Heinrich-Rehm-Medaille posthum für Bruno Epple
Große Anerkennung für den "Badischen Loriot"

Präsident Rainer Hespeler (links), Walter Möll von der Muettersprochgsellschaft sowie Michael Fuchs bei der Übergabe der Ehrungsurkunde und Medaille.  | Foto: Philipp Findling
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  • Präsident Rainer Hespeler (links), Walter Möll von der Muettersprochgsellschaft sowie Michael Fuchs bei der Übergabe der Ehrungsurkunde und Medaille.
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Orsingen-Nenzingen. Auch über zwei Monate nach dem Tod von Bruno Epple strahlt dessen Andenken noch weit über die Bodensee-Region hinaus. Dies wurde nun in der Orsinger Kirnberghalle mit der Verleihung der Heinrich-Rehm-Medaille gebührend gewürdigt.

Am 30. März wäre Heinrich Rehm, der Gründer der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NV), 99 Jahre alt geworden. Für Rainer Hespeler, Präsident der NV, daher ein umso schönerer Anlass, die neunte Verleihung an diesem Nachmittag durchzuführen. Die Kirnberghalle war dabei der Ersatz für die Nenzinger Rebberghalle, die aktuell renoviert wird. den Weg nach Orsingen fanden dabei auch einige Altbürgermeister wie Martin Stab (Radolfzell), Heinz Brennenstuhl (Gailingen), Bernhard Volk (Orsingen-Nenzingen) sowie Alfred Mutter (Volkertshausen) und zahlreiche Vertreter lokaler und überregionaler Narrenvereinigungen. 
Bereits im Juni dieses Jahres wurde Epple gefragt, ob er diesen Preis annehmen würde, wobei der sich laut Hespeler "wie ein kleiner Bub" gefreut habe. "Ich bin mir sicher, er blickt in diesem Moment mit seinem spitzbübischen Lächeln vom Maler- und Poetenhimmel zu uns herab."

Teil eines bunten Mosaiks

Nachfolgend trat Bürgermeister Stefan Keil hinter das Rednerpult. In seiner Ansprache verdeutlichte er die Bedeutung der Fastnacht, so schenke sie vielen Menschen einen "kostbaren Moment des Rückzugs und der Freude" und sei für ihn ein Symbol der Lebensfreude.
"In ihr ist eine unglaubliche Vielfalt erkennbar, so sind wir alle Teil eines bunten Mosaiks", so Keil. Auch wenn die Fastnacht oft tiefere Botschaften mit sich bringe, trage sie durch ihr Gemeinschaftsgefühl dazu bei, den Alltag lebenswert zu machen.
Musikalisch wurde der Abend von Uli Fricker und Bernd Konrad am Sopransaxophon begleitet. Letztgenannter kam nach der ersten Einlage gleich wieder zum Einsatz, als er nach einer Geschichte zu Epples Haus in Wangen diese meisterlich mit einer Improvisation dazu begleitete.
Gleich im Anschluss folgte schließlich der Höhepunkt des Nachmittags, als Rainer Hespeler sowie der Radolfzeller Kunsthistoriker Michael Fuchs posthum die Heinrich-Rehm-Medaille für Bruno Epple an dessen Vertreter und Freund Walter Möll von der Muettersprochgsellschaft Regionalgruppe Hegau überreichten. Fuchs war auch derjenige, der die Ehrungsurkunde eigenhändig gestaltete. In dieser wurden die zahlreichen Verdienste von Epple zur Fastnacht in der Region sowie seine vielen Auszeichnungen festgehalten.

