Grundstückskomission gab Entscheidung bekannt
Das neue Klinikum des GLKN soll in Singen Nord entstehen

Derzeit noch Ackerlandschaft unterhalb des Hohentwiels und auf der anderen Seite des Baugebiets Reckholderbühl. Hier soll nach jetzigen Plänen dann ein neues Klinikum für den Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz entstehen. | Foto: Fiedler
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  • Derzeit noch Ackerlandschaft unterhalb des Hohentwiels und auf der anderen Seite des Baugebiets Reckholderbühl. Hier soll nach jetzigen Plänen dann ein neues Klinikum für den Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz entstehen.
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Kreis Konstanz. Das neue Krankenhaus in der "Mitte des Landkreises" soll in "Singen Nord" gebaut werden: Diese Empfehlung gab Landrat Zeno Danner am Dienstag im Rahmen einer Medienkonferenz nach der Tagung der Grundstückskommission des Kreistags bekannt. "Ich glaube, dass wir dort am schnellsten vorankommen", so Danner zu seiner Einschätzung. Die Empfehlung soll nach den Vorstellungen in den Gemeinderäten dann durch den Kreistag noch im Dezember in einen Beschluss für den Standort geführt werden, wie Danner weiter erläuterte.

Wie Zeno Danner weiter sagte, sei die Entscheidung für den Standort Singen Nord mit sehr klarer Mehrheit gefallen. Am zweiten Platz sei mit Abstand der Vorschlag "A81" in Singen gelegen. Die Standorte, die von Radolfzell mit Böhringen und der B 33/34 eingebracht wurden, seien dagegen abgeschlagen gewesen. Der Vorschlag, den Neubau eventuell auf dem Gelände des bisherigen Klinikums in Singen zu errichten, sei schon vorab ausgeschieden, allein weil das Grundstück viel zu klein sei.

Zustimmung und Überraschung

"Auch bei mir lag das Grundstück Nordstadt Singen in der Bewertung weit vorn", bekräftigte der Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds des Landkreises, Bernd Sieber. "Aus meiner Sicht ist das keine Entscheidung für oder gegen einen Standort, sondern für die Patienten, die schnell an das Krankenhaus kommen sollen."

Die Stadt Radolfzell hatte sich mit zwei Grundstücken eingebracht. OB Simon Gröger zeigte sich überrascht, dass die eingebrachten Grundstücke in der Bewertung hinten landeten. Man habe die Grundstücke aufgrund der Vorgaben für die Definition des Standorts vorgeschlagen, die das Unternehmen "Lohfert & Lohfert" am Anfang des Findungsprozesses vorgegeben habe, sagte Gröger weiter.
Man stehe aber weiter als Stadt bereit, den Prozess der Sicherung der Gesundheitsversorgung im Landkreis für die Zukunft zu begleiten, betonte Gröger, dem seine Enttäuschung aber anzusehen war.

Singens OB Bernd Häusler, freute sich, dass das Votum klar für den Standort Singen Nord ausfiel. Das sei für die PatientInnen wie die Beschäftigten eine gute Entscheidung, sieht er hier weiter kurze Wege aus der Stadt heraus. Jeder Eingriff bedeute eine Versieglung, weshalb man ja auch den alten Standort mit eingebracht habe.  Beide von Singen vorgeschlagenen Standorte seien verträglich für die Umwelt, so Häusler.

Den Vorschlägen müssen freilich die Gesellschafter nun erst noch folgen. Mit den weiteren Planungen und der Realisierung der Finanzierbarkeit stehe der Landkreis für die nächsten Jahre vor einem Kraftakt, für den man alle brauche, so Bernd Häusler in einem weiteren Statement. Er verstehe auch die Gefühlslage als Stadt Radolfzell.

Entscheidung warf ihren Schatten voraus

Der Konstanzer OB Uli Burchardt, der auch als Vertreter der Spitalstiftung und als der einzige "Mitbegründer" des Gesundheitsverbunds sprach, hob heraus, dass die Auswahlkommission mit ihren 18 Mitgliedern ein solides Verfahren mit gleich zwei Gutachten durchgeführt habe. Man habe ja auch eine Informationsfahrt mit zwei Bussen durchgeführt. Die Sympathie bei den meisten Menschen für den ausgewählten Standort sei von Anfang spürbar gewesen.

Freilich verwies Burchardt auch auf den Konstanzer Standpunkt, dass man als Landkreis und Oberzentrum an dessen Ende wohl eine Zweihaus-Lösung auf Dauer benötige, was selbst das Sozialministerium einsehe. Konstanz werde mit Ende der 30er Jahre wohl die Großstadtgrenze von 100.000 Einwohnern überschreiten, gab sich Burchardt ob der eigenen Stadtentwicklung optimistisch. Und eine Großstadt brauche auf Dauer ein eigenes Krankenhaus.

Für die nun erfolgte Standortempfehlung wurden zunächst die Vorschläge vom Unternehmen Lohfert & Lohfert aus Hamburg untersucht, dann in einer weiteren Analyse durch das Unternehmen "Stein und Partner" aus Stuttgart. Parameter waren die Nutzbarkeit des Grundstücks und Hemmnisse, etwa durch Naturschutz oder Biotope. Auch die Erreichbarkeit über die Straße und Schiene wurde bewertet und wie das Grundstück zur Verfügung steht.

Vor- und Nachteile der Grundstücke

Das Grundstück Singen Nord bräuchte freilich theoretisch noch einen Bahnhaltepunkt auf der Strecke von Singen nach Engen, der Bahnhof wie der Haltepunkt Landesgartenschau liegen doch in einiger Entfernung. Teile des Grundstücks von "Singen Nord" lägen auch in einer Zone, die im Extremfall von Hochwasser bedroht wäre. Für den auch von Singen vorgeschlagenen Standort "A81" in der Schleife der Autobahnauffahrt, wären Lärmemissionen ein mögliches Problem gewesen. Das Radolfzeller Grundstück an der Ausfahrt B 33/34 im Wald bei den Steißlinger Kiesabbaugebieten, wäre mit Einschränkungen durch ein Biotop verbunden. Zudem wäre es zwar "in der Mitte des Landkreises" und direkt an der Autostraße, aber doch derzeit fernab von ÖPNV-Angeboten, auch zur Seehas-Strecke. Der Standort Böhringen unterhalb der Bahnlinie hätte über die Spange von der Singener Georg-Fischer-Straße an die B34 angebunden werden müssen, was als Nachteil gewertet wurde, nicht als Ausschlusskriterium. Gerade die Mitarbeiter, die zum aktuellen HBK Klinikum auch gerne mit dem Rad fahren, hätten hier zum Beispiel markant weitere Strecken bewältigen müssen, wurde im Begleitgespräch erwähnt.

Landrat Zeno Danner betonte in seinem Statement, dass alle Vorschläge den gesetzten Kriterien entsprochen hätten. Das Grundstück in Singen hätte einfach die meisten Pluspunkte gehabt.
Die Standortanalyse ergab für alle vier Standorte einen ähnlichen Zirkelkreis, innerhalb dessen man in einer halben Stunde auf der Straße vor Ort wäre. Selbst von Konstanz aus, was natürlich einer Zeit entspräche, wenn denn die B33 ausgebaut wäre und man sich nicht durch die täglichen Staus quälen müsste, die die Fahrzeit mitunter auf eine Stunde erhöhen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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