Gemeinde Moos muss Platz schaffen für 32 weitere Flüchtlinge
Flüchtlingsunterbringung sorgt für Kopfzerbrechen

Moos Ortseingang | Foto: Einige Mooser BürgerInnen haben sich in Briefen an die Verwaltung und den Gemeinderat gegen eine weitere Unterbringung von Flüchtlingen in der Gemeinde ausgesprochen. swb-Bild: Archiv
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Moos. Noch immer macht die Situation der Flüchtlingsunterbringung dem Mooser Gemeinderat großes Kopfzerbrechen. Die Gemeinde ist vom Landratsamt aufgefordert, schnellstmöglich Platz für die Unterbringung von 32 weiteren Flüchtlingen zu schaffen, damit die Quote von 60 Flüchtlingen erreicht wird. Diese Quote errechnet sich durch die Größe der Gemeinde. Diesen Platz zu finden, erweist sich allerdings für Verwaltung und Gemeinderat als schwierig. Immer wieder gehen aus der Bevölkerung auch Briefe im Rathaus ein, in denen Bürger fordern, keine weiteren Flüchtlinge unterzubringen oder zumindest nicht in einem Wohngebiet.

Gemeinderätin Anne Overlack von der Rot-Grünen Liste (RGL) zeigte sich darüber in der letzten Sitzung des Gremiums entsetzt. »Es ist die zwingende Aufgabe jeder Gemeinde, anteilig zu ihrer Bevölkerungszahl geflüchtete Menschen unterzubringen. Das wissen die Mooser Bürgerinnen und Bürger auch«, erklärte sie. Das hindere diese Bürger aber nicht daran, auf drastische Art deutlich zu machen, dass in ihrer Nachbarschaft geflüchtete Menschen unerwünscht seien, so Anne Overlack. Wie die Gemeinderätin deutlich machte, werden in den Schreiben viele Ängste der Bürgerinnen und Bürger geschildert.

Da gehe es etwa um das Ruhebedürfnis der Anwohner, um die Sicherheit alleinstehender Frauen und junger Mädchen, aber auch um die Sorge vor dem Wertverlust der eigenen Immobilie im Fall einer Unterbringung von Flüchtlingen in der Nachbarschaft.

Briefe zeugen von Sorgen und Ängsten

»Kommen Sie uns jetzt bitte nicht mit Integration!«, heißt es in einem der Briefe, den Overlack in der Sitzung zitierte. Diese finde »in Vereinen statt, und nicht in der Nachbarschaft, die in Angst und Schrecken nebenan wohnt und sich in ihrer Privatsphäre gestört fühlt«, so das Zitat aus dem Brief weiter. Dazu bezog die Gemeinderätin klar Stellung.

»Ja, wir werden aus unserer Bequemlichkeit gerissen, aus unserer Ruhe, aus unserem Komfort und aus unserem wunderschönen Mooser Landleben. Ja, es mag sein, dass junge geflüchtete Männer anstrengender sind als die gewohnten Nachbarn. Aber wir kennen sie noch nicht einmal. Wir setzen schon voraus, dass man sich vor ihnen fürchten muss. Wo sind wir nur gelandet, in Deutschland im Herbst 2020, nachdem wir selbst vor wenigen Jahrzehnten die ganze Welt in Furcht und Schrecken versetzt haben.«

Engagement gefordert

Für Overlack zeugen die Briefe ihrer Mitbürger von Angst und von zu wenig Empathie. Sie selbst habe mit ihrer Familie zu Beginn der Flüchtlingswelle zwei junge Geflüchtete für ein Jahr lang aufgenommen, was zwar auch nicht immer leicht gewesen sei, jedoch habe sie dadurch viel gelernt, »zum Beispiel, dass die Welt, auch die kleine Mooser Welt, uns nicht allein gehört«, betonte sie.

Am Ende ihres Statements drückte sie die Hoffnung aus, dass Flüchtlinge in das Rathaus von Bankholzen einziehen können und erklärte sich bereit, sich in einem begleitenden Unterstützerkreis engagieren zu wollen. »Dabei verliert man die Angst, manchmal auch ein paar Illusionen –und man erlebt Gemeinschaft auch jenseits des eigenen Gartenzauns«, so Overlack zum Abschluss, wofür sie Applaus vom gesamten Gemeinderat erhielt.

»Schützenhilfe« vom Bürgermeister

Bürgermeister Patrick Krauss pflichtete der Gemeinderätin bei. Was die Unterbringung von Flüchtlingen angehe, sei Moos die zweitschlechteste Gemeinde im Landkreis Konstanz, so Krauss. Dafür schäme er sich. »Wenn wir gemeinschaftlich dahinter stehen, eine Lösung für dieses Problem zu finden, dann werden wir es aber packen«, so sein Fazit.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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