Hallo und guten Tag
Hauptsache gemeckert

Vor einigen Tagen kam Bruno Bernhardiner mit einem so griesgrämigen Gesicht angetrabt, dass ich erschrocken bin. »Professor, bist Du krank?«, wollte ich von ihm wissen. Er erfreue sich bester Gesundheit, doch am Nachmittag sei er mit seinem Chef unterwegs gewesen und da hätte er ein Erlebnis der besonderen Art gehabt, erzählte er. Der neue Singener Wochenmarkt war das Ziel ihrer Tour gewesen. „Der Marktplatz ist zwar noch nicht ganz fertig, doch er ist bereits jetzt richtig schön geworden. Die Zweibeiner in der WOCHENBLATT-Hauptstadt dürfen sich freuen und stolz sein auf den neuen Platz im Osten der Stadt. Ich habe da kleine versenkbare Kästen mit Steckdosen an den Seiten gesehen. Auch für Frischwasser ist gesorgt. Einen Brunnen mit Trinkwasser gibt es auch. Der Platz wurde einen Monat früher als geplant bezugsfertig. Die portugiesischen Fachleute haben im wahrsten Sinne des Wortes Gas gegeben und für die schnelle Fertigstellung gesorgt.
Für diese grandiose Leistung kann ich nur ein herzliches »Dankeschön« brummen, erzählte der Dicke begeistert. »Du bist hin und weg von dem neuen Herz-Jesu-Platz und gleichzeitig machst Du ein Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter. Kannst Du mir das bitte mal genauer erklären?«.
»Du kennst doch den weißen Spitz, der vor einiger Zeit in unserem Quartier zugezogen ist: Stell Dir vor, den haben mein Leithund und ich auf dem neuen Platz getroffen«, berichtete Bruno weiter. »Hör nur auf mit diesem Miesepeter. Weißt Du noch wie er gleich nach seiner Ankunft hier mit allen Krach anfing?«, fragte ich zurück. »Gestohlen hat der kleine Spitz das nicht. Das muss er bei seinem Gegenstück am anderen Ende der Leine gelernt haben. Dieser Zweibeiner krallte sich meinen Dosenöffner und verwickelte ihn in ein Gespräch. Es handelte sich – genau gesagt – um den Monolog eines unzufriedenen Zeitgenossen. Nach seinen Ausführungen ist der schöne neue Marktplatz ein einziges Desaster. Die Pflastersteine sind schlecht, der Brunnen ist unmöglich und nicht daran zu denken, wenn die Sitzmöglichkeiten installiert sind. Da würden sich dann alle möglichen Leute treffen und der neue Spielplatz werde nur zu Lärmbelästigungen und Verschmutzungen führen. Der Lebensinhalt dieses Mannes bestehe wohl nur aus nörgeln, schimpfen, meckern.
So einem unzufriedenen Zeitgenossen muss man aus dem Weg gehen und sich selbst überlassen«, meinte der Professor abschließend. Der Dicke hat Recht, aber wir lassen uns die Freude an dem neuen Platz nicht nehmen.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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