Region liegt aber unter dem Landeswert
Spürbarer Anstieg der Kriminaldelikte im Landkreis - aber auch bei der Aufklärung

Symbolbild Kriminalität | Foto: Archiv SWB
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Kreis Konstanz. "Trotz steigender Kriminalitätsbelastung im Polizeipräsidium Konstanz können sich die Bürgerinnen und Bürger sicher fühlen. Dies zeigt die Häufigkeitszahl, welche die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohnern beschreibt: Das Polizeipräsidium liege bei den Straftaten ohne Ausländerrecht mit 4.001 dabei deutlich unter dem Landeswert von 4.952, sagt Hubert Wörner, Präsident des Polizeipräsidiums Konstanz am Freitag,

Die Polizeiliche Kriminalstatistik im Zuständigkeitsbereich des gesamten Polizeipräsidiums verzeichnet im Jahr 2023 insgesamt 35.211 Straftaten, dies entspricht einem Anstieg um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der geklärten Delikte steigt dabei auf 68,9%. Diese Entwicklung ist maßgeblich geprägt durch den Anstieg von ausländerrechtlichen Delikten, vorwiegend mit Grenzbezug im Landkreis Konstanz.

Die Anzahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte liegt bei 31.900 Fällen. Dies bedeutet eine Zunahme um 4,3 Prozent. Die Aufklärungsquote steigt dabei um 4,7 Prozent auf 65,7 Prozent an. "Die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten des Polizeipräsidium Konstanz haben im vergangenen Jahr gute Arbeit geleistet" ist Hubert Wörner in der Medienmitteilung überzeugt. "Mit diesem Anstieg der Aufklärungsquote liegen wir erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt  von 61,2 Prozent."

Die Steigerung der Aufklärungsquote spiegelt sich auch in einer Erhöhung der Anzahl der Tatverdächtigen auf 15.554 wider, 1.056 mehr als im Vorjahr. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 38,8 Prozent, der Anteil der Flüchtlinge 7,7 Prozent. Die Tatverdächtigen unterteilen sich in 687 Kinder, 1.601 Jugendliche, 1.176 Heranwachsende sowie 12.090 Erwachsene.

Sorgen um Entwicklung bei Kindern

Die Raubdelikte entwickeln sich leicht rückläufig, von 184 auf 178 Fälle. Der Schwerpunkt liegt im öffentlichen Raum, 122 der Taten werden auf der Straße begangen. Ein deutlicher Rückgang ist beim Schaden durch diese Delikte zu verzeichnen. Er beläuft sich auf rund 41.000 Euro, während er im Vorjahr noch bei 325.000 Euro liegt. Mit Sorge betrachtet der Polizeipräsident die Anzahl der
straffällig gewordenen Kinder und Jugendlichen bei den Raubdelikten. Fast ein Drittel der 156 Tatverdächtigen sind Jugendliche. In Singen werden als Beispiel fünf Kinder Opfer von einer Raubserie, die Tatverdächtigen sind ebenfalls Kinder.

Sprung bei den Körperverletzungen

Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte beträgt 3.617 Fälle, das ist ein Anstieg um 13,4 Prozent. Hierbei werden 2.563 einfache und 845 gefährliche/schwere Körperverletzungen erfasst. Die Aufklärungsquote liegt auf hohem Niveau bei 91,7 Prozent. Von 3.258 Tatverdächtigen sind 116 Kinder, 316 Jugendliche und 225 Heranwachsende. 4.030 Personen werden Opfer von Körperverletzungsdelikten, bei über der Hälfte der Opfer (2.187) besteht eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer.

Signifikant mehr Messer im Spiel

In 222 Fällen richten sich Messerangriffe unmittelbar gegen Personen, das ist eine Steigerung zum Vorjahr von 41,4 Prozent. Zwei Menschen werden dabei getötet, 101Personen verletzt - davon 89 leicht und 12 schwer. Bei insgesamt 200 Tatverdächtigen sind acht Kinder und 23 Jugendliche erfasst. Im Jahr 2023 erhöht sich die Aufklärungsquote in diesem Bereich auf 89,7 Prozent.
"Im Ergebnis zeigt sich das Bild einer stetig sinkenden Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft, die oftmals auch den Einsatz gefährlicher Werkzeuge zur Folge hat" zeigt sich Polizeipräsident Wörner besorgt.

Rettungskräfte werden mehr angegriffen

Auch bei der Gewalt gegen Polizei- und Rettungskräfte ist eine Steigerungsrate um 31 Prozent auf 391 Fälle festzustellen.  Widerstandshandlungen und Angriffe gegen Polizeikräfte spielen sich häufig im Zusammenhang mit Personen ab, die alkoholisiert sind oder sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden.
Meist sind Einsatzanlässe "randalierende Person", "Streitigkeiten", "betrunkene Person" und "häusliche Gewalt" Grund für das polizeiliche Einschreiten, das zu Widerstandshandlungen und tätlichen Angriffen führt. 211 der insgesamt 345 Tatverdächtigen sind alkoholisiert. Mitarbeitende der Rettungsdienste sind ebenso von gewalttätigen Übergriffen bei ihrer Berufsausübung betroffen. Hier
wird eine Steigerung um 9 Prozent auf 24 Fälle registriert.

