50 Jahre Landkreis Konstanz
Frank Hämmerle: Ein Macher mit Ecken und Kanten

Frank Hämmerle, Landrat a.D.: Etwas schaffen, gestalten und bewegen. | Foto: Ute Mucha
  • Frank Hämmerle, Landrat a.D.: Etwas schaffen, gestalten und bewegen.
  • Foto: Ute Mucha
  • hochgeladen von Ute Mucha

Etwas schaffen, gestalten und bewegen - Frank Hämmerle wusste schon früh, was er wollte. In seiner Amtszeit als Landrat von 1997 bis 2019 drückte Hämmerle dem Landkreis seinen Stempel auf, brachte zahlreiche Projekte auf den Weg und blieb dabei immer der Landrat zum Anfassen, aber auch ein Macher mit Ecken und Kanten.
Als „locker und etwas hemdsärmelig, authentisch und ehrlich“, beschreibt er sich selbst. „Die Leute sollen wissen, woran sie mit mir sind, das schafft Vertrauen“, so sein Credo. Taktieren und lavieren sind nicht Hämmerles Ding, ihm war und ist der gerade Weg lieber. Und der führte meist nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen entlang.
Der gelernte Jurist sieht als wichtigstes Gestaltungsinstrument der Kreispolitik die kommunale Selbstverwaltung: „Die ist der Schlüssel zum Erfolg“, ist er überzeugt. Denn: „Angelegenheiten müssen vor Ort entschieden werden und der besonderen Situation gerecht werden“.

"Noch viel lernen"

Diese Erkenntnis war nur ein Bruchteil dessen, was sich Frank Hämmerle für den Job als Landrat aneignete. Alle Aufgaben und Zuständigkeiten des Amtes lernte er von der Pike auf von seinem „Lehrmeister und Vorgänger“ Dr. Robert Maus.
Als dessen persönlicher Referent begann der junge Regierungsassessor 1981 seine Karriere im Landratsamt Konstanz. Damals noch im ehrwürdigen Badischen Bezirksamtsgebäude fragte ihn sein Mentor, was er denn werden wolle? Hämmerle antwortete mit unverblümter Offenheit: „Eigentlich will ich Ihr
Nachfolger werden!“ Worauf Maus erwiderte: „Na, da müssen Sie aber noch viel lernen“.

Neue Herausforderungen

Das tat der ehrgeizige Assessor denn auch und machte zwei Jahre später einen großen Karrieresprung zum Verwaltungsdezernenten, einem Posten mit viel Verantwortung und einem weiten Aufgabenfeld. Doch Hämmerle suchte weiter nach neuen Herausforderungen. 1992 trat er als OB-Kandidat in Radolfzell gegen Amtsinhaber Günter Neurohr an und unterlag nur knapp. „Das hat sicher auch sein Gutes“, tröstete ihn seine Mutter, die Ehrenbürgerin von Tübingen und langjährige Gemeinderätin war und auf deren Urteil er viel gab. Sie sollte recht behalten.
Weitere Erfahrungen sammelte der umtriebige Verwaltungsfachmann in der Aufbauphase in den neuen Bundesländern („Das war eine spannende Zeit“), ehe er sich 1997 für das Amt des Landrats in Konstanz bewarb. „Am 14. Juli war ich dann nach einem hoch spannenden zweiten Wahlgang mit schweißnassen Händen und zittrigen Nerven tatsächlich Landrat“, erinnerte sich Hämmerle heute.

Schaffen und Gestalten

Damit begann eine intensive Zeit des Schaffens und Gestaltens. Denn die Herausforderungen waren groß und erforderten neben Fachwissen, Fleiß auch reichlich Fingerspitzengefühl. So galt es gemeinsam mit dem Kreistag und den Mitarbeitenden die Verwaltungsreformen umzusetzen, was „dramatische Veränderungen für das Landratsamt bedeutete“, so der frühere Landrat. Hinzu kamen die Sanierung der Finanzlage des Landkreises bei gleichzeitiger Sicherung der Leistungsfähigkeit der Städte und Gemeinden, die Umsetzung des neuen Abfall- und Verwertungssystems, die Verbesserung der Infrastruktur des Landkreises mit Straßen und Radwegen, die Gründung des Gesundheitsverbundes, die Ausstattung der Kreis-Schulen sowie die Neustrukturierung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Mit viel Einsatz brachte er das Mammutprojekt der neuen B33 mit auf den Weg, ist Mitgründer der Kunststiftung des Landkreises und noch immer Vorsitzender der Otto-Dix-Haus-Stiftung sowie Kreisvorsitzender des DRK.

