Starke Zunahme stationäner Patienten / Nachverfolgung nochmals aufgestockt / Sonderfall Cano
Anspannung wächst weiter in den Kliniken

Symbolbild | Foto: Symbolbild

Kreis Konstanz. „Die Anspannung wächst auch in unseren Krankenhäusern, alles steigt derzeit steil nach oben“, brachte Landrat Zeno Danner die aktuelle Lage zum Infektionsgeschehen im Landkreis auf den Punkt. Deshalb herrscht nun auch zunehmend eine anspannte Stimmung bei allen Akteuren. Man habe am Montag nun ein weiteres Stockwerk für das Gesundheitsamt im Industriepark Gottmadingen dazu genommen und sei gerade dabei es einzurichten um es möglichst bald in Betrieb nehmen zu können, da die aktuelle Zahl von neu positiv auf das Coronavirus getesteten Personen von täglich rund 80 im Landkreis auch jeweils immer mit durchschnittlich zehn Kontaktpersonen verbunden ist, die durch das Amt kontaktiert werden müssen um sie auf ihre Gefährdung aufmerksam zu machen und über Quarantäneplichten zu informieren und eventuelle weitere Kontaktpersonen zu recherchieren. Das Landratsamt hatte ja den Sommer über 70 Mitarbeiter geschult für einen solchen Einsatz. „Von denen sind schon viele vor Ort weshalb das Landratsamt personell etwas ausgedünnt ist und es dort natürlich bei Anfragen zu etwas längeren Wartezeiten kommen kann“, warb Danner um Verständnis. Glücklicherweise gebe es auch viele Angebote von Gemeinderverwaltungen, hier MitarbeiterInnen zu deligieren, so könne man aktuell noch von einer ausreichenden Personaldecke ausgehen.

Bitte um Kontakt-Tagebücher

„Das Infektionsgeschehen wird allerdings nun immer diffuser und unübersichtlicher weil es zunehmend Infektionen gibt, die nicht auf einen bestimmten Kontakt oder eine bestimmte Situation von den Betroffenen zurückgeführt werden können“, sagte Dr. Hannes Winterer vom Gesundheitsamt des Landkreises in der Medienkonferenz des Krisenstabs. Seine dringende Bitte ist, dass möglichst Viele sich das Thema „Kontakttagebuch“ zu Herzen nehmen sollten. Das könnte vieles erleichtern in einer Rückverfolgung, wo man sich eventuell angesteckt haben könnte, meint der Gesundheitsexperte. „Einfach am Abend sich aufschreiben, mit wem man Kontakt hatte und darin auch Situationen festhalten bei denen es mit dem Abstand aufgrund von Menschenmengen nicht geklappt haben könnte, zum Beispiel in einer Schlange am Supermarkt oder im Bus oder Bahn“, so Winterer.

Kliniken stark belastet

Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds, machte deutlich: „Die Krankenhäuser füllen sich wieder und zwar schnell. Wir haben derzeit (Stand Dienstagmorgen) in den Klinikgen 30 gesicherte Fälle von Covid 19 und 24 Verdachtsfälle, die durch uns aber auch genauso viel Arbeit machen.“ Allerdings gibt es aktuell nur sechs Patienten die beatmet oder mit Sauerstoff versorgt werden müssten. Aber auch diese Zahl werde steigen.

Was für Sieber anders ist als im Frühjahr und dringend korrigiert werden müsste: „Im Frühjahr wurden noch Freihaltepauschalen ausgemacht, um den Kliniken ein wirtschaftliches Überleben zu garantieren. Das gibt es derzeit nicht, weshalb die Kliniken ihren Regelbetrieb aufrecht erhalten müssen, weil sie natürlich weiterhin zum Beispiel Krebsbehandlungen vornehmen sollten. „Der Regelbetrieb kann schon bald an den Rand kommen, deshalb sollten die Rettungsschirm wieder aufgespannt werden, und auch die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung wieder ausgesetzt werden im Klinikbetrieb“, so Sieber in seinem Apell. „Uns drohen sonst Strafzahlungen. Also sollten man den Krankenhäusern die Möglichkeit geben, das zu tun was sie jetzt tun sollten.“ "Es wird knapp langsam für den Regelbetrieb", bestätigten auch Prof. Marc Schuchmann (Konstanz) und Prof. Fank Hinder (Singen). Es sei der richtiger Schritt gewesen, eine Abteilung für personen mit Schwächeren Symtpomen in Radolfzell zur Entlastung von Singen einzugrichten. Inzwischen gebe es auch ein Angebot des Krankenhaus Stühlingen, dort bis zu 10 reguläre Patienten wohnortnah aufzunehmen, um das HBK zu entlasten. Die Klinik gehört zum Gesundheitsverbund.

Jugendwerk betroffen

Seit letzter Woche ist auch das Jugendwerk Gailingen erstmals durch positiv getestete Personen betroffen. Die Rückverfolgung der zwei Fälle ergab, dass ein Patient wie eine Mutter als Begleitperson das Virus wohl mitgebracht hätten. Wie Dr. Stefan Bushuven vom Gesundheitsverbund weiter informierte, seien die Kontaktpersonen alle getestet, derzeit habe sich daraus wohl keine weitere Infektion ergeben. Gleichwohl mussten 10 Mitarbeiter des Hegau-Jugendwerks in Quarantäne, auch viele weitere Patienten, die zum Teil abgereist wären, weil gegenwärtig auch keine Therapien angeboten werden könnten. Das Haus sei deshalb aktuell nur noch zu 52 Prozent belegt, sagte Bernd Sieber.

Reihentest in Wohnheim

Mit dem Wohnheim der „Stiftung Liebenau“ in Singen ist auch eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung derzeit betroffen, gab es auf Anfrage des WOCHENBLATT zu erfahren. Zwei MitarbeiterInnen seien positiv getestet worden, inzwischen alle Bewohner, es gebe angesichts der großen Fallzahl dazu aber noch keine umfassenden Ergebnisse, sagte Dr. Winterer. Auch in vielen Schulen und Kitas gibt es wegen Einzelfällen derzeit Klassen und Gruppen in Quarantäne und Homeschooling.

Sonderfall Cano

Das massive Auftreten von positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen auf der Cano-Baustelle stellte alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Dank des schnellen Einsatzes der Malteser und Dr. Christoph Venedey von der Kassenärztlichen Vereinigung habe man am Mittwoch und Donnerstag rund 700 Test aller dort tätigen Bauarbeiter wie Handwerker durchgeführt. Mit dem Ergebnis von 86 Personen mit Positivem Befund (Stand Sonntag). Einen Ursprung auszumachen sei extrem schwierig. Die dort tätigen Unternehmen hätten oft Subunternehmer oder gar Sub-Subunternehmen, deren Mitarbeiter oft in Wohnheimen unterbracht seien, zum Beispiel in Tengen-Blumenfeld, es gebe Handwerker oder Mitarbeiter der Läden aus dem ganzen Bundesgebiet auf der Baustelle und natürlich auch einige regionale Unternehmen dort. „Es war von der Bauleitung nun sehr wichtig einen Baustopp einzulegen um damit eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern“, unterstrich Landrat Zeno Danner. Bis zum Montag, 9. November, läuft für die meisten die Quarantänepflicht aus, wenn sie positiv getestet wurden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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