Große Verdienste für die Fastnacht

Einen umfangreichen Einblick in das künstlerische Schaffen von Bruno Epple bekam das Publikum durch einen spannenden Vortrag von Michael Fuchs, der mit Details zum Künstler, Poeten und Mundartdichter aufwarten konnte.
Dabei war es kein schöner Kontext, in den das "unbefangene Kinderherz" Epples am 1. Juli 1931 hineingeboren wurde, so habe er mit einer nachgestellten Enthauptung auf dem Vorplatz einer Metzgerei eine "schreckliche und angsteinflößende" Erinnerung an eine von der NS-Zeit geprägten Fastnacht. Das Unheimliche und Eindrucksvolle war es auch, was Epple in Kunstwerken, wie seinen kargen Winterlandschaften festhielt, wie Fuchs erzählte: "Umrahmt von schmucklosen Häuserfassaden schreckte er nicht davor zurück, den Tod in seinen Bildern heraufzubeschwören." Seine Fastnachtskunst, wirkte dadurch mitten ins Leben hinein gemalt, da "jeder Mensch im Leben auch Leid ertragen muss", so Fuchs, Epple zitierend.
Zwischen den Vorstellungen der Bilder rezitierte Franz Allmayer passende Verse aus Epples umfangreichem Gedichtewerk. Auch die Hästräger waren dem Künstler von großer Bedeutung, so ein weiteres Zitat: "Wer das erlebt hat, weiß, dass man zu einem anderen wird. Man wird eins mit der Rolle."
Fuchs stellte in seinem Vortrag auch das jahrzehntelange Wirken Epples für die Radolfzeller Fastnacht in den Vordergrund, deren Symbolfigur, das Kappedeschle, er bühnenreif machte und wofür er 1965 von Wilhelm Kutter in den Narrenrat berufen wurde. "Er fühlte sich wie ein Radolfzeller, obwohl er in Rielasingen geboren wurde", so Fuchs. Auch wurde Epples Auszeichnung mit dem Alefanzorden im Jahr 1998 beim Kumpaneiabend auf Schloss Langenstein erwähnt, welchen er mit Mundartlegende Walter Fröhlich viele Jahre lang gestaltete. Bei der Straßenfastnacht in seinem letzten Wohnort Wangen hinterließ er mit der Erschaffung der Wangener Siebler als neue Figur seine Spur. Das künstlerische Vermächtnis Bruno Epple werde die Fastnacht weiterhin bereichern, so der Kunsthistoriker Michael Fuchs.

Lehrreiche Schulstunden

Eine etwas andere Laudatio erwartete die BesucherInnen und Fastnachtsfreunde im Folgenden von Uli Fricker. So gestaltete er diese im Dialog mit dem Präsidenten Rainer Hespeler. "Bruno würde sich granatenmäßig freuen, auch wenn er es bei seinen vielen Ehrungen wie dem Bundesverdienstkreuz oder der Landesverdienstmedaille nie richtig gezeigt hat", ist Fricker überzeugt. Schließlich habe Epple nie eine Ehrung ausgeschlagen. Den verstorbenen Mundartdichter und Künstler bezeichnet er aufgrund seiner Vielseitigkeit als "badischen Loriot", außerdem war er "kein Draufgänger und Witzeerzähler, sondern vor allem ein sehr guter Beobachter, sowie stiller und menschenfreundlicher Genießer, den man sich ohne die Fastnacht gar nicht vorstellen kann", erzählt Uli Fricker. Heutzutage gebe es für ihn nur noch wenige Künstler, welche wie Epple die Fastnacht in ihren Bildern zum Thema machten.
Zu guter Letzt verwies Walter Möll von der Muettersprochgsellschaft auf Epples Hingabe zur Mundartpflege. So habe der Künstler in seinem Testament verewigt, eine Stiftung zum Erhalt und Pflege der Alemannischen Sprache zu gründen. Deren ausführendes Organ werde die Muettersprochgsellschaft Region Hegau sein, die sich durch die Einführung eines Bruno-Epple-Preises und andere Veranstaltungen um die Förderung der Alemannischen Sprache kümmern soll.

Abgeschlossen wurde die Zeremonie mit einem Kurzfilm der Radolfzeller Heimattage, in welchem sich Epple nochmal selbst Worte fand, um diesen Anlass treffend zu beenden: "Heimat ist dort, wo du daheim bist und dazugehörst."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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