Die Fallzahlen bei Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigen um 12,7 Prozent auf 815 Fälle. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen liegt bei 77, davon vier versuchte Fälle. Vergewaltigungen finden meist im sozialen Nahbereich statt - bei 69
Fällen kennen sich Täter und Opfer.
In 100 Fällen kommt es zu einem sexuellen Missbrauch von Kindern. Hier stehen die sogenannten kontaktlosen Taten im
Vordergrund (zum Beispiel sexuelle Handlungen vor Kindern). Zu schweren sexuellen Übergriffen kommt es in 16 Fällen. Zudem werden 148 Fälle der sexuellen Belästigung erfasst. 89,0 Prozent der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
werden im Jahr 2022 aufgeklärt, bei den Vergewaltigungen liegt die Aufklärungsquote bei 93,5%.

Deutlich mehr Ladendiebstähle

Ein erheblicher Anteil der Gesamtkriminalität fällt auf die Diebstahlsdelikte. Hier ist eine Steigerung von 3,4% auf 10.578 Fälle festzustellen. Ein Großteil der Zunahme ist dabei aus Sicht der Polizei auf Delikte des Ladendiebstahls zurückzuführen. Hier ist
ein Anstieg von 2.597 auf 3.322 Fälle zu verzeichnen. Durch die Taten entsteht ein Diebstahlsschaden von insgesamt rund 400.000 Euro.
Die Fallzahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls steigen um 31,7 Prozent auf 270 Fälle an. Der Diebstahlschaden beläuft sich hier auf circa eine Million Euro. Erfreulich sind die sinkenden Fallzahlen des Fahrraddiebstahls von 1.724 auf 1.483 Fälle, was einen Rückgang um 14 Prozent ergibt. Hier liegt der Schaden bei rund 1,8 Millionen Euro.

Täglich mehrere Schockanrufer aktiv

660 Straftaten des sogenannten Callcenter-Betrugs,  das heißt betrügerische Anrufstraftaten, werden bearbeitet. Es handelt sich hierbei um 275 Taten, bei denen sich die Täter als "falsche Polizeibeamte" ausgeben, 362 sogenannte "Schockanrufe" mit der Legende, Angehörige hätten angeblich einen schweren Verkehrsunfall verursacht und müssten Kautionen hinterlegen oder Strafen
bezahlen, sechs Betrugsfälle "Enkeltrick", sowie 17 Gewinnversprechen. Bei 94,4 Prozent der Anrufstraftaten bleibt es beim Versuch, ist der gute Teil der Nachricht.
"Die hohe Anzahl der Versuche zeigt, dass intensive Präventionsbemühungen und Warnungen Wirkung entfalten" ist Polizeipräsident Wörner überzeugt. Dennoch kommt es bei 38 Fällen zur Vollendung. Hier entsteht ein Schaden in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro.

Aspekte für den Landkreis Konstanz

Im Landkreis Konstanz ist bei den Straftaten ohne Ausländerrecht eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu erkennen, von 14.412 auf 14.667 Fälle. Diese Fallzahlen liegen aber noch deutlich unter denen des Jahres 2019. Mit einer Aufklärungsquote von 64,8 Prozent werden 5,7 Prozent mehr Straftaten geklärt als im Vorjahr.

Mit 1.550 erfassten Körperverletzungsdelikten werden 245 mehr als im Vorjahr erfasst, was eine Steigerung von 18,8% bedeutet. Die Städte Konstanz mit 524 Fällen und Singen mit 355 Fällen sind am stärksten belastet.

Die Anzahl der Diebstahlsdelikte liegt auf Vorjahresniveau, es werden 5.288 Fälle erfasst. Mit 1.733 Delikten nimmt die Anzahl der erfassten Ladendiebstähle um 418 Fälle und somit um 31,8% zu. Beim Wohnungseinbruchdiebstahl steigt die Zahl im Landkreis Konstanz von 81 auf 107, der Wert liegt jedoch nach wie vor weit unter dem 10-Jahres-Mittelwert von 180 Delikten. Erfreulich ist der Rückgang der Fälle des Fahrraddiebstahls von 1.232 auf 1.016 Fälle. Die größten Rückgänge sind in der Stadt Konstanz auf 651 und in der Stadt Radolfzell auf 136 Fälle zu verzeichnen.

Sachbeschädigungen gehen um 220 Fälle oder 13,0 Prozent auf 1.476 erfasste Delikte zurück.

Der Landkreis Konstanz weist eine große Steigerung bezüglich Gewalt gegen Polizeikräfte von 154 auf 210 Fälle auf. Am stärksten betroffen sind die Städte Konstanz mit 82 und Singen mit 56 Fällen.

Quelle: Polizeipräsidium Konstanz

Autor:

Presseinfo aus Singen

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