Weg müsste frei gemacht werden für Luisenklinik
Neue Bewegung bringt neue Fragen zum Radolfzeller Krankenhaus

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Radolfzell. Ein Jahr ist es inzwischen fast her, dass das Radolfzeller Krankenhaus seinen Betrieb eingestellt hat und in weiten Teilen leer steht. Noch ist der Gesundheitsverbund des Landkreises über die Fördergesellschaft des Hegau-Bodensee-Klinikums Erbpächter des Areals mit den Gebäuden, da kommt doch aus einer ganz anderen Richtung als vermutet Bewegung ins Thema zur Zukunft des Areals auf.

Denn verhandelt wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am 16. April in der "Hauptsache" um den Wunsch der Luisenklinik mit Hauptsitz in Bad Dürrheim, die hier ihre an der oberen Strandbadstraße gelegene psychiatrische Tagesklinik gerne erweitern würde, entweder durch eine einen Erweiterungsbau, oder unter Nutzen des "Altbaus" des Radolfzeller Krankenhauses, der 1906 den Anfang auf der Mettnau machte. Um diesen Schritt möglich zu machen, wurde in der Sitzung auf Antrag von GemeinderatSiegfried Lehmann von der Freien Grünen Liste, der Beschluss um die Optionen "Verkauf oder Erbpacht" erweitert, mit der Perspektive, diesen Weg bis zum Oktober dieses Jahres geklärt zu haben.
Dem hat der Gemeinderat laut Sitzungsprotokoll im Grundsatz nach langer Diskussion einstimmig zugestimmt.

Die Findung der Entscheidung musste allerdings viele Windungen durchlaufen und zu beleuchten, wie der Weg zu dieser Klärung führen könnte. Denn im zweiten Strang der Sitzung ging es noch um die Gutachten zum Zustand der Gebäude und somit um die Frage, welche Bereiche überhaupt erhaltenswert wären. Dieser Frage stellte sich das beauftragte Architekturbüro „KTL Architekten“ aus Rottweil/Radolfzell, welche in der Sitzung durch Benjamin Heller vertreten waren. Die Architekten konnten im letzten Jahr im Dezember das Krankenhaus einschließlich des Umfelds besichtigen und inspizieren. Ihre Bilanz entspricht dem Vorwurf von Gemeinderat Siegfried Lehmann, dass das Gebäude in den letzten Jahrzehnten zu einem großen Teil heruntergewirtschaftet wurde. Die Empfehlung der Baufachleute ist, dass man rund zwei Drittel des in 1906 begonnenen und immer wieder erweiterten Gebäudekomplexes abreißen sollte. Schon weil hier Gebäudeteil um Gebäudeteil bis in die Mitte der 1980er Jahre dran gesetzt wurde, zuweilen passen nicht mal die Geschosshöhen zueinander. Der in den Raum gestellte Rat von Heller ist, höchstens das alte Gebäude und vielleicht noch den Bettentrakt aus den 1980er Jahren stehen zu lassen, Erstgenanntes aber auf das alte Maß auch zu reduzieren. Auf den nach einem Abriss freien Flächen könne man das Gelände mit einem anderen Bauwerk nutzen und auch eine neue Situation schaffen.
Allerdings, und damit eröffnete sich der dritte Handlungsstrang dieser Diskussion, für die sich sogar Landrat Zeno Danner am letzten Dienstag in die Höhle der Löwen des Radolfzeller Gemeinderats gewagt hatte, werden die Verhandlungen um die Kosten dieser Maßnahmen sich wohl noch hinziehen, so liegen die Standpunkte in dieser Sache ziemlich weit auseinander. Denn auf der einen Seite wirft die Stadt Radolfzell dem Gesundheitsverbund vor, das Gebäude heruntergewirtschaftet und dadurch seinen Wert zerstört zu haben und fordert Ausgleich dafür, auf der anderen Seite vertritt der Landrat den Standpunkt, dass man das auch ohne Geld hingekommen könnte. Dies wird von den Radolfzellern strikt abgelehnt, weil sie dadurch den eigenen Spitalfonds gefährdet sehen, der dadurch vor das finanzielle Aus gestellt werde, wenn es nun keinen Gegenwert gebe. In Verhandlung ist insgesamt die Frage der Erbpacht als strittiges Thema. Für 50 Jahre wurde der Vertrag damals abgeschlossen, nach nur zehn Jahren machte das Krankenhaus dicht. Das pachtfreie Überlassen war auch daran gebunden, dass dort ein Krankenhaus betrieben wird, was nun nicht mehr der Fall ist, sodass der Landkreis nun eigentlich zahlen müsste.
Weil das noch länger gehen dürfte, geht es jetzt auch um die Variante, eben den historischen Teil des Krankenhaus-Areals aus diesem Pachtvertrag schon vorab herauslösen zu können. Wie ernst es der Luisenklink mit ihren Erweiterungsplänen und einer eventuellen Übernahme des Altgebäudes wäre, will Gemeinderat Siegfried Lehmann da schon genau wissen und setzt hier den Oktober als Zeitpunkt an, um Raumbedarf und Angebotsmöglichkeiten genau zu klären. Wenn das doch nicht verbindlich der Fall sei, solle die Stadt schnellstmöglich das Areal für eine möglichst medizinische Nutzung ausschreiben, ist seine Forderung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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