Wafrös alemannische Dialektik vom 27. August 2001

De Mensch sei die Krone der Schöpfung, saged se amel wieder mol, aber seit en Großteil vu de Menschheit nume ane Schöpfung glaubt, weil all's durch en Zuefall entschtande isch, wo's z mol firchtig glepft hot, also bim Urknall, hört me des Wort vu de Schöpfungskrone all weniger. S isch au saumäßig schwer, dass me a de Mensch als Krone glaubt, wemer weng um sich rum oder a sich abe lueget. De Großteil vu de Mensche, wo om all Tag begegnet, zieht en Lätsch ane, dass mer mone kännt, mir wäred im gröschte Elend dohom. S giit aber au Usnahme und wa fir schäne Usnahme! Seit's Mode worre isch, dass d Fraue au Männerarbet verrichted, Schaufelbagger steuered, Flieger kutschiered, Soldäteles mached, giit's bi de Poscht anschtatt Briefträger au Briefträgerine. So one macht au zeiteweis Dienscht i unsere Schtroß. Sie isch no ziemlich jung und fu Fueß bis Kopf guet binenand. Sie hot lange Hoor und meischtens ko Kappe uf, au wenn's renglet. Sie hot ko Moped, sie hot ä Fahrrad, ä gwähnlich's Poschtfahrrad, mitere Riesetasche vorne druf, wo die Poscht dinne isch. Sie fahrt bi uns i de Hof, klappt de Fahrradständer abe und schtellt s Rad ane. Denn goht se die drei Treppele ufe, a unsere Hustöre und wirft ihre Poscht i de Briefkaschte. Wenn se vill hot und weil it all's i de Schlitz ine goht, no schellet se bi uns und meischtens mach i denn off, des heißt i mach am liebschte alleweil off, wenn se schellet und i lueg, dass i zu de Poschtzeit dohom bin und offmache ka, wenn se schellet. Wenn i unsere Briefträgere offmache ka, isch fir mi de Tag gloffe, des heißt nix anders, als er isch vergoldet. Etz wered wieder ä paar sage, des sei jo klar. Wenn so en alte Simpel scho am früehe Morge inere junge Frau Töre offmache ka, des moß den doch ufschtelle. Die wo so denked, die sind primitiv und hond ko Ahnung vu de Krone der Schöpfung. Die Briefträgere isch nämlich so ä Krone, ä ganz seltenes Exemplar sogar und i probier etz eifach emol, dass i des sellene erklär, wo glei all's so oberflächlich und vordergründig säned. Au wenn i unsere Briefträgere uf de Stroß begegne, wa au mol vorkunnt, au wenn sie mich it sieht, aber ich sieh sie, wenn se i de Hof fahrt und ich sieh se hinder em Fenschter und wenn se under de Türe schtoht, wenn i ihre offmach, wenn se gschellet hot, sie lacht! Sie lacht it, wie mer iber en Witz lacht, sie lacht it laut, lacht aber au it leise. Sie lacht it iber andere, it emol iber sich selber, sie lacht ehnder bissele in sich nei, aber au aus sich raus. S isch ä Lache vu ganz dief dinne, ä Strahle vume Menschekind wo glicklich driber isch, dasses uf de Welt isch. S isch, glaub i, ä pure Freud am Lebe, am Sein, dät de Heidegger sage, am So-Sein, Da-Sein, Jetzt-Sein. S isch unsere Briefträgere egal, wenn's dusse schifft und wenn ihre schäne lange Hoor abelamped und wenn se nass isch, wie ä gwäschene Katz. Des strahlende, vu inne noch usse kummende Lache bleibt und blitzt durch die weiße Zäh. I hon se no nie agschproche und gfrogt, wieso se isch, wie se isch. I hon vill z vill Angscht, sie dät mer Sache verzelle, wo am End garit luschtig sind. Nix frog ich se, nu freie duet's me, wenn se mir begegnet und de Tag isch jedesmol gloffe, weil se mir signalisiert, dass no lang it all's Glump isch a dere Schöfpung, au wa die »Krone« betrifft. Wenn se nu wüßt, unsere Briefträgere, wievill Freud se verbreitet, nu weil se isch, wie se isch, aber sisch ganz guet, dass se's it woß, weil se denn so bleibt ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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