Zeller Kultur mit Monsieur Noël
Und doch wird der geheime Wunsch wahr

Das war der Herzenswunsch, den Monsier Noël erfüllen konnte: Der so mit sich selbst nach dem Tod seiner Frau beschäftigte Vater kommt am Heilig Abend dann doch nach Hause, zu seinen Töchtern Maja und Finja.
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  • Das war der Herzenswunsch, den Monsier Noël erfüllen konnte: Der so mit sich selbst nach dem Tod seiner Frau beschäftigte Vater kommt am Heilig Abend dann doch nach Hause, zu seinen Töchtern Maja und Finja.
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Radolfzell. Tja, seine Pause bis zur nächsten Weihnacht hätte sich Monsieur Noël (Chiara Engel) ganz anders vorgestellt. Aber schon nach etwas mehr als 300 Tagen im Bett muss der Weihnachtsmann von Oberelfe Schenkenberg (Paula Kempter) mit ihren spitzen Ohren unter Zuhilfenahme der Haushälterin Fräulein Carola (Elisa Gutberlet) aus dem Bett geholt werden, weil sich eine Katastrophe anbahnt: denn auf den Wunschzetteln der Kinder stehen so viele Sachen, dass die Produktion der Geschenke nicht mehr nachkommen kann und die Gefahr droht, das manche Kinder ohne Geschenke vom Monsieur Noël bleiben.

So dramatisch beginnt die Aufführung des Jugendtheaters in der Zeller Kultur, die am Wochenende dreimal aufgeführt wurde, und die, obwohl für Kinder ab acht Jahren gedacht, doch außerordentlich viele Erwachsene anzog, die hier vielleicht in bisschen in ihre Kindheit zurückschlüpfen wollten. Die Zeit als sie selbst noch an den Weihnachtsmann glaubten. Jetzt konnten sie es wieder lernen.

Die Frage stellte sich schnell, warum sich die Kinder überhaupt so viel Materielles wünschten, und weshalb es gerade Smartphones, Computerspiele oder die gerade angesagtesten Sneaker sein sollten. Dem wollte nun Monsieur Noël auf den Grund gehen und kurzerhand ließ er seinen Rentierschlitten reisefertig machen und raste auf die Erde, zusätzlich begleitet vom Wichtelmännchen Nissi.
Das Ambiente ist ungewohnt für die Gäste aus dem Reich der Wünsche, nicht nur, weil die Bäume im Park noch Blätter haben, sondern auch, weil der Weihnachtsmann zusehen muss, wie alle Menschen eigentlich nur in die Bildschirme ihrer mobilen Geräte starren und ständig daran rummachen. Auch Maja Mühlsheim (Lena Janz) macht das und die Gäste müssen für die Begrüßung erst mal warten, bis sie ihren nächsten Level erreicht hat - und dann werden sie auch noch als "Fake" hingestellt, weil, den Weihnachtsmann gibt es ja gar nicht, meint Maja. Aber schnell wird sie eines Besseren belehrt als es um die Frage geht, ob sie sich nicht doch etwas Wichtigeres wünschen könnte als die ultrahippen blauen Sneaker eines bekannten Herstellers. Da wird das Wanken in ihrem Leben deutlich, denn ihre Mutter war im letzten Jahr gestorben, der Vater habe sie und ihre Schwester Finja (Lovis Wickertsheim) allein gelassen.
Aber erst mal sorgt das Wichtelmännchen hier im Park für Unruhe, klaut an der Skaterbahn Alessia (Sarina Weiß) und Finja die Schokodrops. Und dann ist plötzlich schon Weihnachten in dem von Anny Da Silva zwischen den Szenen erzählten Stück. Und immer mehr bekommt das Publikum das Gefühl, dass es eigentlich nur um den Traum vom Weihnachtsmann gehen könnte.
Das Fest droht bitter zu werden für die beiden Mädchen. Denn schon die zweite Weihnacht macht sich der Vater vom Acker, sagt er müsse als Pilot eben einspringen für andere.
Und dann die Überraschung: da klingelt nicht der Weihnachtsmann an der Türe, sondern der Vater (Frank Wickertsheim). Das Wetter sei so schlecht geworden, dass der Flug gar nicht starten konnte, sagt er. Und jemand hätte ihm auf dem Heimweg sogar noch einen Christstollen mitgegeben, obwohl alle Läden wegen des Heiligen Abend längst zu hatten. Nun wird spürbar, was der Herzenswunsch gewesen war, den hier Monsieur Noël erfüllen konnte, obwohl er nur im Stillen ausgesprochen wurde. Denn für diese Wünsche ist der Weihnachtsmann eben da - weil es ihn eben doch gibt.

Ein schönes Stück, und eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist im Leben. Wichtiger als das neueste Smartphone, die neuesten Computerspiele, mit denen man eigentlich nur so sein will wie alle anderen. Das war dann bestimmt nicht mehr geträumt.
Möglich haben diese Inszenierung das Bundesprogramm "Demokratie leben", das BSZ Radolfzell und die Messmer-Stiftung mit ihrer Unterstützung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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