In Radolfzell begannen am Freitag die 44. Naturschutztage
»Zeit zu handeln«

Naturschutztage Radolfzell | Foto: Noemi Mundhaas und Manuel Oestringer von Fridays for Future Konstanz bei den Naturschutztagen im Milchwerk. swb-Bild: dh
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Radolfzell. Fast internationales Flair herrscht bei den Radolfzeller Naturschutztagen, wenn Umweltschützer aus nah und fern ins Milchwerk pilgern um an Vorträgen und Workshops rund um das Thema Natur- und Umweltschutz teilzunehmen. Dementsprechend richtete die BUND-Landesgeschäftsführerin Silvia Pilarsky-Grosch den Blick zunächst nach Australien, wo die Regierung keinen Zusammenhang zwischen Feuerkatastrophe und Klimawandel erkennen wolle. »Bei uns ist die Erkenntnis zum Glück größer, was die Auswirkungen des Klimawandels angeht. Was trotzdem fehlt ist die Umsetzung«, bemängelte sie im Rahmen der Pressekonferenz zur Eröffnung der Veranstaltung. Sie fordert deshalb von der Landesregierung, sich nicht an den Zielen der Bundesregierung zu orientieren, die hinter den Klimaschutzzielen von Paris zurückblieben, sondern stärkere Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz zu ergreifen.

Ein wesentlicher Spieler in Sachen Klimaschutz ist für Johannes Enssle, den Landesvorsitzenden des NABU die Landwirtschaft. Er sieht sie zugleich als Opfer und als Mitverursacher des Klimawandels. Laut Enssle fließen 60 Millionen Euro an EU-Mitteln in Subventionen für die Landwirtschaft. Im Hinblick darauf fordert er aber, dass in diesem Wirtschaftszweig mehr für Natur- und Umweltschutz getan wird. »Es ist in Ordnung die Landwirtschaft zu unterstützen. Aber dann kann man auch fordern, dass diese nachhaltig wirtschaftet, die Tiere artgerecht hält, Landschaften für Wildbienen, Vögel und viele andere Tierarten pflegt und gute, bio-regionale Nahrungsmittel produziert«, so Enssle.

»Die Bauern müssen weg kommen von ihrem Selbstverständnis nur Lebensmittelproduzenten zu sein. Sie sind nämlich auch Pfleger der Kulturlandschaft«, betont der NABU-Landesvorsitzende weiter.
Dazu brauche die Landwirtschaft aber die richtigen Rahmenbedingungen. Deshalb sei auch ein Umdenken der Verbraucher notwendig. Die Verbraucher müssen bereit sein, den Wert von Lebensmitteln anzuerkennen und entsprechend dafür zu bezahlen, sind sich Pilarsky-Grosch und Enssle einig.

Nach der offiziellen Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Silvia Pilarsky-Grosch und Oberbürgermeister Martin Staab berichtete die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Rita Schwarzelühr-Sutter über die Aktivitäten der Bundesregierung zum erreichen der Klimaneutralität. Insgesamt zeigte sie sich erfreut darüber wie viel für die Umwelt schon erreicht wurde in den 44-Jahren seit es die Naturschutztage gibt. Bis 2050 wolle die EU klimaneutral sein. Das bedeute aber auch, dass »wir alle unsere Art zu Leben ändern müssen«, betonte sie.

Heftige Kritik musste sie von den folgenden Rednern, Noemi Mundhaas und Manuel Oestringer von Fridays for Future Konstanz einstecken. Die beiden erklärten, dass bereits bei einer Erwärmung der Erde um nur 1,5 Grad eine Kettenreaktion von sogenannten »Kippeffekten« ausgelöst werden könnte, die zu einer unwiderruflichen Heißzeit auf der Erde führen, wodurch unter anderem weite Teile im Bereich des Äquators unbewohnbar werden würden. »1,5 Grad ist die lebenswichtige Grenze, die nicht überschritten werden darf«, betonte Mundhaas. Dafür unternehme die Bundesrepublik noch zu wenig. So habe die Regierung noch immer nicht alle Klimaschädlichen Subventionen wie zum Beispiel im Bereich des Kohleabbaus abgeschafft, prangerte sie an.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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