Einbruchsdelikte im Landkreis rückläufig / Sorgen machen die "Falschen Polizisten"
Weiterer Anstieg von Attacken gegen Polisten im Einsatz

Bodycams | Foto: Trotz der letztes Jahr eingeführten Bodycams steigt die Zahl der Übergriffe auf PolizistInnen auch im Bereich des Polizeipräsidium Konstanz. swb-Bild: IMBW
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Konstanz. Das Polizeipräsidium Konstanz mit den dazu gehörigen Dienststellen in den Landkreisen Rottweil, Tuttlingen, Konstanz und dem Schwarzwald-Baar Kreis bilanziert erstmals das Straftatenaufkommen in seinem neuen Zuschnitt. Das neue Polizeipräsidium war erst Anfang des Jahres an den Start gegangen.

Für alle vier Landkreise weist die polizeiliche Kriminalstatistik 2019 (PKS) entgegen dem Wert von Baden-Württemberg Land einen leichten Anstieg der Straftaten um 3,3 Prozent von 34.437 auf 35.576 Straftaten aus. Daneben stieg auch die Aufklärungsquote im Konstanzer Präsidiumsbereich von 63,4 Prozent auf 64,3 Prozent, was landesweit knapp unter dem Spitzenwert liegt und somit ein überdurchschnittliches Ergebnis der polizeilichen Ermittlungsarbeit darstellt (Land: 60,8 Prozent). "Dieses Ergebnis ist im Wesentlichen ein großer Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es zeigt, dass trotz der zusätzlichen Belastungen aus der Projektstruktur 2020 im Jahr 2019 und vielen Pensionierungen eine hohe Motivation der Polizeibeamtinnen und Beamten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Landkreisen vorhanden ist", erklärt Polizeipräsident Gerold Sigg bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik am Mittwoch.

11 Prozent mehr Gewaltakte gegenüber Polizisten verübt

Großen Respekt bringt er seinen über 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch vor einem anderen Hintergrund entgegen. Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat im letzten Jahr wieder zugenommen und wurde in der Statistik mit 330 Fällen aktenkundig. Und dies trotz der im gleichen Jahr eingeführten BodyCam. Der Anstieg der Fallzahlen um rund 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht zwar dem landesweiten Trend, ist aber aus Sicht des Leiters des Präsidiums Konstanz völlig unakzeptabel. "Wir werden diese Delikte weiterhin konsequent verfolgen und mit den Justizbehörden eng zusammenarbeiten", verdeutlicht Gerold Sigg seinen Standpunkt.

Gewissenlose Kriminelle wollen an das Geld von Senioren

Sorgen bereitet dem Polizeipräsidenten auch die perfide Art gewissensloser Krimineller, die vornehmlich ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger um ihr Vermögen zu bringen versuchen. Diese meist im Ausland sitzenden Täter geben sich als Polizisten aus, erschleichen sich dann aber unter dem Deckmantel des Vertrauens in die Polizei und unter dem Vorwand, dass die Gutgläubigen selbst Opfer eines Einbruchs werden, deren Hab und Gut. Diese 949 Betrügereien (Vorjahr 791) weisen durch viel polizeiliche Aufklärungsarbeit zwar eine Versuchsrate von 97 Prozent auf, allerdings sorgen auch die wenigen vollendeten Fälle für einen erheblichen Schaden, der oft in die Tausende geht. "Wir werden auch zukünftig alles daran setzen, diesen Betrügern auf die Spur zu kommen und ihnen durch Aufklärungskampagnen, wie jetzt mit eigens entwickelten Flugblättern, die an die Haushalte verteilt werden, schon früh das Handwerk legen.", so Polizeipräsident Sigg.

Kreis Konstanz weiter mit hoher Kriminalitätsbelastung

Im Landkreis Konstanz stiegen die Straftaten um 5,3 Prozent auf 18.209 Straftaten im Jahr 2019 gegenüber Straftaten im Jahr 2018 an. Im Vergleich zu den Vorjahren liegt die für das Jahr 2019 festgestellte Anzahl der Straftaten damit leicht unter dem Durchschnitt der Vorjahre. Die Aufklärungsquote steigerte sich gegenüber dem Vorjahr von 62,4 Prozent auf 64,5 Prozent im Jahr 2019 und lag damit deutlich höher als der Wert für das Land Baden-Württemberg (60,8 Prozent).