Politik muss menschlich bleiben

Gerne hätte Hämmerle auch die Digitalisierung für den Landkreis unter seine Ägide gestellt, doch der Kreistag lehnte dies seinerzeit ab. Ob damit eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit dem schnellen Internet gelungen wäre, ließ er offen. Mittlerweile hegt Hämmerle auch eine gewisse Skepsis gegenüber den digitalen Möglichkeiten. Besonders was die Künstliche Intelligenz betrifft, sieht er neben Chancen auch Risiken. Zum Beispiel in der Politik. „Politik muss menschlich bleiben. Denn ihre Aufgabe ist es, neue Wege zu gehen, kreative Lösungen zu finden und dabei auch Emotionen zu berücksichtigen. Abwägen und Entscheidungen treffen kann mit ChatGPT nicht funktionieren“, ist der ehemalige Landrat überzeugt.

Klare Worte

Für Schlagzeilen sorgte Frank Hämmerle 2015/16, als die erste große Flüchtlingswelle über das Land schwappte. Damals nahm Hämmerle als Freund klarer Worte kein Blatt vor den Mund. Als Antwort auf Bundeskanzlerin Merkels Appell „Wir schaffen das“, stellte er in einem Brandbrief fest: „Wir schaffen es mit großen Anstrengungen den Migranten ein Dach über dem Kopf zu geben, sie zu versorgen. Aber sie in unsere Gesellschaft mit unseren Werten zu integrieren – das schaffen wir in vielen Fällen nicht“.
Auch heute steht er trotz mancher Kritik zu dieser Aussage und sieht seine Befürchtungen angesichts der aktuellen, gewaltvollen Entwicklung in Frankreich mit einer drohenden Spaltung der Gesellschaft bestätigt.
Ein weiterer Meilenstein seiner politischen Karriere war die Verankerung des Konnexitätsprinzips mit dem Grundsatz: „Wer bestellt, der bezahlt“ in die Landesverfassung, um damit mehr Klarheit in der Finanzverfassung zu bringen.
Dies gelang natürlich - wie so vieles - nur gemeinsam mit anderen kommunalen Mandatsträgern, zu denen er „ein enges, von Vertrauen und Respekt getragenes Verhältnis aufbaute und pflegt“.

Kleinerer Acker

In seinem Ruhestand hat der Landrat a.D. zwar weniger Termine und einen kleineren Acker, den er bestellen muss, aber dennoch „Arbeit ohne Ende“. Die ist allerdings zupackender und vor allem körperlich anstrengend.
Denn der rüstige 70-Jährige widmet sich seit vier Jahren auf seinem Bauernhof bei Allensbach seinen Streuobstwiesen, pflanzt und schneidet Bäume und verwertet die Ernte zu Saft, Most und Schnaps.
Seine vier Enkelkinder halten ihn zusätzlich auf Trab, sechs Ponys müssen versorgt und zahlreiche Schwalben, die am Bauernhaus nisten, müssen vor dem hungrigen Marder gerettet werden.

Wachsen und gedeihen

Was Frank Hämmerle dem Landkreis Konstanz nach einem halben Jahrhundert für die Zukunft wünscht? „Dass er mit seinen Bürgerinnen und Bürgern, Städten und Gemeinden weiterhin wachsen und gedeihen möge“, so Frank Hämmerle.
Denn der Landkreis sei in seiner jetzigen Form gut aufgestellt. Und, so Hämmerle, „Wir haben das Glück in einer wunderschönen Landschaft mit einer funktionierenden Bürgergemeinschaft zu leben“.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.