Sven Plöger zu Gast in der Buchhandlung Rupprecht
„Der Planet braucht nicht uns, wir brauchen ihn!“

„Der Planet braucht nicht uns, wir brauchen ihn!“, betonte ARD-Wettermoderator Sven Plöger bei seinem Vortrag in der Buchhandlung Rupprecht. | Foto: Philipp Findling
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  • „Der Planet braucht nicht uns, wir brauchen ihn!“, betonte ARD-Wettermoderator Sven Plöger bei seinem Vortrag in der Buchhandlung Rupprecht.
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Radolfzell. Mit Wettermoderator Sven Plöger konnte die Buchhandlung Rupprecht in Radolfzell den derzeit wahrscheinlich bekanntesten deutschen Wetterexperten gewinnen. Dabei wurde am Montagabend auf sehr unterhaltsame Art und Weise aufgezeigt, welche Auswirkungen der Klimawandel mit sich bringt und was die Menschheit noch dagegen tun kann.

„Zieht euch warm an, es wird heiß!“ lautet der Titel des aktuellen Bestsellers von ARD-Meteorologe Sven Plöger. Eine Lesung wurde es jedoch nicht, sondern ein Vortrag über die aktuelle Lage unseres Weltklimas. Auf den Veranstaltungsort habe er sich sehr gefreut, so studierte er für einige Semester Meteorologie im Appenzeller Land nahe des Bodensees und begann dort mit seinen ersten Wettervorhersagen. „Es ist einfach spannend zu verstehen, was im Wetter passiert und wie es funktioniert“, beschrieb er die Faszination für seinen Beruf.

„Tsunami“ Klimawandel nicht sichtbar

„Das Klima“, so Plöger, „beschäftigt, weil es haptisch geworden ist.“ Einführend hierzu hob er die funktionierende Klimaforschung am Beispiel des Psychiaters und Fernsehmoderators Hoimar von Ditfurth, welcher „bereits 1978 eine ganz aktuelle Sendung“ präsentierte, hervor: „Dies zeigt perfekt, dass wir beim Klimawandel heutzutage kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem haben und uns somit zu einer weltweiten Operation am offenen Herzen zwingt.“ Aus Meteorologensicht sei dies noch erschreckender, so wisse der Mensch zwar, dass es den „Tsunami“ Klimawandel gibt, nur sehen können sie ihn nicht. Im weiteren Verlauf zeigte der ARD-Moderator verschiedenste Szenarien auf, die aktuell aufgrund von Dürre, Flutkatastrophen sowie dem Gletscherschwund ihren Lauf nehmen. Ereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal werden demnach durch den Klimawandel bis zu neunmal wahrscheinlicher als ohne. Den Rückgang der Gletscher verdeutlichte er am Beispiel des Gletscherrückgangs in den Alpen, welcher bei der Stieregghütte in Grindelwald 2003 zu Bodenrissen und einer später daraus folgenden Abbrennung der Hütte führte. „Die Alpen“, so Plöger, „zerbröckeln, weil sie nicht mehr gestützt werden.“ Die aktuellen Kälteeinbrüche und Hitzewellen begründete er mit dem Abschwächen der Jetstreams, ein sich dynamisch verlagerndes Starkwindfeld, das meist im Bereich der oberen Troposphäre bis zur Tropopause auftritt und maßgeblich für die Luftdruckverteilung und somit für die Ausbildung der Wind- und Luftdruckgürtel auf der Erde verantwortlich ist.

„Weg von kognitiver Dissonanz“

Aufgrund dessen, dass Probleme wie das Billiggas aus Russland immer schöngeredet wurden und kein Interesse an Realitätserkennung bestand, sei es in Zukunft umso wichtiger, die Nachhaltigkeit stärker in den Fokus zu nehmen. Als Beispiel hierfür nannte er den Australier Tony Rinaudo, welcher in Äthiopien und dem Niger mit der eigens entwickelten Wiederaufforstungsmethode FMNR, welche auf noch vorhandene lebende Wurzelreste gerodeter Bäume zurückgreift und dort diese wieder zum Wachstum bringt, für Wiederbegrünung sorgte. „Wir müssen weg von der kognitiven Dissonanz der letzten Jahre und vermehrt eine stärkere Haltung einnehmen, um das Thema nach vorne zu bringen“, appelliert er. In diesem Zusammenhang fordert er die Einführung eines ökologischen sozialen Jahres, um „in 1/80stel seines Lebens“ etwas für die Allgemeinheit zu tun. „Der Planet“, so Plöger in seinem Abschlussplädoyer, „braucht nicht uns, wir brauchen ihn!“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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