Unverändert hoch ist die durch die sogenannte Häufigkeitszahl (Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner) bezeichnete Kriminalitätsbelastung. Sie bewegt sich mit 6.382 im Jahr 2019 etwa im Durchschnitt der Vorjahre. Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist für den Landkreis Konstanz ein geringer Anstieg von 11 Fällen oder 4,9 Prozent auf 235 Fälle im Jahr 2019 gegenüber 224 Fällen im Jahr 2018 festzustellen. Deutliche Zunahmen gegenüber den Werten des Vorjahres ergaben sich bei den Delikten Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sonstigen strafbaren Übergriffen.

Wohnungseinbrüche gegen den Trend rückläufig

Im öffentlichkeitswirksamen Themenbereich der Wohnungseinbruchsdiebstähle gehen seit Jahren die Fallzahlen zurück. Gegenüber dem Vorjahr 2018 mit 151 Wohnungseinbrüchen ergab sich ein weiterer Rückgang um 17 Fälle auf 134 Einbrüche in Wohnräume.

Enorme Steigerung von Betrugsdelikten

Hoch ist im Landkreis Konstanz die Belastung durch Vermögens- und Fälschungsdelikten, die eine erneute Steigerung von 1.139 Fällen auf insgesamt 4.641 Fälle im Jahr 2019 erfahren haben. Gegenüber dem Vorjahr 2018 ergibt sich hier eine Steigerungsrate von 32,5 Prozent. Allein bei den zu diesem Deliktsbereich zählenden Betrugsdelikten ist ein Anstieg von 47,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2018 zu verzeichnen. Sehr deutlich zeigt sich dieser Anstieg auch bei der Summe der Delikte der Wirtschaftskriminalität, die als Untergruppe behandelt wird. Hier weist die Polizeiliche Kriminalstatistik einen Anstieg um 644 Fälle auf 885 Delikte im Jahr 2019 aus. Im Vorjahr waren es noch 241 Fälle. Grund hierfür ist ein umfangreiches Insolvenzverfahren.

Weniger Drogendelikte und Beschaffungskriminalität

Bei der Rauschgiftkriminalität mit gewöhnlich hohen Fallzahlen bei den Besitz- und Erwerbsdelikten von weichen Drogen, wie Cannabis, bewegen sich die Zahlen etwas unterhalb des Niveaus der Vorjahre. Gegenüber 2018 ist für das Jahr 2019 ein Rückgang von 98 Fällen oder 6,3 Prozent zu verzeichnen. Ebenso rückläufig waren im Vergleich mit dem Vorjahr die Delikte der Gewaltkriminalität um 8 Prozent. Die Fallzahlen der Gewaltkriminalität im Landkreis Konstanz bewegten sich auch im Jahr 2019 mit 469 Fällen auf dem Niveau der Vorjahre und unterhalb des im Fünfjahresvergleich festgestellten Durchschnitts von 498 Fällen jährlich.

Im Durchschnitt und leicht erhöht gegenüber den Werten des Vorjahres entwickelten sich die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum mit einem leichten Anstieg von 17 Fällen oder 2,5 Prozent auf 700 Delikte im Jahr 2019 gegenüber 683 im Jahr 2018. Die Anzahl der Gewaltstraftaten gegen Polizeibeamte im Landkreis Konstanz stagniert auf dem hohen Niveau von 181 Fällen. Die Vorjahre zeigten im Durchschnitt ähnlich hohe Werte.

Erfreulich ist der weitere Rückgang bei den Fällen der Straßenkriminalität von 2.967 Straßendelikten im Jahr 2018 auf 2.819 Fälle im Jahr 2019. Dies entspricht einem Rückgang von fünf Prozent. Die Straßenkriminalität im Landkreis Konstanz ist seit fünf Jahren durchgängig rückläufig.

Die Anzahl der Tatverdächtigen bewegt sich mit 7.949 Personen auf dem Niveau der Vorjahre. Der Anteil der Personen im Alter von unter 21 Jahren (Kinder, Jugendliche und Heranwachsende) im Landkreis Konstanz befindet sich im Jahr 2019 mit 23 Prozent der insgesamt ermittelten Tatverdächtigen auf einem niedrigeren Stand als in den Vorjahren. Während sich der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen gegenüber dem Vorjahr mit einem Zuwachs von 1,9 Prozent leicht erhöhte, sank der Anteil von Asylbewerbern und Flüchtlingen bei den festgestellten Tatverdächtigen mit minus 12 Prozent deutlich.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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