Die Höri ging in Narrenhand
»Wenn et Trömmelche jeht« im Narrenland

Nachdem Mafia-Boss Don Party Rico (Bürgermeister Partick Krauss) den Anforderungen im Gastronomieduell weit unterlegen war, gab es für die Narren den Rathausschlüssel. | Foto: swb-Bild: Achim Holzmann
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  • Nachdem Mafia-Boss Don Party Rico (Bürgermeister Partick Krauss) den Anforderungen im Gastronomieduell weit unterlegen war, gab es für die Narren den Rathausschlüssel.
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Gaienhofen/Moos/Öhningen. Mit dem Ausheben der Ämter im Rathaus am Schmutzigen Donnerstag startete die Fastnacht im »Höriland« in ihre heiße Phase. An den verschiedenen Schauplätzen versammelten sich zahlreiche Narren und bejubelten ihre Narrenhoheiten. Sie freuten sich, dass die Zünfte, zumindest bis Aschermittwoch, in den Gemeinden nun das Zepter schwingen.

Das Spektakel begann in den frühen Morgenstunden auf dem Mooser Rathausplatz. Mafia-Boss und Schultes Patrick Krauss fuhr mit einer Mercedes-170S-Limousine, Baujahr 1949 auf den Rathausplatz und verkündete: »Ich, Don Party Rico, krieg hier alles hin, La Moser Nostra ist mein Ding, als großer Boss durchs Dorf flaniere, Gelder wasche und kassiere.«

Er bezeichnete Iznang als »Kiffer-Dorf« und das Dorf Weiler müsse baldmöglichst eliminiert werden. Diese gemeingefährlichen Anschuldigungen ließ Büllebläri-Präsident Markus Maier, die die Amtsaushebung ausrichteten, natürlich nicht lange auf sich sitzen. Er forderte den Mafia-Boss natürlich sofort zum Duell ums Rathaus, das zu einem gemütlichen Hotel mit gut bürgerlicher Gastronomie werden sollte. Beim Spiel ging es um kompetente Gastronomieaufgaben und natürlich war der Mooser Schultes mit seinem Gefolge den Anforderungen weit unterlegen. Es blieb ihm nichts anderes, als die Rathausschlüssel herauszurücken und die Narren zu einem Frühstück einzuladen.

Mafia, Reisunternehmer und den "Jeck" aus dem Amt gejagt

Szenenwechsel. Zunächst musste der Gaienhofener Bürgermeister Jürgen Maas mehrere Fangfragen zur einheimischen Fastnacht beantworten. Die Fragen stellte die Präsidentin der Käfertaler Michaela Schmid. Am Ende bilanzierte sie zwei Falschantworten. Zur Strafe sollte der noch amtierende Rathauschef die Schlüssel herausrücken. Doch Bürgermeister Maas, ein gebürtiger Rheinländer, hatte einiges in petto. Er bezeichnete sein Rathaus als »eine Bastion, in der es heute gibt eine Revolution« und sagte: »So etwas hat es hier noch nicht gegeben, die Narren am Bodensee werden das nicht überleben.«

Maas fuhr fort: »Für Gaienhofen ungewohnt, ihr werdet nur dann mit dem Schlüssel belohnt, wenn ihr es schafft ein Lied zu singen.« Als Kostprobe ließ der Hausherr den Mainzer Narhalla-Marsch einspielen und die Rathausmitarbeiter verteilten den Liedtext vom »Kölner Fastelover Song« »Denn wenn et Trömmelche jeht«. Natürlich war das »Fastnachtsliedchen« für die einheimischen Narren das kleinste Problem. Zum Erstaunen des »Kölner Jecken« Jürgen Maas trällerten die Hörinarren den Ohrwurm vom Rhein lautstark und sogar im Originaldialekt. Damit hatte das Gemeindeoberhaupt nicht gerechnet und es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Rathausschlüssel freiwillig herauszurücken.

Nachdem die Piraten in Öhningen die Rathaustüre eingedrückt hatten, waren sie mehr als erstaunt. Kein Mensch befand sich im Rathaus. Lediglich drei ältere Damen (Rathausmitarbeiter, verkleidet als Seniorinnen) warteten auf einer Gartenbank bei der neuerdings am Rathausplatz eingerichteten Bushaltestelle. Sie wollten zum Reisebus der Firma Andreas Schmid. Kurz darauf gesellte sich die »Reisegruppe Frohsinn« (ebenfalls Rathausmitarbeiter) dazu. Wenige Augenblicke später fuhr der »Kartonbus« ein, am Steuer der Chef, Bürgermeister Andreas Schmid höchst persönlich.

Verwundert wollte nun der Oberpirat wissen, ob das Gemeindeoberhaupt zum Busfahrer degradiert wurde. Als Antwort gab es: »Wer Bürgermeister ist, kann auch Bus fahren, wozu die Piraten selbstverständlich nicht in der Lage sind.« Es entwickelte sich eine heftige Diskussion, ob die Piraten jetzt die Bus- oder Rathausschlüssel haben wollten. Nachdem der Sachverhalt geklärt war, übergab Busfahrer Schmid lustlos die Rathausschlüssel und freute sich auf den Betriebsausflug mit seinen Mitarbeitern bis zum Aschermittwoch.

Autor:

Achim Holzmann aus Singen

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