Investor Andreas Mayer wundert sich über die Entscheidung des Gemeinderates zum Schützenareal

»Eine Verschlimmbesserung der Architektur«

Radolfzell (rab). Das Schützenareal hat eine besondere Bedeutung für viele Radolfzeller – das wurde auch bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates deutlich. Zwei Gebäude, die auf diesem Areal liegen, verbinden viele mit schönen Erinnerungen und Erlebnissen: Die Szene-Kneipe »Tanke«, die noch in Betrieb ist, sowie der ehemalige Gasthof »Schützen«. Im Jahr 2015 kaufte die Firma »Gnädinger & Mayer« das Grundstück. Nach einer Prüfung durch Sachverständige gab das Unternehmen aufgrund »gravierender baulicher Mängel und eines hohen Sanierungsaufwandes« die Idee auf, den »Schützen« wieder in Stand zu setzen, und auch die »Tanke« soll nun weichen. Stattdessen hat »Gnädinger & Mayer« vor, auf dem Areal ein Gebäudeensemble zu errichten, das vom Gestaltungsbeirat befürwortet wurde. »Wir sind neu hier!«, ist laut Stadtbaudirektor Thomas Nöken die Botschaft der Gebäude, die sich deutlich zur Altstadt hin abgrenzen sollten und sich durch »kristalline Ausformungen« kennzeichneten. Bei einem der vorgesehenen Gebäude weichen im Entwurf jedoch die Dachform, die Dachneigung und der große Dacheinschnitt von den Festlegungen der Gestaltungssatzung ab, die die Räte im Jahr 2013 festgelegt hatten. Aus diesem Grund beantragte der Investor für diesen Gebäudeteil eine Aufhebung der Satzung – gegen dieses Vorhaben stemmten sich jedoch etliche Gemeinderäte. Elf von ihnen stimmten bei der Abstimmung gegen die Änderung, elf dafür, und einer enthielt sich - womit der Antrag abgelehnt wurde. Über die »sehr emotionale Diskussion« wunderte sich Nöken und betonte, dass der Schützen letztendlich »ein neuzeitlicher Bau und kein Kulturdenkmal« sei. Der Investor sei auch willens gewesen, den ehemaligen Gasthof zu erhalten. Jedoch: »Die Hütte ist kaputt, die ist nicht mehr zu sanieren!« Und das Gleiche gelte für die Tanke. Bürgermeister Martin Staab verdeutlichte ebenfalls, dass er die Pläne für »eine sehr gelungene Lösung« halte. Er sei überzeugt, dass die Emotionalität der Debatte teilweise daher komme, »dass wir die Hoffnung hatten, den Schützen und die Tanke zu erhalten«. Letztendlich nutzten jedoch alle Appelle seitens der Verwaltung und der Mitglieder des Gestaltungsbeirates nichts – der Antrag wurde abgelehnt.

Und das sagt der Investor dazu:

Über die Entscheidung des Gemeinderates sehr verwundert ist Andreas Mayer, Geschäftsführer der Firma »Gnädinger & Mayer«, die das Schützenareal erworben hat – schließlich habe sich der Gestaltungsbeirat, in dem alle Fraktionen vertreten sind, nach der Mehrfachbeauftragung eindeutig und einstimmig für den Entwurf von Lanz & Schwager Architekten aus Konstanz entscheiden. »Da muss man sich als Investor fragen: Warum installiert man so ein Gremium, wenn man sich dessen Beschluss nachher nicht anschließt?«, kommentierte der Unternehmer den Beschluss des Rates, den betroffenen Bereich nicht von den Festsetzungen der Gestaltungssatzung für die Altstadt zu befreien. »Da kann man ja in Zukunft den Gestaltungsbeirat gar nicht mehr ernst nehmen, wenn sich der Gemeinderat dem Votum dieses Gremiums nicht anschließt«, verdeutlichte er. Die nun getroffenen Entscheidung des Gemeinderates zum Schützenareal werde auch zukünftige Entscheidungen seines Unternehmens beeinflussen, meinte Mayer: Die weitere Zusammenarbeit – auch in Bezug auf andere Projekte in Radolfzell - »halten wir für schwierig«, findet er klare Worte. Für das Stadtbild sei die Entscheidung der Räte nicht gerade vorteilhaft, erklärt Mayer weiter: »Es bedeutet eine Verschlimmbesserung der Architektur. Man macht aus einem guten Entwurf einen nicht mehr so guten Entwurf.«

- Nicole Rabanser