"Sommerfestspiele" in Konstanz mit "Cyrano de Bergerac" eröffnet
Das Liebesdrama als Rockoper mit Gefühl

Cyrano de Bergerac | Foto: Harte Zeiten auch für einen Haudegen wie Cyrano de Bergerac. swb-Bild: Ilja Mess
  • Cyrano de Bergerac
  • Foto: Harte Zeiten auch für einen Haudegen wie Cyrano de Bergerac. swb-Bild: Ilja Mess
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Konstanz. Theaterintendant Christoph Nix nennt es "Sommerfestspiele" was das nun schon im 14. Jahr auf dem Münsterplatz zelebriert wird, wie er zur 'Begrüßung des Premierenpublikums am Freitagabend für "Cyrano de Bergerac" verkündete und damit auch für sich eine Bilanz zog. Denn tatsächlich hat es was von Festspiel, was das Publikum hier in der doch zuweilen etwas eigenwilligen Inszenierung von Mark Zurmühle erleben kann.

Die Szenerie ist ein richtiges Luftschloss und ein Trampolin, dem gewollt zum Finale die Luft ausgehen muss, weil Träume sterben müssen, damit die Augen sehen, was wahr ist. Und "Cyrano" (Ingo Biermann), der traurige Held mit der großen Nase, der seine Liebeskunst aus falsch verstandener Scham seinem Kontrahenten Christian des Neuvillette (Thomas Fritz Jung) ausleiht, weil der nicht daran glaubt als er selbst das Herz der verwöhnten Rocane (Laura Lippmann) erobern zu können, tritt fast wie ein Rockstar hier auf dem Trampolin auf. Dem Publikum hat es es gefallen, das Drama an dessen Ende sogar das eine oder andere Taschentuch nötig war, durch einen sehr gefühlvoll vorgetragenen Bob Dylan Song.

Ganz schön rockig geht es los rund um das aufgeblasene Schloss. Cyrano erblickt die schöne Roxane. Der ist freilich auch der Comte de Guiche (Georg Melich) hinterher, der hier mit schwerem Motorrad auf dem Festspielplatz mehrfach Flagge zeigt und das Pubklikum mit seinen Abgasen einnebelt, wenn der protzend die Bühne wieder verlässt. Doch auch ihn lässt Roxane abblitzen, denn bei den Degenfechtereien hier im Paris hat sie den jungen Christian erblickt, der zwar schon, doch in Liebesdingen ein Dummkopf - was er hier produzieren kann, ist meist Gestammel. Cyrano intoniert hier auf der Bühne gar ein Beatles-Rolling Stones - Queen -Meddley mit der Band auf der Bühne und der erste Teil des Stücks besticht vor allem durch seine Lautstärke.

Doch es wurde nach der Pause besser, als die berühmte Szene auf dem Balkon gespielt wird, in der Cyrano seine Rolle gewählt hat, nämlich dass der Hässliche hier durch den Schöne seine Liebe zu Roxanne in Versen schmieden kann und sogar dessen Stimme übernimmt, als dem die Worte vollends ausgehen. Doch der Comte hat die Liebeszene als Gehörnter verfolgt, schickt die Garde in den Krieg, in dem Christian sein Leben muss. Roxane wird zur Nonne als Gelübte - und scheint erst jetzt erwachsen zu werden nachdem die aus Verzweiflung dem Schloss die Luft ausgehen lässt. Denn sie glaubte immer noch an Christian als den den Meister der Minne. Erst als Cyrano einem Anschlag zum Opfer fällt, wird sie erfahren, dass die Worte, die ihr Herz so bewegt hatten, von ihm stammten.... und kann dann auch erst Fassen was Liebe ist, die aus mehr als schönen Worten besteht.

Schöne Bilder, große Szenen werden hier auf dem Münsterplatz geboten. Die Verse von Edmond Rostand vermögen auch heute noch zu begeistern in ihrer Leichtigkeit.

Gespielt wird "Cyrano de Bergerac" noch bis zum 27. Juli. Karten gibt es www.theaterkonstanz.de/tkn/veranstaltung/08752/index.html

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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