aus katholisch-christlichem Weltbild und einer tiefen sozialdemokratischen Überzeugung. So verfolgte er beide Stränge. Studierte Theologie und Latein in München und Freiburg, sattelte ein dreijähriges Referendariat zum Pastoralreferenten drauf und arbeitete 25 Jahre in Kirchengemeinden. Parallel dazu engagierte er sich in der Sozialdemokratie. Wurde Landtagsabgeordneter. Verleidet wurde ihm die Politik durch die Abwahl nicht: Er sitzt im Gemeinderat von Singen, ist Mitglied des Kreistages, stellvertretender Vorsitzender in seinem Ortsverein. Und im Frühjahr 2021, bei der nächsten Landtagswahl, möchte er eine erneute Kandidatur nicht ausschließen: Doch diese Entscheidung würde von vielen Faktoren abhängen, von der Stimmung im Land, von den Wünschen der Partei, von der Verfügbarkeit anderer Kandidaten.

Denn bereut hat Hans-Peter Storz seine Zeit als Landtagskandidat nicht: »Es waren intensive Jahre voll toller Erfahrungen.«Und dazu zählt der Vater zweier Kinder auch die Erfahrung der Niederlage. Zuerst sei er enttäuscht gewesen. Sicher. Doch er sei ein Mensch, der nach vorne schaue. Das Ordinariat in Freiburg, sein Arbeitgeber, hätte es gerne gesehen, wenn er wieder in einer Kirchengemeinde gearbeitet hätte. Doch Hans-Peter Storz sah die Zeit für einen Neuanfang gekommen: Daher habe er sich für die Schule entschieden. Von dem Unterricht mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen bis hin zu Religionsunterricht für Abiturienten hat er pädagogisch ein breites Spektrum abzudecken. Ethische Fragen spielen ebenso eine Rolle wie gesellschaftliche, philosophische und religiöse. Langweilig ist ihm also nicht.

Die Politik verursacht immer noch ein Kribbeln mit Gänsehaut bei dem sonst so ruhigen Mann: Die SPD sei eine Volkspartei trotz schlechter Wahlergebnisse, meint Hans-Peter Storz. Die Landtagswahl 2016 sei von zwei Faktoren bestimmt worden - dem Sympathiebonus von Überlandesvater Winfried Kretschmann und der Flüchtlingsthematik. Doch bei der Bundestagswahl werden die Karten neu gemischt. Auch dann, wenn sich die SPD auf ihre Qualitäten besinnt und die Verdienste in der Großen Koalition mit der Einführung des Mindestlohns und den Verbesserungen bei der Rente mit 65 herausstreichen kann.

Martin Schulz als Kanzlerkandidat hält Hans-Peter Storz für eine gute Wahl. Und eine Persönlichkeit, die für Aufbruchsstimmung in der SPD gesorgt habe: »Es ist ein Gesicht, mit dem man sich gerne zeigt.« Und das gegen Kanzlerin Angela Merkel ins Rennen geschickt werden kann. Er habe sogar schon eine Tragetasche mit dem Konterfei von Martin Schulz gesehen. Taschen mit seinem Bild tragen seine Schüler zwar noch nicht - doch Hans-Peter Storz fühlt sich im Schuldienst dennoch sichtbar wohl. Er hat seine Mitte wiedergefunden.

Mehr Informationen zum »Karrieretag« am Freitag, 10. Februar, von 8 bis 16 Uhr am Stockacher Berufsschulzentrum stehen in unserer Sonderbeilage in dieser WOCHENBLATT-Ausgabe und aktuell unter www.wochenblatt.net.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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